Sport

DOSB-Präsident Bach ausgesperrt Sportausschuss schließt sich ein

Als Reaktion auf kritische Presseberichte fiel den Regierungsfraktionen im Sportausschuss nur ein, Medienberichte aus dem Ausschuss künftig zu unterbinden. Nun werden die Medien anschließend informiert.

Als Reaktion auf kritische Presseberichte fiel den Regierungsfraktionen im Sportausschuss nur ein, Medienberichte aus dem Ausschuss künftig zu unterbinden. Nun werden die Medien anschließend informiert.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Sportpolitiker von CDU/CSU und FDP bleiben dabei: Sie wollen sich bei den Sitzungen des Sportausschusses von einer kritischen Öffentlichkeit nicht länger auf die Finger schauen lassen. Die Volksvertreter scheuen das Volk, was kuriose Folgen hat. Und Fragen aufwirft, die sie nicht beantworten wollen.

Der Sportausschuss des Deutschen Bundestages macht mit seiner neuen Politik der Aussperrung ernst. Bei seiner 40. Sitzung bat der Ausschuss die Spitzen des Sports vor die Tür. DOSB-Präsident Thomas Bach und DOSB-Generaldirektor Michael Vesper mussten sich auf dem Flur die Füße vertreten, ehe sie zum Tagesordnungspunkt Olympia hereingerufen wurden.

"Man muss das respektieren", sagte Bach und verkniff sich zur neuen Linie kritische Worte: "Ich glaube nicht, dass sich das negativ auf die politische Arbeit auswirkt." Nachdem Bach und Vesper über die Planungen des DOSB bis 2014 sowie über die gescheiterte Olympia-Bewerbung Münchens 2018 referiert hatten, mussten sie den Sitzungssaal wieder verlassen. Bislang hatte stets ein Mitarbeiter des DOSB an den Sitzungen teilgenommen. Diese Praxis ist nun nicht mehr aufrechtzuerhalten.

Kein Kommentar vom DOSB

DOSB-Sprecher Christian Klaue hatte vor anderthalb Wochen gegenüber n-tv.de einen Kommentar zum Ausschluss der Öffentlichkeit abgelehnt. Es sei nicht Aufgabe des Deutschen Olympischen Sportbundes, "Entscheidungen des Parlaments und seiner Ausschüsse zur eigenen Geschäftsordnung zu kommentieren". Kurz zuvor hatte der Ausschuss mit den Stimmen der Koalition durchgesetzt, dass die Sitzungen in Zukunft unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattzufinden haben. Auch die Presse wurde ausgesperrt.

CDU/CSU und FDP reagierten damit auf erneute negative Berichterstattung in einigen Medien, die die Ausschussarbeit kritisch begleitet hatten. Einigen Parlamentariern wurde mangelnde Sachkenntnis und ein mangelndes Interesse an der Ausschussarbeit attestiert, da diese während der Sitzungen entweder nicht anwesend seien oder sich mit Spielen auf ihrem iPad die Zeit vertreiben würden. Das offensichtlich Desinteresse, hieß es, sei auch den Ausschuss-Gästen negativ aufgefallen.

Anfragen bleiben unbeantwortet

Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Joachim Günther (FDP) vermittelte unmittelbar nach dem Beschluss nicht-öffentlicher Sitzungen auf seiner Homepage eine andere Sichtweise: "Mit dem Ausschluss der Öffentlichkeit soll eine effizientere Arbeit ermöglicht werden." Die Presse werde anschließend informiert, teilte Günther gönnerhaft mit. Auch er stehe selbstverständlich "für Themenanfragen zur Verfügung". Zwei schriftliche Anfragen von n-tv.de, wie genau nicht-öffentliche Sitzungen zu mehr Effizienz führen sollen, ließ Günther unbeantwortet. Gleiches gilt für die Frage danach, ob er die von Ausschluss-Meinungsführer Klaus Riegert (CDU) angeführte Begründung von "schlechter Presse" nachvollziehbar und akzeptabel finde.

Klaus Riegert (CDU), Initiator der Ausschussabschottung, mag Öffentlichkeit offenbar nur, wenn er sich dort im Glanz prominenter Sportpersönlichkeiten sonnen kann - so wie 2005 mit Jürgen Klinsmann.

Klaus Riegert (CDU), Initiator der Ausschussabschottung, mag Öffentlichkeit offenbar nur, wenn er sich dort im Glanz prominenter Sportpersönlichkeiten sonnen kann - so wie 2005 mit Jürgen Klinsmann.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Riegert verteidigte den Ausschluss der Öffentlichkeit in einem "Zeit"-Interview später auch damit, dass die im Jahr 2005 beschlossenen öffentlichen Sitzungen weder in Quantität noch in Qualität der Berichterstattung einen Unterschied zeigen würden. Warum daraus eine Abkehr von der Praxis öffentlicher Sitzungen folgt, mit der der Sportausschuss Vorreiter im Bundestag war - diese Fragen ließ Riegert im Gästebuch seiner Homepage und auf dem Portal abgeordnetenwatch.de (siehe externe Links) unbeantwortet.

Opposition opponiert

Bei der Opposition regte sich von Beginn an Widerspruch gegen die Einigelung des Sportausschusses. Grünen-Sprecherin Viola von Cramon verglich den Vorstoß von Schwarz-Gelb mit "Putins Methoden". Die SPD möchte zurück zu alten Verhältnissen und stellte vor der aktuellen Sitzung einen Antrag auf Beteiligung der Öffentlichkeit - ohne Erfolg. Die Koalition, die im Ausschuss eine 10:8-Mehrheit hat, stimmte dagegen. Mit Ironie sprach Martin Gerster (SPD) im Anschluss aber von einem Teilerfolg, immerhin dürften Praktikanten und Stipendiaten weiterhin teilnehmen.

Während sich die Sportpolitiker der Öffentlichkeit verschließen, rüsten sie sich gleichzeitig für die weite Welt. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr begibt sich der Sportausschuss auf große Fahrt und besucht ab dem 12. November für eine Woche Chile und Brasilien. Am Zuckerhut wollen sich die Parlamentarier über den Stand der Infrastruktur vor den Großereignissen Fußball-WM (2014) und Olympia (216) austauschen. Es handele sich aber nicht um eine "Vergnügungs - oder Lustreise", wie Delegationsleiter Günther betonte.

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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