Peking-Debakel nagt an ShiffrinSki-Königin sehnt sich nur noch nach Frieden

Mikaela Shiffrin geht mit einem klaren Ziel in den Olympia-Winter, inspiriert von ihrem Verlobten. Mit den Winterspielen ist die 30-Jährige noch lange nicht fertig. Die Erinnerungen an Peking sollen ausgelöscht werden.
Es ist ja nicht so, dass Mikaela Shiffrin nicht schon alles gewonnen hätte. Zweimal Gold bei Olympischen Spielen, achtmal Gold bei Weltmeisterschaften, fünfmal den Gesamtweltcup. Dazu schier unglaubliche 101 Rennen im Weltcup, acht allein im finnischen Levi, wo am Samstag der erste Slalom dieses Winters ansteht. Und dennoch geht die immer noch erst 30 Jahre alte Skikönigin in diese Saison, ihre mittlerweile 15. komplette, noch mit "unfinished business".
Wobei: "Ich glaube, es geht nicht so sehr um 'unfinished business'", also um eine offene Rechnung, sagt sie. "Es geht eher darum, Frieden zu schließen." Es geht darum, mit den Olympischen Spielen wieder ins Reine zu kommen. Denn ihre dritten, 2022 in Peking, waren ein Reinfall: sechs Starts, drei Ausfälle, keine Medaille. Die psychisch verwundbare Shiffrin, die noch immer mit dem Tod von Vater Jeff im Februar 2020 zu kämpfen hatte, verließ China als seelisch tief erschütterte Frau.
Mit Olympia, in der Wahrnehmung ihrer US-amerikanischen Landsleute ohnehin das wichtigste Ereignis für Wintersportler, verband Shiffrin seitdem eher eine Art Hass-Liebe. Sehr zu ihrem Missfallen, nun, da im Februar die Spiele von Mailand und Cortina d'Ampezzo näherrücken. "Ich möchte nicht, dass Peking der Grund ist, warum ich Angst vor Olympia habe. Und in den letzten Jahren war es ein bisschen so", bekennt sie. Immerhin: Die Angst ist kleiner geworden.
Geholfen hat Shiffrin offenkundig ihr Verlobter. Aleksander Aamodt Kilde, der nach seinem brutalen Sturz im Januar 2024 in Wengen selbst "an einem der dunkelsten Punkte meines Lebens" angekommen war, riet ihr, vereinfacht gesagt: Mach dein Ding, bleib locker und nimm es, wie es kommt! Frieden mit Olympia zu schließen bedeutet für Shiffrin nun, "hinzugehen, alles offen anzunehmen und zu wissen, dass ich vielleicht mit Medaillen nach Hause gehe, vielleicht auch nicht."
Shiffrin kann Kilde, der weiter fieberhaft auf ein Comeback beim Weltcup Anfang Dezember in Beaver Creek/USA hinarbeitet, gar nicht genug loben. "Er unterstützt mich, wo immer es geht. Er ist positiv, er sagt mir immer: Vergiss nicht, es wird alles okay sein." So war es auch nach ihrem schweren Sturz Ende November 2024 in Killington/USA, als sie vorübergehend sogar in Lebensgefahr schwebte und danach mit anhaltenden posttraumatischen Belastungsstörungen zu kämpfen hatte.
"Vor allem in der vergangenen Saison gab es Momente, in denen ich mich wirklich gefragt habe, warum ich versuche zurückzukommen und ob es überhaupt möglich ist", gesteht Shiffrin. Kilde aber habe ihr klar gemacht: "Hey, du gibst dein Bestes. Und wenn es nicht klappt, ist das auch okay." Er habe ihr gesagt, dass "die Rückkehr zum Rennsport erst mal nur eine Rückkehr ins Leben ist". Das, sagt Shiffrin, habe ihr Druck genommen, "es war wirklich sehr hilfreich" .Kilde, betont Shiffrin, "ist eine Inspiration für mich". Fehlt nur noch, ehe die beiden irgendwann wie angekündigt heiraten, dass sie nun ihren Frieden mit Olympia schließt. Gewonnen hat sie ja eh schon alles.