Sport

Chinas Olympiasensationen Sport im Vogelnest

Ein "Vogelnest", ein "Wasserwürfel" und ein "UFO" stehen für Pekings architektonisch wegweisende Olympia-Bauten. Sie zählen zu den zwölf der insgesamt 39 Wettkampfstätten, die für die XXIX. Olympischen Spiele vom 8. bis 24. August 2008 neu errichtet werden. Neben den Wettkampfanlagen bietet Peking noch rund 60 Trainingsstätten an. "Alle Bauarbeiten laufen nach Plan", versicherte der Chefingenieur und Sprecher des olympischen Baubüros, Wu Jingjun. Auch die Kosten lägen innerhalb des veranschlagten Haushalts. Allerdings machte auch er wie das offizielle China überhaupt keine Angaben über die Höhe der Bauinvestitionen.

Herzstück der Sommerspiele in Chinas Hauptstadt ist der Olympia-Park "Olympic Green". In dem 1.135 Hektar großen Gelände, rund 13 Kilometer nördlich vom zentralen Platz des Himmlischen Friedens (Tian'anmen) gelegen, stehen die drei wichtigsten Anlagen: Das Olympiastadion für Leichtathletik, Fußball-Finale sowie Eröffnungs- und Schlussfeier, das Nationale Schwimm-Zentrum für Schwimmen, Springen und Synchron-Schwimmen sowie das Nationale Hallenstadion für Turnen und Handball-Finals. Dazu kommen Hockey- und Tennis-Stadion, Fecht-Halle, Bogenschieß-Anlage, Stadion und Halle des olympischen Sportzentrums für Fußball, Modernen Fünfkampf und Handball sowie die Ying Tung Schwimmhalle für Wasserball.

Star-Architekten Aufgebot

Der markanteste Bau ist das 91.000 Zuschauer fassende Olympiastadion, das wegen seiner einzigartigen Form "Vogelnest" genannt wird. Entworfen wurde es von den Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre des Meuron, von denen auch die Münchner "Allianz Arena" stammt. Am Entwurf war auch der renommierte chinesische Künstler und Architekt Ai Weiwei beteiligt. Der 50-Jährige hat in diesem Sommer in Deutschland Schlagzeilen gemacht, als er in einer Kunstaktion 1.001 Chinesen zur Documenta nach Kassel brachte. Und ein Unwetter ließ seinen zwölf Meter hohen Turm aus Holztüren und Fenstern alter, dem Pekinger Bauboom zum Opfer gefallener Häuser einstürzen.

"Wir wollten eine Form schaffen, die große Vorstellungskraft zeigt und zu einem Stück wird, das der Freiheit gleicht", sagte Ai Weiwie zum Stadion, das angeblich nur 3,1 Milliarden Yuan (310 Millionen Euro) kosten und als letzte der Olympia-Anlagen erst Ende März 2008 fertig gestellt sein soll. "Es ist gleichmäßig geschaffen, egal von welcher Seite sich jemand nähert. Es ist nicht nur eine Einrichtung für den Sport, sondern steht vielmehr in einer kulturellen Beziehung zur Geschichte und dem Vorstellungsvermögen der Gegenwart." Für den Chef der Koordinierungskommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Hein Verbruggen (Belgien), wird das "Vogelnest" auf jeden Fall "künftig ein Symbol dieser Stadt, wie das Opernhaus in Sydney" sein.

Bauliche Innovationen

Das Schwimm-Stadion (Water Cube) besticht durch seine außergewöhnliche Außenhaut. Die Membrankonstruktion aus blau leuchtenden Kunststoff-Folien garantiert hohe Lichtdurchlässigkeit und wird von ihren Architekten als "international größtes Gebäude" dieser Art angepriesen. Der "Wasser-Würfel" bietet 17.000 Zuschauern Platz; 11.000 Plätze werden nach den Spielen wieder entfernt.

Alle Wettkampfstätten in Peking liegen nicht mehr als 35 Kilometer oder "höchstens ein halbe Stunde", so heißt es offiziell, vom Olympischen Dorf entfernt. Den weitesten Weg haben Ruderer und Kanuten zurückzulegen, die ihre Besten in "ländlicher Idylle" in Shunyi ermitteln. In der Nähe des Dorfes Beixiaoying ist ein Wassersport-Park entstanden, in den nicht nur 5.000 Bäume umgepflanzt worden sind, sondern in dem als einziger Anlage auf der Welt sowohl die Renn- als auch die Slalomkanuten ihre Kräfte messen können. Ein besonderes architektonisches "Schmankerl" bietet das Bootshaus, dessen Dach an eine rollende Welle erinnert.

Zu den bemerkenswerten Neubauten zählt auch das Radstadion in Laoshan, das wie ein gerade gelandetes UFO vor der eindrucksvollen Kulisse der Westberge liegt. Die Schießanlage in der Nähe besticht durch die gelungene Kombination von Glas und Holz. "Der Stil der Anlage soll auf den Ursprung des Sports hinweisen: Jagen im Wald", sagt Chefdesigner Zhuang Weimin.

Aus Peking ausquartiert sind Segeln und Pferdesport sowie Vorrundenspiele im Fußball, die auch in Shanghai (1170 Kilometer von Peking), Tianjin (90), Qinhuangdao (290) und Shenyang (630) ausgetragen werden. Die Segler starten ihre Regatten vom modernisierten Yachthafen in Qingdao (600) aus. Die früher Tsingtau genannte Hafenstadt und die umliegende Kiautschou-Bucht waren von 1897 bis 1914 deutsches Pachtgebiet.

Einbindung Hongkongs

Die Reiter starten nach offizieller Lesart wegen Quarantänebestimmungen im 2.100 Kilometer entfernten Hongkong. Dort werden sie beste Bedingungen in den beiden Anlagen des Hong Kong Jockey Clubs vorfinden. Dressur und Springreiten werden in einem neuen Stadion in unmittelbarer Nähe der berühmten Galopprennbahn von Sha Tin, die Geländeprüfung der Vielseitigkeitsreiter im Beas River Country Club ausgetragen. Mit der Verlegung der Reiterspiele wollte die Staatsführung wohl auch den Hongkongern etwas von Olympia abgeben, um ihren Patriotismus zu stärken. Zugleich soll dadurch auch bei der größten Veranstaltung der Welt demonstriert werden, dass die ehemalige britische Kronkolonie - noch immer eigenständiges Mitglied des IOC - fester Bestandteil der Volksrepublik ist.

Die Olympia-Anlagen sollen in diesem Jahr bei 26 Veranstaltungen getestet werden. Den Anfang machen am 8. August, genau ein Jahr vor der Eröffnungsfeier, die Junioren-Weltmeisterschaften im Rudern, ein internationales Hockey-Turnier sowie ein internationales Einladungsturnier der Vielseitigkeitsreiter.

Von Hans-Hermann Mädler, dpa

Quelle: ntv.de

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