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Tragödie wegen zu enger Strecke? Schwere Vorwürfe gegen Ironman-Organisatoren

Die Streckenführung war womöglich zu knapp bemessen.

Die Streckenführung war womöglich zu knapp bemessen.

(Foto: dpa)

Bei der Ironman-Europameisterschaft in Hamburg stirbt der Fahrer eines Begleit-Motorrads nach einem Zusammenstoß mit einem Amateursportler. Nun gibt es Kritik am Veranstalter, doch der Präsident der Deutschen Triathlon Union hält dagegen: "Das kann bei jedem Wettkampf passieren."

Nach dem tödlichen Unfall bei der Ironman-EM in Hamburg am Sonntag wächst die Kritik an den Veranstaltern. Ex-Weltmeister Sebastian Kienle, der für die ARD als Co-Kommentator im Einsatz war, hatte den Eindruck, dass die Straße an diesem Punkt zu voll war: "Es sind viel zu viele Motorräder unterwegs", sagte er schon während der Übertragung." Sport-Staatsrat Christoph Holstein kündigte an, dass "selbstverständlich untersucht werde, ob die Rahmenbedingungen der Veranstaltung in irgendeiner Form zur Verursachung des Unfalls beigetragen haben."

Der Präsident der Deutschen Triathlon Union nahm die Veranstalter dagegen in Schutz. "Das kann bei jedem Wettkampf passieren. Das kann auch bei uns passieren. Es gibt andere Wettkämpfe, wo es auch Todesfälle gegeben hat, beim Triathlon", sagte Martin Engelhardt im Deutschlandfunk. Dass das Rennen am Sonntag nicht abgebrochen wurde, habe mit der "Gesamtverantwortung" der Veranstalter, "auch was die Sicherheitslage des Gesamtwettkampfes anbelangt", zu tun gehabt.

Rennstopp wäre unkalkulierbar gewesen

"Sie waren natürlich auch über den Unfall und natürlich den Tod geschockt, haben in alle Richtungen überlegt, was jetzt die richtige Handlungsweise ist. Auf der Strecke waren über 2000 Leute. Wenn sie das ganze Rennen gestoppt hätten, wäre das relativ unkalkulierbar geworden, laut Aussagen von den hauptverantwortlichen Organisatoren", sagte Engelhardt: "Deswegen hat man sich bei aller Entsetztheit, auch bei den betroffenen Leuten, dafür entschieden, eben das Rennen fortzuführen – bei allem Respekt vor dem tragischen Unfall."

Engelhardt sagte, dass die Entscheidung gegen einen Rennabbruch das Team in Hamburg getroffen habe und nicht, wie am Renntag kommuniziert, die in Tampa (Florida) ansässige Organisation World Triathlon Corporation. Er nannte die Organisatoren erfahren, sie hätten sich die Entscheidung sicherlich nicht leicht gemacht.

Bei dem Wettkampf am Sonntag war ein Motorradfahrer frontal mit einem Sportler auf dem Rad zusammengestoßen. Der Motorradfahrer, ein 70 Jahre alter Mann, starb an der Unfallstelle. Der 26-jährige Triathlet wurde schwer verletzt, aber laut offizieller Mitteilung nicht lebensgefährlich. Ein 50 Jahre alter Kameramann, der ebenfalls auf dem Motorrad saß, kam mit leichteren Blessuren und einem Schock davon. Da er mit dem Rücken zur Fahrtrichtung filmte, konnte er keine Angaben zum Unfallhergang machen.

Genau dies aber konnte Jan Frodeno. Der Olympiasieger belegte bei seinem letzten Rennen auf deutschem Boden den vierten Platz und sparte nach dem Zieldurchlauf nicht mit Kritik. "Es war unfassbar eng, eine völlige Farce. Ich war direkt nebenan und habe das Fahrrad in gefühlt tausend Teile zerspringen sehen. Ich weiß, dass das immer medial begleitet werden muss, aber die Athleten-Sicherheit muss vorgehen", sagte der 41-Jährige. Er habe erst im Ziel erfahren, dass der Motorradfahrer nicht überlebt habe.

Immer Gegenverkehr auf Wendepunktstrecke

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Die "Bild"-Zeitung zitiert mit Timo Schaffeld einen weiteren Teilnehmer aus dem Profi-Lager: "Die Rad-Strecke war sehr voll. Von daher war es abzusehen, dass es Unfälle geben könnte. Es waren sehr, sehr viele Athleten gerade auf der zweiten Runde, mit den ganzen Age-Groupern (Anmerk. d. Red: Amateurteilnehmer) und den Profis, die in zweiter Reihe überholen mussten. Manchmal ging es gar nicht anders, auch in dritter Reihe. Sehr, sehr viele Media-Motorräder, wenig Kampfrichter-Motorräder." Auf der Wendepunktstrecke habe man immer Gegenverkehr gehabt, "zwei Reihen rechts auf der Spur, zwei Reihen links auf der Spur. Wenn dann noch ein zwei Motorräder auf der Strecke sind, ist die Straße schon sehr, sehr voll. Da könnte man vielleicht eine andere Strecke wählen. Vielleicht eine große Runde oder eine Runde ohne Wendepunkt."

Die tödliche Kollision hatte sich gegen 8.45 Uhr am Spadenländer Hauptdeich im Stadtteil Ochsenwerder ereignet. Kurz hinter dem Wendepunkt der Radstrecke prallten die Unfallbeteiligten aufeinander. Vor Ort waren ein Hubschrauber und 20 Rettungskräfte im Einsatz, die die Straße umgehend sperrten. Die Sperrung führte zu äußerst skurrilen Szenen. Die EM-Teilnehmer und auch die Hobbyathleten mussten ihre Fahrräder auf den Deich wuchten und auf der Deichkrone an der Unfallstelle vorbeischieben.

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

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