Niederlage gegen BMW Team Germany chancenlos
29.04.2007, 18:29 UhrDie Fünf-Millionen-Yacht zu langsam, die Segel-Crew zu unerfahren: Das Team Germany ist bei seiner Premiere im America's Cup Baden gegangen. Mit einer erschreckenden 1:10-Bilanz in der Herausforderer-Runde haben sich die Deutschen im Hafen von Valencia blamiert. Platz zehn von elf Mannschaften ist nicht nur weit von den besten vier Halbfinalteilnehmern entfernt, sondern auch von der eigenen zuletzt mehrfach heruntergeschraubten Zielstellung mit Rang acht. "Das ist das Ergebnis von nur zwei Jahren Arbeit. Uns fehlte Zeit im Vorfeld und Erfahrung in allen Bereichen", sagte Syndikatschef Michael Scheeren.
Die hohe Niederlage der Yacht mit der Segelnummer GER 89 von 3:17 Minuten gegen die US-Mannschaft BMW ORACLE Racing, in der der Münchner Tony Kolb an Bord sein Debüt gab, machte den Klassenunterschied zu den etablierten Mannschaften deutlich. Die Cup-Neulinge um ihren dänischen Skipper Jesper Bank erlebten gegen Teams aus dem Mittelfeld zwar immer engere Regatten - am Ende sahen sie aber außer gegen die krassen Außenseiter aus China nur das Heck der Konkurrenz. "Das ist schon frustrierend, auch wenn wir aufgeholt haben", sagte Matchrace-Experte Bank. Kleine Veränderungen am Boot wirkten sich positiv aus, doch wenn es knapp wurde, versagten sogar die Strategen im Cockpit der Yacht.
"Unser Handicap ist, dass wir neu sind"
"Unser Handicap ist, dass wir neu sind bei diesem Klassiker, das gilt auch für mich", sagte Scheeren. "Unsere Philosophie muss lauten: Wir haben das Beste gegeben, aber es war nicht mehr drin." Von hartnäckigen Gerüchten einer schlechten Stimmung in der Mannschaft um den autoritären Bank will er nichts wissen.
Längst denken Scheeren und Internet-Unternehmer Ralph Dommermuth mit United Internet als Sponsor an die Zukunft. Die zweite Halbzeit der Herausforderer-Runde ist für die gescheiterte deutsche Teilnahme nur noch ein Schaulaufen. "Jetzt heißt es, weitere Erfahrungen sammeln, Fehler vermeiden und für den nächsten Cup gute Leute holen", berichtete Scheeren, der damit seiner gesamten Truppe außer Bank ein schlechtes Zeugnis ausstellt.
Auch wenn sich Dommermuth mit öffentlichen Äußerungen über ein Folge-Projekt zurückhält, weiß Scheeren: "Keiner macht eine Firma auf, um sie zwei Jahre später zu schließen." In vier Jahren soll die deutsche Kampagne aber nicht mehr mit negativen Schlagzeilen in Verbindung gebracht werden: "Beim nächsten Mal muss die Zielsetzung sein zu gewinnen."
Hoher Favorit auf das 32. America's Cup-Rennen vom 23. Juni an gegen Titelverteidiger Alinghi mit dem Penzberger Sportdirektor Jochen Schümann ist die US-Mannschaft von Software-Milliardär Larry Ellison. Zwar musste die bis dahin ungeschlagene Crew gegen die Heimmannschaft Desafo Espaol erstmals Federn lassen. Die Spitzenbegegnung gegen den zweimaligen Cup-Sieger Team New Zealand entschieden die Amerikaner aber klar für sich. "So souverän wie BMW da steht, sind die nicht. In der Gesamtwertung kann in den kommenden zehn Tagen noch viel passieren. Die können sich alle gegenseitig schlagen", prophezeite Schümann, "es wird noch spannend."
Von Britta Körber und Tatjana Pokorny, dpa
Quelle: ntv.de