Einsatz von Gewalt im Training Suspendierte Trainerin attackiert Verband
13.02.2021, 17:46 Uhr
Die Vorwürfe sind schwerwiegend.
(Foto: imago images/Schreyer)
In 17 Fällen liegen "hinreichende tatsächliche Anhaltspunkte" für psychische Gewalt vor, die Trainerin Gabriele Frehse gegenüber ihren Athletinnen angewendet haben soll. Die Beschuldigte beschwert sich, dass sie das entsprechende Gutachten des Deutschen Turner-Bundes nicht einsehen darf.
Rund drei Wochen nach Veröffentlichung des Gutachtens zu Missbrauchsvorwürfen gegen Gabriele Frehse hat die Chemnitzer Turn-Trainerin das Vorgehen des Deutschen Turner-Bunds (DTB) kritisiert. Die seit zwei Monaten suspendierte Trainerin der Olympia-Dritten Sophie Scheder wirft dem Verband vor, rechtliche Grundprinzipien zu verletzen.
Ihr werde durch den DTB die Einsicht in den Untersuchungsbericht verwehrt, der als Grundlage für die Forderung des Verbands dient, sie zu entlassen. "Leider wird mir das von den Anwälten des DTB auch heute, drei Wochen nach Vorliegen des Berichts, noch immer verweigert", sagte sie in einem Statement, das zuerst das Online-Portal "gymmedia.de" veröffentlichte. Dies habe mit einem fairen Verfahren nichts zu tun. Laut der vom DTB beauftragten Anwaltskanzlei liegen "in 17 Fällen hinreichende tatsächliche Anhaltspunkte für die Anwendung psychischer Gewalt durch die Trainerin" vor.
"Schwerwiegende Pflichtverletzungen"
Der DTB begründet sein Vorgehen mit dem Datenschutz. "Dies beruht auf dem Schutz der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen, der Wahrung von der Untersuchungskommission zugesagter Anonymität und auch darüber hinaus dem Schutz der Personen, die sich der Untersuchungskommission anvertraut haben", hieß es vom DTB auf Anfrage. Frehse sei am Abend vor der Veröffentlichung des Gutachtens über die Vorwürfe gegen sie vorab informiert worden, teilte der DTB zudem mit. Zudem sei eine entsprechende "Aufklärung" im Rahmen der Befragung von Frehse während der unabhängigen Untersuchung erfolgt.
Auch dem Olympiastützpunkt Sachsen als Arbeitgeber von Frehse liegt das 200 Seiten umfassende Gutachten bisher nicht vor. "Es wurde schon mehrfach angefordert, doch es ist nichts passiert", sagte OSP-Chef Thomas Weise der "Freien Presse". Es werde derzeit geprüft, inwiefern der Untersuchungsbericht dem OSP zur Verfügung gestellt werden können. "Auch hier sind die datenschutzrechtlichen Rahmenbedingungen zu beachten", teilte der DTB mit.
Nach einer Untersuchung durch eine Frankfurter Kanzlei hatte der DTB "schwerwiegende Pflichtverletzungen" von Frehse festgestellt. Ex-Weltmeisterin Pauline Schäfer und weitere Turnerinnen hatten Frehse vorgeworfen, sie im Training schikaniert, Medikamente ohne ärztliche Verordnung verabreicht und keinen Widerspruch zugelassen zu haben. Frehse hat die Vorwürfe mehrfach bestritten.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa