Gerrans gewinnt Alpen-Etappe Schleck in Gelb
20.07.2008, 18:11 UhrGerolsteiner-Fahrer Bernhard Kohl hat das erste Gelbe Trikot für einen Österreicher bei der Tour de France um sieben Sekunden verpasst. Auf der ersten Alpenetappe von Embrun zur Bergankunft im italienischen Prato Nevoso schob sich der 26-Jährige durch Platz fünf in der Tageswertung auf den zweiten Gesamtrang vor und liegt nur noch sieben Sekunden hinter dem neuen Spitzenreiter Frank Schleck aus Luxemburg. Dagegen fiel der Australier Cadel Evans vom ersten auf den dritten Platz zurück, wobei das Top-Trio insgesamt nur acht Sekunden trennen.
Kohl am stärksten
Hinter einem Ausreißer-Quartett, aus dem sich der Australier Simon Gerrans (Credit Agricole) den Sieg im 1440 m hoch gelegenen Tagesziel sicherte, hinterließ Kohl von allen Favoriten auf den Gesamtsieg den stärksten Eindruck. Hinter dem gebürtigen Wiener kam der Spanier Carlos Sastre auf den sechsten Rang. Dahinter folgten die Mitfavoriten Alejandro Valverde (Spanien) und Denis Mentschow (Russland) auf den Plätzen sieben und acht. Schleck (9.) und Evans (13.) fuhren erst mit einigen Sekunden Abstand ein.
Nach einer Tempoverschärfung der CSC-Mannschaft am Beginn des Schlussanstiegs hatte zunächst Mentschow die Konkurrenz attackiert, war aber durch einen Sturz kurz ausgebremst worden. Während sich Evans nur an das Hinterrrad von Schleck hielt, konnten sich die übrigen Konkurrenten absetzen und einige Sekunden gut machen.
Stürze im Peloton
Die Ausreißergruppe um den Tagessieger hatte sich bereits nach 12 km gebildet und ihren Vorsprung auf das Hauptfeld zunächst kontinuierlich ausgebaut. Bis zu 16 Minuten lag das Quartett vorne, bevor der Abstand auf den letzten 60 km immer kleiner wurde. Dass sich die Spitzengruppe letztlich vor den Verfolgern ins Ziel retten konnte, wurde auch durch mehrere Stürze begünstigt, durch die das Peloton zwischenzeitlich gebremst wurde.
So war das Rennen für den ehemaligen Toursieger Oscar Pereiro nach einem spektakulären Sturz in der Abfahrt vom Col Agnel beendet. Der Spanier von der Equipe Caisse d'Epargne erlitt dabei einen Schulterbruch und wurde in ein italienisches Krankenhaus gebracht. Der zunächst ebenfalls befürchte Oberschenkelbruch bestätigte sich indes nicht. Der 31-Jährige war in einer Haarnadelkurve über die Straßenbegrenzung hinausgeschossen und fünf Meter tiefer auf der Straße gelandet.
Vor seinem unglücklichen Ausscheiden hatte Pereiro Platz 15 im Gesamtklassement belegt. Vor zwei Jahren war er hinter Floyd Landis Gesamtzweiter der Tour geworden, später aber wegen des positiven Dopingbefundes bei dem US-Amerikaner zum Sieger erklärt worden.
Kohl im Bergtrikot
In einen weiteren Sturz war auch Gerolsteiner-Fahrer Sebastian Lang verwickelt. Allerdings kam der 28-jährige Erfurter mit leichten Schürfwunden davon und konnte das Rennen fortsetzen. Das gepunktete Trikot des Führenden in der Bergpreiswerung, das er die vergangenen drei Etappen getragen hatte, verlor Lang unterdessen an seinen Teamkollegen Kohl.
Am Montag steht für die Fahrer der zweite Ruhetag auf dem Programm, ehe mit der 16. Etappe der Kampf um den Gesamtsieg in die entscheidende Phase geht. Das 157 km lange Teilstück von Cuneo nach Jausiers führt über zwei Bergwertungen der höchsten Kategorie und erreicht am Cime de la Bonette oberhalb des Restefond-Pass' das "Dach der Tour". Die mit 2802 m höchste Passstraße der Alpen ist nach 1962, 1964 und 1993 erst zum vierten Mal Teil der Tourstrecke.
Von Oliver Görz, sid
Quelle: ntv.de