Verletzungsmisere und Umdenken Scharfe Kritik an Löw
22.08.2007, 13:22 UhrMit teilweise scharfer Kritik haben Trainer aus der Fußball-Bundesliga auf den Appell von Nationalcoach Joachim Löw reagiert, gemeinsam gegen die Verletztenmisere anzugehen. "Jetzt gibt es ein paar verletzte Spieler mehr und prompt beschwert sich der Bundestrainer", wurde Friedhelm Funkel von Eintracht Frankfurt am Mittwoch in Frankfurter Zeitungen zitiert. Er habe kein Verständnis fürs Lamentieren. Bayern Münchens Coach Ottmar Hitzfeld sagte laut der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwoch): "Man muss vorsichtig sein, wenn man über Bundesligavereine spricht und über Trainingsmethoden."
Man kenne nicht jeden Verein und wisse nicht, was genau in der Vorbereitung gemacht werde. "Das aus der Ferne zu betrachten, halte ich für schwierig und gefährlich", wurde Hitzfeld zitiert. Vom deutschen Rekordmeister mussten fünf Spieler dem Bundestrainer für das Länderspiel gegen England absagen.
Löw hatte zuvor alle Verantwortlichen des deutschen Fußballs zu einem weiteren "Umdenken" in grundsätzlichen Fragen der Trainings- und Wettkampfgestaltung aufgefordert. Angesichts von 60 verletzten Spielern in der Bundesliga und elf Absagen für den Länderspiel-Klassiker in London hatte der DFB-Trainerstab die Zweikampfführung als eine der Verletzungs-Hauptursachen ausgemacht.
Hitzfeld stimmte Löw zu, dass beispielsweise italienische Verteidiger eine bessere Ausbildung genossen hätten. Statt hartem Tackling suchten diese eher den Ballgewinn. Während auch Stuttgart- Manager Horst Heldt in puncto Zweikampfverhalten Löw Recht gab, zog sich Bremens Thomas Schaaf mit aktuell drei verletzten Nationalspielern "den Schuh von Löws Kritik" erst gar nicht an.
Frankfurts Funkel, der in der Vorbereitung wegen großer Personalsorgen sogar ein Trainingslager vorzeitig hatte beenden müssen, wetterte unterdessen weiter. "Monatelang wünschen wir uns, dass härter gespielt wird. Dass mehr internationale Härte in der Liga notwendig sei. Jetzt wird das wieder in Frage gestellt", sagte Funkel. In Reihen der Eintracht gibt es derzeit keinen deutschen A-Nationalspieler.
Der neue Präsident des Ligaverbandes, Reinhard Rauball, wertete Löws Aussagen nicht als Affront gegen die Liga, "sondern als Angebot". Eine gemeinsame Ursachen-Suche sei "längst fällig", unterstrich er und regte einen "Gipfel" zu der von Löw angesprochenen Problematik an: "Wir sollten uns zusammensetzen." Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff kündigte an, dass das Thema schon bei der nächsten Trainertagung am 2. September behandelt würde.
Quelle: ntv.de