Schlechte Verlierer Spanier fühlen sich verschaukelt
31.01.2007, 14:27 UhrEine Diskussion über angebliche Bevorteilung des Gastgebers durch die Schiedsrichter überschattet die Vorbereitung der deutschen Handballer auf das Halbfinale gegen Frankreich. Eine Woche nach dem slowenischen Trainer Kasim Kamenica erhob am Dienstag nach dem deutschen 27:25-Sieg im Viertelfinale auch Spaniens Coach Juan Carlos Pastor den Vorwurf, sein entthrontes Weltmeister-Team sei verpfiffen worden. "Ab der 51. Minute fingen die Probleme an. Die Interpretation von Offensivfouls war nicht gleich. So hatten wir wirklich keine Chance, das Spiel zu gewinnen. Die Schiedsrichter haben das Spiel entschieden", kritisierte Pastor die Aktionen der norwegischen Unparteiischen Abrahamsen/Kristiansen.
Bundestrainer Heiner Brand wies die Vorwürfe entrüstet zurück. "Ich sehe das als grobe Unsportlichkeit meiner Kollegen an. Es ist vielleicht gerade Mode geworden, weil wir einen Heimvorteil haben, die Schiedsrichter zu kritisieren. Ich bitte jeden, der diesen Blödsinn erzählt, sich einmal die letzten fünf Minuten von unserem Spiel gegen Frankreich anzusehen", sagte der Gummersbacher erzürnt. Dabei weiß er die IHF-Regelkommission auf seiner Seite, die laut seiner Aussage nach Studium des Videos "keine Tendenzen" erkennen konnte.
Ähnlich hatte Brand bereits auf die Anschuldigungen von Kamenica reagiert, der das Hauptrundenspiel Sloweniens gegen Deutschland (29:36) als "Schande für den Weltverband IHF und den Deutschen Handballbund" bezeichnet hatte. Dem hielt der deutsche WM-Schiedsrichter Frank Lemme, der mit seinem Partner Bernd Ullrich Spiele in Kiel und Hamburg gepfiffen hatte, entgegen: "Beim WM-Einführungsseminar hatten wir kein besonderes Thema, auch nicht, dass die Deutschen wegen ihres Heimvorteils eventuell von uns benachteiligt werden."
Für den ehemaligen Co-Bundestrainer Bob Hanning sind die Vorwürfe von Pastor haltlos. "Das ist keine fachliche Diskussion, das ist Frustration", stellte der ehemalige Bundesliga-Trainer des HSV Hamburg nach Ansicht der Fernsehbilder im Deutschen SportFernsehen (DSF) fest.
Vor der Neuauflage des Hauptrundenspiels, das Deutschland mit 29:26 gewonnen hatte, wollte Frankreichs Trainer Claude Onesta kein Öl ins Feuer gießen. Er habe das Spiel gegen Spanien nicht gesehen, deswegen könne er sich kein Urteil erlauben. Ihm seien lediglich die Beschwerden der Iberer zu Ohren gekommen. "Die deutsche Mannschaft hat die guten Ergebnisse deswegen, weil sie eine gute Mannschaft ist und guten Handball spielt", erklärte Onesta.
Ihm und seiner Mannschaft sei klar, dass der Gastgeber eines solchen Ereignisses schon auf Grund der Zuschauer Vorteile hat. "Die französische Mannschaft wird sich darauf einstellen müssen, gegen 19.000 spielen zu müssen", sagte der Franzose, fügte aber viel sagend an: "Wenn dazu eine tadellose Schiedsrichter-Leistung kommt, wäre ich sehr zufrieden."
Quelle: ntv.de