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"Wäre ins Gefängnis gekommen" Serena Williams erschüttert über Zverev-Strafe

Zverev ist zurück auf dem Platz und weiter in der Kritik.

Zverev ist zurück auf dem Platz und weiter in der Kritik.

(Foto: IMAGO/Paul Zimmer)

Nach der Geldstrafe für seine Attacke auf den Schiedsrichterstuhl, ist Alexander Zverev zurück auf dem Platz. Nicht alle wollen das verstehen. Die langjährige Weltranglistenerste Serena Williams beklagt "unterschiedliche Maßstäbe", die schwedische Ikone Mats Wilander fordert eine Sperre.

Die langjährige Tennis-Weltranglistenerste Serena Williams ist überzeugt, dass sie bei einem ähnlichen Ausraster wie Olympiasieger Alexander Zverev viel härter bestraft worden wäre. "Es gibt absolut eine Doppelmoral. Ich wäre wahrscheinlich ins Gefängnis gekommen, wenn ich das getan hätte. Wirklich. Kein Witz", sagte die 23-malige Grand-Slam-Turniersiegerin in einem CNN-Interview. "Ich bin, wer ich bin - auf und abseits des Platzes, und ich bin auch sehr leidenschaftlich, aber es gibt definitiv unterschiedliche Maßstäbe."

Zverev hatte beim Turnier im mexikanischen Acapulco nach einer Niederlage im Doppel mehrmals mit seinem Schläger gegen den Schiedsrichterstuhl geschlagen, auf dem der Unparteiische noch saß. Der 24-Jährige wurde disqualifiziert, musste 40.000 Dollar Strafe zahlen. Zudem muss der Hamburger das Preisgeld von mehr als 30.000 Dollar zurückzahlen und verliert die Punkte für die Weltrangliste. Des Weiteren soll es eine zusätzliche Untersuchung geben.

Auch Williams hatte in ihrer Ausnahmekarriere immer mal wieder Wutausbrüche. Dabei spielte die 40-Jährige sogar einmal auf Bewährung, wie sie in dem Interview mit Rückblick auf einen mehr als zwölf Jahre alten Vorfall erinnerte. Während ihres Halbfinals bei den US Open 2009 gegen die spätere Siegerin Kim Clijsters hatte Williams eine Linienrichterin, die bei einem Aufschlag auf Fußfehler entschieden hatte, verbal massiv attackiert. Sie durfte danach zwei Jahre nur auf Bewährung spielen und erhielt eine hohe Geldstrafe.

2018 präsentierte sie sich im Endspiel in Flushing Meadows gegen Naomi Osaka als schlechte Verliererin und wurde für Regelverstöße und mehrere Beleidigungen des Schiedsrichters während des Matches mehrfach bestraft. "Am Ende des Tages bin ich, wer ich bin, und ich liebe, wer ich bin", sagte sie nun.

"Sollte nicht auf einen Tennisplatz gehen dürfen"

Ähnlich kritisch über Zverevs Ausraster hatte sich bereits vorher der frühere Weltranglistenerste Mats Wilander geäußert. Auch er hätte sich eine deutlich empfindlichere Strafe für Zverev gewünscht. "Wenn ein Spieler seinen Schläger am Schiedsrichterstuhl zerbricht und buchstäblich nur ein paar Zentimeter davon entfernt ist, das Bein des Schiedsrichters zu treffen, sollte er nicht auf einen Tennisplatz gehen dürfen, bis er eine Art Rehabilitationsprozess hinter sich hat", sagte der 57 Jahre alte Eurosport-Expert aus Schweden.

"Man sanktioniert jemanden, der sich so verhält, mit einer dreimonatigen oder sechsmonatigen Sperre", ergänzte Wilander, der sieben Majortitel in seiner Karriere gewann: "Man erlaubt ihm in so einem Fall doch nicht, die wichtigsten Turniere im Kalender zu spielen - die Grand Slams, die Masters-Events und den Davis Cup."

Im Davis Cup gab Zverev am Freitag dann auch sein Comeback für Deutschland. Er wurde zwar seiner klaren Favoritenrolle mit dem 6:4, 6:2 gegen Brasiliens Nummer zwei Thiago Seyboth Wild gerecht, doch Struff konnte die Vorlage beim 3:6, 6:1, 3:6 gegen Thiago Monteiro nicht nutzen. "Es war mein erstes Match auf Sand. Es war nicht perfekt, aber ich habe gewonnen und den ersten Punkt geholt. Das ist das, was zählt", sagte Olympiasieger Zverev: "Der Platz war sehr langsam. Ich denke, sie haben eine Menge Sand aufgeschüttet. Die Atmosphäre im Stadion war toll. Auch wenn die meisten gegen mich waren, habe ich es sehr genossen. Es war Davis-Cup-Stimmung."

Struff zeigte sich "enttäuscht über das Ergebnis" und haderte: "Ich hätte im dritten Satz das frühe Break nicht kriegen dürfen, weil ich gerade da das Momentum auf meiner Seite hatte." Die Entscheidung fällt am heutigen Samstag (ab 18 Uhr/sportdeutschland.tv): Dann steht das Doppel mit Kevin Krawietz/Tim Pütz an, bevor Zverev im Einzel auf Monteiro trifft und Struff mit einem Duell gegen Seyboth Wild die Partie abschließt. Für Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann ist das Doppel "jetzt enorm wichtig". Er sei aber "überzeugt, dass wir die Partie gewinnen werden".

Im vergangenen Jahr war die deutsche Mannschaft ohne Zverev bis ins Halbfinale vorgestoßen. Setzt sich das Team in Brasilien durch, hat es die Teilnahme an der Gruppenphase der besten 16 Mannschaften im September sicher. Die Finalrunde steigt Ende November, die Austragungsorte sind noch nicht bekannt.

Quelle: ntv.de, sue/dpa/sid

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