Nach Kniff des Tages Stevens sauer auf Jarolim
30.03.2008, 12:04 UhrDrei Platzverweise in acht Tagen, ein Rempler von Huub Stevens gegen den eigenen Pressesprecher, und ein wütender Frank Rost - beim Hamburger SV sind die Nerven zum Zerreißen gespannt. Vor allem der Aufreger des Tages durch Hamburgs Jarolim erhitzte beim niveau-armen 1:1 zwischen dem Bundesliga-Zweiten und Arminia Bielefeld die Gemüter.
"Ich akzeptiere es nicht, wie David Jarolim aufgetreten ist, so etwas tut man nicht. Ich bin nicht angefressen, sondern enttäuscht", fauchte Stevens und verurteilte den Griff des Tschechen in Markus Schulers Unterleib, was eine lange Rot-Sperre nach sich ziehen dürfte. Auch sportlich läuft es nicht rund: Platz zwei scheint den Champions-League-Aspiranten HSV acht Spieltage vor Saisonende eher zu lähmen statt zu beflügeln.
"Hätte in Tische beißen können"
Die Undiszipliniertheit von Mittelfeldrenner Jarolim in der 66. Minute brachte Stevens so sehr auf die Palme, dass er sogar seinen Pressesprecher zur Seite schubste, um keine weiteren Fernseh-Interviews geben zu müssen. Schon in der Vorwoche in Wolfsburg waren in Joris Mathijsen und Vincent Kompany zwei wichtige HSV-Akteure vom Platz geflogen. "Das sollte erfahrenen Leuten nicht passieren", schimpfte Rost über Jarolim im Speziellen und die Kollegen im Allgemeinen, denen die "Körperspannung" gefehlt habe: "Das ist nicht der HSV".
Wie sehr sich die Hanseaten angesichts der mauen Ergebnisse der Mitkonkurrenten über sich selbst ärgerten, gab Präsident Bernd Hoffmann zu: "Ich bin sauer und hätte in Tische beißen können". Nationalspieler Piotr Trochowski fand es einfach "schwach, wie wir uns selbst schwächen, das darf nicht passieren. Ich hoffe nicht, dass uns die Nerven durchgehen". Bei manchem Beobachter kamen Erinnerungen an den Saisonverlauf vor zwei Jahren hoch, als der HSV im Endspurt Platz zwei verspielte und in der letzten Partie noch Werder Bremen an sich vorbeiziehen lassen musste.
Unmut über van der Vaart
"Wir sind in einer Phase der Saison, wo der Druck wächst, aber damit müssen wir umgehen", meinte Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer und kündigte eine vereinsinterne Strafe für Jarolim an. Neben den Ausrastern und der personell angespannten Lage fällt zudem schwer ins Gewicht, dass Regisseur Rafael van der Vaart außer Form ist. Er verlor am Samstag zwei Drittel seiner Zweikämpfe und trug kaum etwas zur Verhinderung des elften Unentschiedens bei.
Kollege Bastian Reinhardt hatte seinen Kapitän schon vorher öffentlich aufgefordert, mehr nach hinten zu arbeiten. "Die Spieler sollen Leistung auf dem Platz bringen und nicht in der Presse", kritisierte Rost das Vorpreschen Reinhardts, das sicherlich nicht gerade förderlich gewesen sei.
Gefühlter Bielefelder Sieg
Dass es nur zu einem Remis reichte, lag aber auch an der guten Leistung von Arminia Bielefeld. Gegen die heimstärkste Bundesliga-Elf trat das schlechteste Team des Jahres aus Ostwestfalen couragiert auf und freute sich hinterher wie über einen Sieg. "Die Signale aus meiner Mannschaft sind sehr positiv, wir werden sicherlich irgendwann gewinnen", befand Trainer Michael Frontzeck, der auch im neunten Anlauf ohne einen Drei-Punkte-Erfolg blieb.
Die Arminen-Führung durch Markus Bollmanns (71.) erstes Bundesliga-Tor glich Paolo Guerrero (82.) mit seinem sechsten Saisontreffer aus.
von Britta Körber, dpa
Quelle: ntv.de