Sport

Dopingprobe mit Hammer zerstört? Schwimmstar Sun versteht Vorwürfe nicht

Die Konkurrenz im Schwimmbecken ächtet Sun Yang.

Die Konkurrenz im Schwimmbecken ächtet Sun Yang.

(Foto: imago images/Xinhua)

Schlechte Übersetzungen prägen die Anhörung von Schwimmstar Sun Yang vor dem Sportgericht. Die chinesischen Dolmetscher sind offensichtlich überfordert. Sun soll angewiesen haben, eine Dopingprobe mit einem Hammer zerstören zu lassen. Wird er verurteilt, droht ihm eine lange Sperre.

Schwimmstar Sun Yang erschien im schwarzen Anzug samt blauer Krawatte und wirkte äußerst seriös, doch die "Hammer-Affäre" um den Olympiasieger sorgt weiter für Kuriositäten. Bei der Anhörung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS kam es wegen der chinesischen Übersetzer zu gravierenden Problemen bei der Verständigung. "Der Dolmetscher hat nicht übersetzt, Sun versteht nichts", rief der Anwalt des dreimaligen Olympiasiegers während der Anhörung. Unter anderem wurde "200 Milliliter Blut" statt "200-mal" übersetzt, es herrschte mehrmals Konfusion. Der Vorsitzende der dreiköpfigen Jury entschuldigte sich daraufhin im Namen des CAS für die fehlerhafte Übersetzung. Angeblich soll Sun Yang die offensichtlich überforderten Übersetzer aber sogar selbst mitgebracht haben. Klar und verständlich kam jedoch rüber, dass der mehrfache Weltmeister die gegen ihn erhobenen Vorwürfe in der spektakulären Doping-Affäre zurückwies.

Beim Besuch von Doping-Kontrolleuren in der Nacht zum 5. September 2018 in Suns Anwesen war es zu einem Streit gekommen, an dessen Ende eine mit einem Hammer zerstörte Dopingprobe stand. Die Kontrolleure "waren nicht in der Lage, mir die Dokumente zu zeigen, die ihre Identität belegen, also konnte ich ihnen auch nicht erlauben, eine Probe von mir zu nehmen", sagte der 27-Jährige bei einer der seltenen öffentlichen Anhörungen vor dem CAS, "wenn sie professionell gewesen wären und sich ausgewiesen hätten, wären wir heute nicht hier", meinte Sun Yang. Schon zuvor hatte sich Sun in den sozialen Netzwerken verteidigt, die Öffentlichkeit sei "falsch informiert" worden, hieß es da, die Fakten seien "verzerrt". Der chinesische Schwimmverband sprach von "Fake News".

Sun drohen bis zu acht Jahre Sperre

Laut eines Berichts des Weltverbandes Fina soll es an dem Abend in Suns Anwesen in der chinesischen Provinz Zhejiang turbulent zugegangen sein, schließlich habe Sun Yang zumindest eine Blut-, aber keine Urinprobe abgegeben. Allerdings zerschlug ein Wachmann das Behältnis der Blutprobe später mit einem Hammer, Sun habe daneben gestanden und mit der Taschenlampenfunktion seines Handys Licht gespendet. Wada-Vertreter Richard Young stützte diese Darstellung nachdrücklich. "Der Dopingkontrolleur wollte das Haus mit der Blutprobe verlassen", sagte er: "Sun Yang und seine Entourage machten aber klar: Auf gar keinen Fall wird der Kontrolleur das tun."

Für Asiens Vorzeige-Schwimmer geht es um sehr viel. Sollte er das Tribunal nicht überzeugen, droht ihm als Wiederholungstäter eine Dopingsperre von bis zu acht Jahren. Er war bereits 2014 wegen Dopings für drei Monate gesperrt gewesen. Der Weltverband Fina, der wegen seiner laxen Anti-Doping-Politik in der Kritik steht, hatte Sun bei einer Anhörung im Januar mit der kuriosen Begründung freigesprochen, man werde die Wahrheit wohl "nie erfahren". Die Wada jedoch legte Einspruch ein, deshalb kam es jetzt zum CAS-Termin. Eine Entscheidung wird erst zu einem späteren Zeitpunkt - möglicherweise erst im kommenden Jahr - erwartet.

Für die Konkurrenten ist der Chinese, der als erster Schwimmer bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen alle Disziplinen von 200 bis 1500 Meter Freistil gewann, ohnehin ein rotes Tuch. Bei der vergangenen WM verweigerten Konkurrenten bei der Siegerehrung Sun den Handschlag und das gemeinsame Siegerfoto, Sun brüllte daraufhin einen der Protestler an. Dazu war kein Übersetzer nötig gewesen.

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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