Sport

Rennsport-Idol stirbt mit 90 Sir Stirling Moss ist tot

Sir Stirling Moss im Jahre 2013 in einem Mercedes-Silberpfeil aus dem Jahr 1954. Zuletzt hatte sich das Rennsportidol gesundheitsbedingt aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

Sir Stirling Moss im Jahre 2013 in einem Mercedes-Silberpfeil aus dem Jahr 1954. Zuletzt hatte sich das Rennsportidol gesundheitsbedingt aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

(Foto: imago sportfotodienst)

Mit vier Vize-Weltmeisterschaften gilt Sir Stirling Moss als bester Formel-1-Fahrer, der nie Weltmeister wird. Nun ist der Brite, der 1954 mit dem legendären Juan Manuel Fangio für Mercedes fährt und 1962 nach einem Unfall einen Monat im Koma liegt, tot. Moss wurde 90 Jahre alt.

Der Motorsport trauert um eines seiner größten Idole: Sir Stirling Craufurd Moss ist am Ostersonntag im Alter von 90 Jahren nach langer Krankheit in London verstorben, bestätigte die Frau des Briten. "Er starb, wie er gelebt hat - er sah wunderschön aus", sagte seine Ehefrau Susie gegenüber der "Daily Mail". Moss sei friedlich eingeschlafen. "Es war eine Runde zu viel", sagte Lady Moss, die seit 1980 mit Stirling Moss verheiratet gewesen war. "Er hat einfach seine Augen geschlossen und das war es." Schwere Krankheiten waren in den letzten Jahren ständige Begleiter der Formel-1-Legende.

Kurz vor Weihnachten 2016 hatte sich Moss in Singapur eine Infektion des Brustkorbs zugezogen, 134 Tage musste er daraufhin im Krankenhaus bleiben. Die "Daily Mail" schreibt, dass diese Krankheit letztendlich zu seinem Tod geführt habe. Es gebe keine Anzeichen, dass sein Ableben im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie stehe.

Mercedes, für das Moss früher einmal aktiv gewesen war, schrieb: "Die Sportwelt hat nicht nur eine wahre Ikone und Legende verloren, sondern auch einen Gentleman." Die Formel 1 veröffentlichte auf ihrer Homepage einen Nachruf.

Moss' Leben endete friedlich, seine Legende ist unsterblich. Viermal war er WM-Zweiter, dreimal Dritter. Auf 16 Grand-Prix-Erfolge konnte der Brite zurückblicken, damit hatte er mehr Rennen gewonnen als 17 der bislang 33 Weltmeister. Die Umstände seines Scheiterns waren teils dramatisch, sein Umgang damit sympathisch. In unterlegenen britischen Autos blieb Moss zunächst jedoch chancenlos. Erst nach seinem Wechsel zu Maserati holte er 1954 seine ersten Punkte bei einem Grand Prix, bevor er im Mercedes 1955 beim Heimrennen in Aintree seine Siegpremiere feierte.

Nach drei Vize-Weltmeisterschaften hinter Juan Manuel Fangio in Serie ging Moss nach dem Rücktritt des Argentiniers 1958 als Favorit ins Titelrennen. Bis zum vorletzten Grand Prix der Saison führte er die WM-Wertung an. Beim Finale in Portugal gab er dem strauchelnden Rivalen Mike Hawthorn im Vorbeifahren Tipps, wie er seinen Rennwagen wieder zum Laufen bekommen könnte. Hawthorn fuhr noch in die Punkte und wurde am Ende mit einem Zähler Vorsprung Champion vor Moss.

"Wir haben es für´s Amüsement gemacht"

Schon als Hawthorn nach Platz zwei beim Großen Preis von Portugal disqualifiziert worden war, legte Rennsieger Moss bei den Stewards ein gutes Wort für den Kontrahenten ein. "Ich würde das jederzeit wieder tun, weil es fair war", erklärte Moss, der allerdings nicht nur beim Sammeln von Sympathien erfolgreich war: An 529 Rennen in verschiedensten Klassen nahm er teil, stolze 212-mal ging der Sieg an ihn.

Auch wenn das Rennfahren zu Moss' Glanzzeiten ungleich gefährlicher und deutlich weniger ertragreich war als heutzutage, wollte der Gentleman nie mit der modernen Generation tauschen. "Wir hatten einfach viel mehr Spaß", sagte Moss einmal: "Wenn die Rennflagge fiel, waren wir knallhart und kämpften gegeneinander. Ansonsten waren wir Freunde. Wir haben es fürs Amüsement gemacht."

Moss gehörte zu den schillerndsten Figuren der Branche. 1967 spielte er sogar in einem James-Bond-Film mit, er war - wie sollte es anders sein - in dem Streifen bei einer Auto-Verfolgungsjagd dabei. Auch dass er nach seinem Sieg bei der Mille Miglia 1955 anschließend seine Freundin Sally Weston ohne Schlaf nach Köln chauffierte, trug nicht unwesentlich zur Legendenbildung bei. Der dreimal verheiratete Moss suchte und fand wie viele seiner Zeitgenossen das Risiko.

Horror-Unfall beendet eine große Karriere

Und er hatte das Glück, seine Leidenschaft nicht mit dem Leben bezahlen zu müssen. Im Mai 1963 endete seine Rennfahrer-Karriere auf der verlassenen Rennstrecke von Goodwood. Moss steuerte im Regen einen Lotus. Nach 30 Minuten stieg er langsam aus und schüttelte den Kopf. "Ich reagiere nicht mehr schnell genug", sagte er mit traurigem Gesichtsausdruck. Fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor war er auf derselben Rundstrecke schwer verunglückt. Fast jeder Knochen seiner rechten Körperseite war gebrochen, zudem erlitt er einen schweren Gehirnschaden. 38 Tage lang war Moss teilweise oder komplett bewusstlos. Er kam durch, fuhr aber nie mehr in der Formel 1.

2000 wurde er schließlich von Queen Elizabeth II. für seine Verdienste um den Motorsport zum Ritter geschlagen. Nach dem Tod von Jack Brabham war Moss seit 2014 der älteste noch lebende Grand-Prix-Sieger.

Auch wenn Stirling Moss bis ins hohe Alter nicht von schnellen Autos lassen konnte, war er der jüngeren Generation vor allem als humorvoller älterer Gentleman bekannt, der "mit seinem Spazierstock herumläuft und sich einfach draufsetzt, wenn er mit dir ein Schwätzchen hält", sagte der sechsmalige Weltmeister Lewis Hamilton. Im Fahrerlager sah man Moss zuletzt nicht mehr. Im Dezember 2016 erlitt er eine schwere Brustinfektion, im Januar 2018 erklärte der Sir seinen Rückzug aus der Öffentlichkeit. Zuletzt wurde er von seiner Frau in seinem Haus in London gepflegt.

Quelle: ntv.de, ter/sid/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen