Brisantes Revierderby Schalke in Bochum gefordert
27.04.2007, 13:20 UhrEs geht ums Prestige, es geht um viel Geld, aber vor allem geht es um die Meisterschaft und gegen den Abstieg. Wenn die Nachbarn VfL Bochum und der FC Schalke 04 mit dem 52. Bundesliga-Duell den 31. Spieltag eröffnen, steht sowohl für den Spitzenreiter aus Gelsenkirchen als auch für den Außenseiter aus der Nachbarstadt immens viel auf dem Spiel.
Spieler, Trainer und Fans sind seit Tagen wie elektrisiert und fiebern dem Ereignis im mit 31.328 Zuschauern schon lange ausverkauften rewirpower-Stadion entgegen. "Es ist eine besondere Begegnung, eine besondere Stimmung. Dazu noch ein Flutlicht-Spiel. Alle im Stadion sind blau-weiß-gekleidet. Da bist du als Spieler schon stolz, da unten auf dem Platz stehen zu dürfen", beschreibt VfL-Kapitän Thomas Zdebel den großen Reiz der Partie.
"Randale, nee lass ma!"
Angesichts der Konstellation vier Spieltage vor dem Ende der Spielzeit birgt das "kleine" Revierderby in diesem Jahr enorme Brisanz. Polizei und Ordnungskräfte sind in besonderer Alarm-Bereitschaft. Ein Aufeinanderprallen der Fan-Gruppen soll in jedem Fall verhindert werden. So werden keine Besucher in den VfL-Block auf der Osttribüne gelassen, die Schalker Fan-Insignien tragen.
Auch die Clubs taten in Vorfeld alles, um Ausschreitungen zu verhindern und die Fans für ein friedfertiges Miteinander in einer stimmungsvollen blau-weißen Atmosphäre zu sensibilisieren. In gemeinsamer Arbeit entstand ein Plakat, das in bestem Ruhrgebiets-Deutsch für einen fairen Umgang wirbt: "Rivalität, ja gerne - Randale, nee lass ma!"
VfL-Clubchef Werner Altegoer geht mit gutem Beispiel voran und lebt vor, was gesunde Rivalität bedeutet. Als Kind des Reviers gönne er den Schalkern von ganzem Herzen den ersehnten Titel, betonte der 71-Jährige im Interview mit der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". "Doch jetzt geht es vorrangig um den VfL, um unseren Klassenerhalt. Wir haben keinen einzigen Punkt mehr zu verschenken."
Auch Zdebel betont, dass man den Sieg wegen des dünnen Drei-Punkte-Polsters selbst benötige. Als "Privatmann" aber fände es aber auch er gut, "wenn der Meister aus dem Westen käme". Gleichwohl ist VfL-Coach Marcel Koller das Hemd näher als die Hose. "Wer Meister wird, ist mir egal. Wir müssen alles für den Klassenverbleib tun."
Um die Ehre und ums Geld
Auch aus finanzieller Sicht kann die Partie bedeutsam sein. Würden die Bochumer absteigen, würden sie im Unterhaus rund 15 Millionen Euro weniger kassieren als in der Eliteliga. Auf der Gegenseite kalkulieren die "Knappen" im Fall des Titelgewinns mit Einnahmen von mindestens 20 Millionen Euro durch Champions League sowie Prämien und Bonuszahlungen - ganz zu schweigen vom Image-Gewinn für den Club.
Da die Königsblauen den heißen Atem von Werder Bremen (2 Zähler zurück) und des VfB Stuttgart (4) im Nacken spüren, können sie sich einen ähnlich fatalen Fehltritt wie fast auf den Tag genau vor sechs Jahren diesmal nicht leisten.
Am 28. April 2001 - ebenfalls am 31. Spieltag - reiste Schalke als Spitzenreiter an die Castroper Straße. Nach Toren von Paul Freier (20.) und Emile Mpenza (70.) trennte man sich 1:1 -Schalke verlor entscheidende Zähler und wurde am Ende nur "Meister der Herzen", Bochum stand als Absteiger bereits fest.
"Schreckliche Erinnerung"
Gerald Asamaoh war als einziger Schalke-Profi damals dabei. Im Rückblick läuft ihm noch immer ein eiskalter Schauer über den Rücken. "Eine schreckliche Erinnerung. In Bochum haben wir das Ding verspielt." Der Stürmer weiß, dass es diesmal wieder schwer wird, aber damals habe man in erster Linie auf die Chamions-League-Teilnahme geschielt: "Jetzt gehen wir mit dem Thema Meisterschaft offensiv um. Dieses Jahr sind wir dran."
Sein Trainer Mirko Slomka ist überzeugt, dass die Mannschaft wie zuletzt den Druck aushält. "Wir müssen unsere Spiele gewinnen. Es geht nicht darum, auf einen Ausrutscher der Konkurrenz zu hoffen." Bochums Liga-Toptorjäger Theofanis Gekas (18 Treffer), der in den zurückliegenden sechs Spielen stets traf, soll keine Sonderbewachung erhalten. Auch hier vertraut Slomka der eigenen Stärke: "Wir haben zuletzt drei mal zu Null gespielt, wir haben einen Lauf."
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
VfL Bochum: Drobny - Schröder, Maltritz, Yahia, Butscher (Bönig) - Misimovic, Dabrowski, Zdebel, Grote - Epalle, Gekas
FC Schalke 04: Neuer - Rafinha, Bordon, Rodriguez, Pander - Hamit Altintop, Ernst - Lincoln - Asamoah, Kuranyi, Özil (Kobiaschwili)
Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg)
Quelle: ntv.de