Doppelfunktion für Füchse-Trainer Sigurdsson übernimmt Handball-Nationalteam
08.08.2014, 13:54 Uhr
Sigurdsson soll Heuberger nach der verpatzten WM-Qualifikation ersetzen.
(Foto: dpa)
Nach der verpatzten WM-Qualifikation trennt sich der DHB von Bundestrainer Martin Heuberger. Nun scheint ein Nachfolger gefunden. Dagur Sigurdsson soll die Nationalmannschaft zurück auf den Erfolgsweg führen. Der Isländer steht allerdings noch bei den Berliner Füchsen unter Vertrag.
Die wochenlange Hängepartie ist vorbei, der Deutsche Handballbund hat einen Bundestrainer gefunden. Nach Informationen des Sport-Informations-Dienstes tritt der Isländer Dagur Sigurdsson von Pokalsieger Füchse Berlin die Nachfolge von Martin Heuberger an. Der Verband will seine Entscheidung offiziell am Dienstag in Leipzig verkünden.
"DHB und HBL haben gemeinsam eine optimale Lösung für den deutschen Handball gefunden. Daher werden wir diese auch gemeinsam vorstellen", sagte Verbandspräsident Bernhard Bauer: "Wir reden nicht nur vom Schulterschluss zwischen Verbänden und Vereinen, sondern wir wollen und werden diesen auch leben."Heubergers Vertrag war nach der sportlich verpassten Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Katar Anfang 2015 nicht mehr verlängert worden, die nachträglich erhaltene Wildcard änderte an der Entscheidung nichts mehr.
"Bevor nichts vom DHB veröffentlicht wird, werde ich keinen Kommentar dazu abgeben", sagte Sigurdssons Berater Wolfgang Gütschow dem SID. Offen ist noch, ob der 41 Jahre alte Isländer das Amt beim DHB in Doppelfunktion ausüben wird. Sein Vertrag als Füchse-Trainer läuft noch bis 2017, Sigurdsson könnte nach einer Übergangszeit als Vereins- und Bundestrainer aufgrund einer Ausstiegsklausel im Jahr 2015 aber komplett zum Verband wechseln. Eine entscheidende Rolle kommt dabei Bob Hanning zu, der gleichzeitig Berliner Geschäftsführer und DHB-Vizepräsident ist. Hanning hatte zuletzt das Ziel Olympiagold 2020 für die schwächelnde Nationalmannschaft ausgegeben.
Pokalsieg mit den Füchsen
Seine sportliche Premiere wird der neue Bundestrainer im September geben. Bei zwei Länderspielen gegen die Schweiz in Göppingen am 20. August und tags darauf in Ulm/Neu-Ulm startet die DHB-Auswahl in die WM-Saison. Die beiden Duelle gegen die Eidgenossen gelten als letzte Härtetests vor dem Auftakt der Qualifikation zur Europameisterschaft 2016. Die beginnt am 29. Oktober mit einem Heimspiel gegen Finnland in Gummersbach.
Sigurdsson ist seit 2009 in Berlin tätig. Er formte die Füchse in dieser Zeit zu einem europäischen Spitzenklub und führte sie in der vergangenen Saison zum Pokalsieg. In der Hauptstadt bewies der 215-malige Nationalspieler stets ein gutes Händchen für Talente. Paul Drux und Fabian Wiede schafften unter ihm den Sprung in die A-Nationalmannschaft. Dabei übte er anfangs auch eine Doppelfunktion aus. Von 2008 bis 2010 arbeitete er als österreichischer Nationaltrainer.
Widerstand gegen Doppelfunktion
In der Handball-Szene ist eine mögliche Doppelfunktion aber umstritten. Zuletzt hatte sich prominenter Widerstand gegen solch eine Lösung formiert. "Für mich ist das entscheidende Kriterium, dass der neue Bundestrainer keine Doppelfunktion haben darf. Dieser Job ist zu wichtig und zu umfangreich. Es hängt so viel daran", schrieb der ehemalige Nationalspieler Stefan Kretzschmar in seiner Kolumne bei Sport 1. Auch Trainer Alfred Gislason vom Rekordmeister THW Kiel hatte dem DHB abgeraten, einen Coach in Doppelfunktion einzusetzen. "Das geht aus meiner Sicht einfach nicht", sagte Gislason, der zwischen 2006 und 2008 den VfL Gummersbach und die Nationalmannschaft Islands trainiert hatte, dem "Handball-Magazin": "Damals musste ich jede Stunde an Handball denken, da bewegst du dich an der Grenze zum Wahnsinn."
Der zweite Wunschkandidat des Verbandes, Ljubomir Vranjes von der SG Flensburg-Handewitt, hatte aus diesem Grund den Job sogar abgesagt. "Die Belastung einer Doppelfunktion wäre für mich einfach zu hoch gewesen. Ich war nicht bereit diese hohe Belastung zu tragen", begründete der Schwede seine Entscheidung unter der Woche.
Quelle: ntv.de, lkl/dpa