Könige, Qual, Wasalauf Schweden fiebert Blåbärssoppa-Jubiläum entgegen
03.03.2024, 06:46 Uhr
Bereits in den 1920er-Jahren wurde beim Wasalauf kräftig angefeuert.
(Foto: IMAGO/TT)
Ganz Schweden befindet sich im Ausnahmezustand: Zum 100. Mal findet der historische Wasalauf statt. Könige und Prominente quälten sich schon beim Langlauf-Spektakel von Sälen nach Mora. Es geht um Traditionen - und natürlich um Blaubeersuppe.
Ein Fan der Blaubeersuppe wird Thomas Freimuth eher nicht mehr. "Davon bekommt man so eine blaue Zunge", sagt der 43-Jährige. All die anderen Traditionen beim Wasalauf ("Vasaloppet") liebt Freimuth aber heiß und innig. Und deswegen ist der Skilangläufer natürlich auch an diesem Sonntag dabei, wenn die 100. Auflage des 90-Kilometer-Spektakels zwischen Sälen und Mora ganz Schweden in einen Ausnahmezustand versetzt.
"Wenn man am Start die 16.000 Menschen sieht - das ist ein Wahnsinnsgefühl. Als würde es in die Schlacht gehen", sagt Freimuth im SID-Gespräch. Der Diplom-Sportwissenschaftler muss es wissen, von 2010 bis 2021 war er bei jeder Auflage am Start, mehrfach schnupperte er am Sieg und hielt lange den deutschen Rekord.
In diesem Jahr ist Freimuth als Betreuer vor Ort, hat für mehrere Teilnehmer die Trainingsplanung übernommen. "Wir haben einen Schweden dabei, der ist 83 Jahre alt. Der absolviert seinen 47. Wasalauf", sagt Freimuth: "Die Schweden leben den Wasalauf. In der gesamten Woche sind 60.000 Läufer am Start, das ist die größte Sportveranstaltung der Welt."
König Wasa flieht vor Dänen
Zum 100. Jubiläum wartet in diesem Jahr sogar eine kleine Zeitreise: Zwischen Risberg und Evertsberg tragen die Helfer Kleidung aus dem Premieren-Jahr 1922, am Streckenrand weisen Fackeln den Weg. Wer das Ziel erreicht, erhält eine Sondermedaille, auf der Gustav Wasa zu sehen ist.
Auf jenen späteren König geht der Lauf vorbei an Bäumen und Elchen zurück: 1521 war Wasa auf Skiern erfolgreich vor den Dänen geflohen, zwei Jahre später wurde Schweden unabhängig. Es war die Idee des Zeitungsredakteurs Anders Pers, auf der historischen Strecke an Wasa zu erinnern. Der erste Sonntag im März ist seither eine Art Nationalfeiertag.
Mit dabei war schon allerlei Prominenz: König Carl Gustaf nahm dreimal teil, bei seiner Premiere 1977 belegte er unter dem Namen Carl Bernadotte den 5708. Platz. Auch der frühere Eishockey-Star Peter Forsberg, ESC-Sieger Mans Zelmerlöw und sogar Pippa Middleton, Schwester der Prinzessin von Wales, quälten sich durch die verschneiten Wälder.
573 Deutsche quälen sich nach Mora
Ausgefallen ist der Wasalauf nur einmal, 1990 wegen Schneemangels. 1986 fand das Spektakel zwei Tage nach der Ermordung von Premierminister Olof Palme trotz Bedenken ebenso statt wie während der Corona-Zeit, da aber in abgespeckter Form. Inzwischen kommen wieder die Massen. Beim Start an diesem Morgen um 8 Uhr sind Teilnehmer aus 53 Ländern dabei, davon 573 aus Deutschland.
Gelaufen wird, natürlich, im klassischen Stil. Wer gegen diese Regel verstößt, wird disqualifiziert. Als Stärkung gibt es rot-süße Blaubeersuppe ("Blåbärssoppa"), eigentlich ein Hausmittel gegen Magenprobleme. Und der Sieger bekommt von der Kranzdame ("Kranskulla"), einer in Dalarna-Tracht gekleideten, unverheirateten Frau, eine Lorbeerkette umgehängt.
Zum Siegerkranz hat es für Freimuth noch nie gereicht, dafür aber zu unzähligen Anekdoten. Auch einen Elch hat er unterwegs schon gesehen. "Ich habe lange gedacht, das wäre ein Marketing-Gag", sagt er: "Aber irgendwann stand dann doch einer vor mir. Man muss den Wasalauf einfach erlebt haben."
Quelle: ntv.de, dbe/sid