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Titeldreikampf Schalke, Werder, Stuttgart

Schalke zeigt wieder einmal Nerven, Stuttgart dagegen unerwartete Souveränität - der Kampf um die deutsche Meisterschaft ist drei Spieltage vor dem Saisonfinale endgültig zu einem Dreikampf geworden. Im Schatten der vermeintlichen Titel-Favoriten Bremen und Schalke verblüfft der lange Zeit unterschätzte VfB die Konkurrenz und Fachwelt. Mit dem 1:0 bei Fast-Absteiger Borussia Mönchengladbach verkürzten die Schwaben (61 Punkte) den Abstand zum Spitzenreiter aus Gelsenkirchen auf einen Zähler. Nach dem sechsten Pflichtspielerfolg in Serie reifen beim Pokalfinalisten gar Double-Träume. "Das hätte uns vor fünf Spieltagen keiner zugetraut. Und jetzt sind wir dabei", sagte Torhüter Timo Hildebrand.

Leichtes Restprogramm

Der märchenhafte Aufwärtstrend verleitet in Stuttgart jedoch niemanden zu Muskelspielen. Noch gibt sich die Klubführung bescheiden - und trägt damit zur unverkrampften Spielweise der Profis bei. Zwar präsentierte sich der VfB in Mönchengladbach in wenig meisterlicher Form, nutzte aber im Stile einer gereiften Spitzenmannschaft die Gunst der Stunde. Die glänzende Ausgangsposition und das leichteste Restprogramm aller Titelanwärter schüren die Vorfreude auf ein Herzschlag-Finale. Trainer Armin Veh sieht keine Gefahr, dass sein Team abhebt: "Meine Spieler sind zwar jung, aber auch klug."

Schalke mit mehr Druck

Wie es scheint, macht der Druck den Schalkern mehr zu schaffen. Wie schon vor sechs Jahren kamen die "Königsblauen" am 31. Spieltag als Spitzenreiter im Revierderby beim VfL Bochum ins Straucheln. "Da war plötzlich unser Meister-Gen weg", klagte Trainer Mirko Slomka in der "Bild am Sonntag". Von einem folgenschweren Dj-vu-Erlebnis wollte Manager Andreas Müller jedoch nicht reden: "Ich habe immer gesagt, die Meisterschaft wird erst am letzten Spieltag entschieden. Wir müssen trotz aller Enttäuschung nun den Kopf hoch nehmen."

FC Bayern im UEFA-Cup

Beim einstigen Verfolger FC Bayern ist der Glaube an ein Happy End längst erloschen. Erstmals seit 1996 muss sich der Rekordmeister mit der UEFA-Cup-Teilnahme begnügen. Mit bitterbösen Pfiffen quittierten die Fans das 1:2 gegen den Hamburger SV. Die neuerliche Demontage öffnete allen Beteiligten die Augen: Ohne einen radikalen Neuanfang ist die Rückkehr zur alten Vormachtstellung illusorisch. Schonungslos nahm sich Manager Uli Hoeneß die satten Profis zur Brust: "Das lassen wir uns nicht länger bieten. Alle unsere Kraft setzen wir darauf, in der neuen Saison eine Mannschaft auf den Platz zu bringen, die mit dieser nichts mehr zu tun hat."

Doll noch kein Retter

Anders als an der Spitze ist im Tabellenkeller der Kreis der Hauptdarsteller kleiner geworden. Neben dem Hamburger SV und dem VfL Bochum (beide 39 Punkte) gelang auch Borussia Dortmund (38) dank der Freistoß-Kunst von Alexander Frei beim 2:0 über Eintracht ein wichtiger Schritt Richtung Klassenverbleib. "Jetzt können wir ein bisschen durchpusten, aber gerettet sind wir noch nicht", befand BVB-Trainer Thomas Doll nach seinem ersten Heimsieg in dieser Saison.

Schweres Restprogramm für Mainz

Mit Schlusslicht Mönchengladbach (25) steht ein Absteiger so gut wie fest. Darüber hinaus deutet derzeit viel darauf hin, dass Mainz (31) und Aachen (33) dem Altmeister in die 2. Liga folgen müssen. Denn der Trend beider Teams ist bedenklich: Der FSV wartet seit sechs Spielen auf einen Sieg und verpasste beim 1:2 gegen Hannover den Befreiungsschlag, die Alemannia kassierte beim 0:4 gegen Hertha BSC die fünfte Niederlage in Serie. "Wir haben die schlechtesten Karten aller gefährdeten Mannschaften", bekannte der Mainzer Manager Christian Heidel mit Blick auf das schwere Restprogramm.

Doch auch Frankfurt (34) und Wolfsburg (36) sind noch nicht aus dem Schneider. Angesichts der heiklen Tabellenkonstellation wird das Duell der Eintracht gegen Aachen zu einem Endspiel. "Da muss unser Stadion beben. Diese Partie müssen und werden wir gewinnen", sagte Frankfurt-Coach Friedhelm Funkel.

Von Heinz Büse, dpa

Quelle: ntv.de

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