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Profi-Debüt für Joscha Blin Sein Opa boxte gegen Muhammad Ali

Für Joscha Blin geht es um die Familien-Ära.

Für Joscha Blin geht es um die Familien-Ära.

(Foto: dpa)

Vor 50 Jahren steigt Jürgen Blin gegen Muhammad Ali in den Boxring. Nun führt sein Enkel Joscha die Box-Ära der Familie fort. Seinen ersten Profikampf bestreitet er im Mittelgewicht. Sein Trainer sieht "großes Potenzial", aber reicht das für die große Karriere?

Zum Beginn der Box-Vorbereitung pfeift Joscha Blin noch auf Rituale vor seinem Kampf. Das hat sich mittlerweile geändert: "Zuerst kommt der Handschuh auf die Führhand, dann als Letztes auf die Schlaghand." Blin will vor seinem Profi-Debüt nichts dem Zufall überlassen: Heute tritt der 24-Jährige seinen ersten Profikampf im Mittelgewicht an.

Blin spürt den Druck vor dem ersten Mal: "Aufregung ist wichtig, damit man fokussiert bleibt, aber ich bin voll und ganz auf den Kampf konzentriert." Der Gegner ist der Tscheche Richard Walter. Der Name Blin ist nicht neu in der Boxwelt: Opa Jürgen Blin ist eine Hamburger Box-Größe, die gegen Legende Muhammad Ali gekämpft hat.

Joscha Blin wird in Magdeburg in einem der Nachwuchs-Duelle antreten. Neben ihm boxen Kämpfer - angeführt von Cruisergewichtler Roman Fress - aus dem Team Deutschland des SES-Boxstalls. In der Deutschen Meisterschaft im Halb-Schwergewicht tritt Michael Eifert im Hauptkampf gegen Niels Schmidt aus Wismar an.

Alle kennen seinen Opa

50 Jahre ist der Kampf gegen Ali her.

50 Jahre ist der Kampf gegen Ali her.

(Foto: imago/Horstmüller)

Ein Hauptkampf in der Zukunft? Blin würde das nicht ablehnen. Schon als kleiner Junge tobte er sich im Kinderzimmer an einem Boxsack aus, und er begleitete seinen Vater zum Training. "Mir wurde in jungen Jahren beigebracht, wie man steht, wie man schlägt, was eine Führhand ist, was eine Schlaghand ist". Auch Blins Vater und Onkel haben geboxt. Doch keiner trat in die Fußstapfen des Opas.

Jürgen Blin, 78 Jahre alt, war Hamburger Meister, Deutscher Meister und Europameister. Wird über Blin als Boxer geplaudert, ist auch immer der Name Muhammad Ali im Spiel. Gegen den kämpfte der Hamburger am 26. Dezember 1971 in Zürich. In Runde sieben ging er K.o. "Das war der einzige Kampf, von dem ich vorher wusste: Den kannst du nicht gewinnen", sagte Blin einst. Als Kind lebte Joscha Blin in einer Kleinstadt. Viele kennen seinen Opa. "Ich wurde immer auf ihn angesprochen." Lehrer fragten ihn, ob er der Enkel sei. Blin war beeindruckt, als er den Kampf des Opas zum ersten Mal sah.

Nicht nur der Gewichtsklassenunterschied unterscheidet beide: Der junge Blin ist Rechtsausleger, der alte Blin Normalausleger. "Dadurch ist der Kampfstil anders, weil ich mit dem anderen Fuß vorne stehe. Meine linke ist die Schlaghand." Doch es gibt eine Gemeinsamkeit: "Mir wurde vom Trainer gesagt, dass ich ordentlich Power in den Fäusten habe und mir das schon ein bisschen ins Blut gelegt wurde."

Der Opa selbst traut dem Enkel den großen Schritt in die Profi-Welt zu. "Er ist schon gut, ich glaube daran, dass er gewinnen wird." Das Datum des Kampfes ist ein besonderes: Vor fast genau 50 Jahren stieg Jürgen Blin in den Boxring gegen Ali. Mit Ratschlägen kam der Opa aber bisher nicht um die Ecke. Zurzeit sei er "im Tunnel", sagt Joscha Blin über sich. "Ich bin derzeit so vertieft mit dem Trainer, rede extrem viel mit ihm und höre nur auf die Sachen, die er mir sagt." Trainiert wird der junge Blin von Georg Bramowski, dem langjährigen Assistenten von Trainer-Urgestein Ulli Wegner.

"Großes Potenzial"

Blin war nie in einem Verein. "Ich habe das eher zu Hause alles mitbekommen und habe da meine Erfahrungen gesammelt." Im Corona-Lockdown lernte er Bramowski kennen. Blin wurde im Einzeltraining vom deutschen Meister Lukas Schulz trainiert. "Mir wurde die Möglichkeit gegeben, direkt ins Profigeschäft einzusteigen." Ein Trainer habe bei ihm "großes Potenzial" gesehen und so kam es zum Blitz-Debüt. Wenn er nicht boxt, arbeitet er in der Skihalle seines Vaters im niedersächsischen Bispingen.

Der Opa drückt die Daumen.

Der Opa drückt die Daumen.

(Foto: www.imago-images.de)

Etwas mehr als acht Wochen vor dem Kampf startete Blin mit der Intensiv-Vorbereitung für den Kampf. Die ersten zwei Wochen stand die Grundlagenausdauer auf dem Programm, zweimal am Tag Training, einmal gibt es einen Ruhetag, an dem nur einmal trainiert wird.

Für manche Altersgenossen wirkt der Sport manchmal etwas abschreckend. Blin denkt aber nicht, dass Boxen hierzulande ein Nachwuchsproblem hat. "Das Image ist immer noch ein bisschen angeschlagen, aber Boxen ist eine tolle Sportart, in der es nicht um Gewalt geht, sondern viel um Technik und Strategie."

Blin träumt von einer Karriere als Profiboxer. "Mein Ziel ist es, irgendwann um einen Titel zu boxen." Er ist sich bewusst, dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist. Für seinen Boxpromoter Ulf Steinforth vom ausrichtenden SES-Boxstall ist es noch zu früh, um zu sagen, in welche Richtung es für den jungen Blin geht: "Ich wünsche mir aber, dass er eine ähnliche Karriere wie sein Opa macht." Auch Jürgen Blin schaut sich den Kampf des Enkels im Fernsehen an. "Das würde mich schon freuen, wenn er groß rauskommt", sagt der Opa.

Quelle: ntv.de, Felix Schröder, dpa

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