Dopingskandal bei Olympia 2006 Staatsanwaltschaft erhebt Anklage
06.06.2009, 18:59 UhrDreieinhalb Jahre nach dem Dopingskandal bei den Olympischen Winterspielen von Turin müssen sich Sportler und Funktionäre aus Österreich vor Gericht verantworten. Die Turiner Staatsanwaltschaft hat gegen zehn aktuelle und ehemalige Mitglieder des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV), darunter Präsident Peter Schröcksnadel, Anklage wegen der Vorfälle im Februar 2006 erhoben.
Biathlon-Direktor Markus Gandler, der zu den Angeklagten zählt, und ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner bestätigten einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung "Österreich".
Begünstigung von Doping

Der frühere ÖSV-Langlauf- und Biathlontrainer Walter Mayer gilt als eine Schlüsselfigur in der Dopingaffäre - und beteuert seine Unschuld.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der Prozessbeginn ist für den Herbst 2009 geplant. Laut Gandler sind neben ihm und Schröcksnadel der frühere ÖSV- Trainer Walter Mayer, der ehemalige Langlauf-Cheftrainer Emil Hoch, der Sportmediziner Peter Baumgartl, die früheren Biathleten Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann sowie die Langläufer Martin Tauber, Johannes Eder und Jürgen Pinter angeklagt.
Laut Anklageschrift wird sowohl Schröcksnadel als auch Gandler die Begünstigung von Doping vorgeworfen. Man habe absichtlich Quartiere außerhalb des Olympischen Dorfes angemietet, damit Regelverstöße begangen werden konnten. "Nur mit der Auswahl und Anmietung dieser Quartiere hatte Schröcksnadel überhaupt nichts zu tun", bemerkte Leistner. Alle ÖSV-Quartiere in Turin seien vom Österreichischen Olympischen Komitee (ÖOC) genehmigt worden.
Blutdoping praktiziert
Nach der Doping-Razzia in den Quartieren der Langläufer und Biathleten am Abend des 18. Februar 2006 in Pragelato und San Sicario waren im April 2007 die ÖOC-Sportler Rottmann, Perner, Tauber, Pinter, Eder und Roland Diethart lebenslänglich für Olympia gesperrt worden. Die Sperre gegen Diethard wurde nachträglich bis 2010 reduziert.

Wegen des Dopingverdachts hatten in den Quartieren von Österreichs Langläufern und Biathleten am Abend des 18. Februar 2006 Polizei-Razzien stattgefunden.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Der Internationale Skiverband (FIS) verhängte gegen Tauber, Eder und Diethart jeweils zweijährige Sperren, Pinter wurde vom Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne für vier Jahre, Rottmann von der Internationalen Biathlon-Union (IBU) für zwei Jahre gesperrt. Allen bestraften Athleten waren der Besitz einer verbotenen Methode (Verwendung von Bluttransfusionsgeräten) und die Komplizenschaft bei der Verletzung des Anti-Doping-Reglements vorgeworfen worden.
Quelle: ntv.de, dpa