Ultimatum bis Samstag Schusters Stuhl wackelt
12.11.2008, 17:23 UhrNach dem überraschenden Pokal-K.o. von Real Madrid gegen den Drittligisten Real Unin Irn wackelt beim spanischen Fußball-Rekordmeister der Trainerstuhl von Bernd Schuster. Das Punktspiel am kommenden Samstag bei Real Valladolid wird nach Ansicht der spanischen Sportpresse für den Coach zu einer Schicksalspartie. Die Vereinsführung der "Königlichen" ließ dagegen verlauten, Schusters Posten sei "nicht akut in Gefahr". Aber eine Arbeitsplatzgarantie wollte sie für den Trainer nicht abgeben.
Die Madrilenen hatten am Dienstagabend das Pokal-Rückspiel der ersten Hauptrunde gegen Irn zwar mit 4:3 gewonnen, waren aber nach ihrer 2:3-Niederlage im Hinspiel aufgrund der geringeren Zahl ihrer Auswärtstreffer aus dem Wettbewerb ausgeschieden. Die Club-Bosse kamen nach der Pleite zu einer Krisensitzung zusammen. Ein Mitglied der Vereinsführung sagte im Anschluss an das Treffen, Schuster werde im Amt bleiben, wenn er sein Team wieder auf Erfolgskurs bringe und im Dezember in den Spitzenspielen der Liga gute Ergebnisse erziele.
"Habe keine Angst um meinen Job"
Schuster scheint selbst zu ahnen, was auf ihn zukommt. "Ich habe keine Angst um meinen Job, aber andere Leute machen sich schon ihre Gedanken." Auf die Frage, ob er damit die Vereinsführung meinte, reagierte der Deutsche mit einem Schweigen. In der Presse wurden bereits mögliche Kandidaten für die Nachfolge gehandelt: Reals Technischer Sekretär Miguel Angel Portugal, der Ex-Profi Michel und der bei Tottenham Hotspur entlassene Juande Ramos.
"Dies ist einer der finstersten Momente in der Vereinsgeschichte von Real", befand das Sportblatt "Marca". Profis wie der deutsche Nationalspieler Christoph Metzelder seien "Mittelmaß" und hätten im Kader der Madrilenen nichts zu suchen. Der Ex-Dortmunder musste trotz einer Knöchelverletzung 90 Minuten durchspielen. Ihm droht nun eine Zwangspause von zwei oder drei Wochen.
Sechs Gegentreffer in zwei Spielen
Reals Abwehr um Weltmeister Fabio Cannavaro kassierte gegen den Drittligisten aus der baskischen Grenzstadt in zwei Spielen sechs Gegentreffer. Dabei muss Irn bei einem Etat von 1,5 Millionen Euro mit weniger Geld auskommen, als bei Real (Jahresetat: 400 Millionen Euro) ein Reservist im Jahr verdient. Für den sensationellen Cup-Coup zahlen die Basken jedem Spieler eine Prämie von bescheidenen 1000 Euro. Irn hatte einst zu den Großen im spanischen Fußball gehört, aber diese Zeiten liegen 80 Jahre zurück. Der Club war 1928 Liga- Gründungsmitglied und viermaliger Pokalsieger zwischen 1913 und 1927.
Für das Schuster-Team hatte es kurz vor dem Abpfiff noch so ausgesehen, als könnte es die Blamage abwenden. Kapitän Ral brachte in der 85. Minute mit seinem dritten Treffer Real mit 4:2 in Führung, was den Einzug ins Achtelfinale bedeutet hätte. Aber die Freude über Rals 300. Pflichtspiel-Tor währte nur fünf Minuten. Eneko Romo (90.) besiegelte mit seinem Treffer zum 3:4 das Aus des Star-Ensembles.
"Marca" nahm den Trainer der Madrilenen in Schutz. "Dass Real ins Trudeln gerät, ist nicht Schusters Schuld", betonte Spaniens meistgelesenes Blatt. "Die Clubführung wird nun Schuster als Blitzableiter benutzen. Das ist das Einfachste, aber es ist auch feige und vor allem ungerecht." Die Vereinsbosse seien dafür verantwortlich, dass der Kader nicht rechtzeitig mit neuen Spielern verstärkt worden sei.
Quelle: ntv.de, Hubert Kahl, dpa