Sport

Offene Kritik am WM-Start Teamkollegen gegen Zabel

Erik Zabel ist bei der Straßenrad-WM in Stuttgart endgültig zum Problemfall für die deutsche Mannschaft geworden. Die Teamkollegen Sebastian Lang und Bert Grabsch, die am Donnerstag im Einzelzeitfahren zu den Medaillenanwärtern zählen, haben die WM-Nominierung des Vizeweltmeisters von 2006 ungewöhnlich offen kritisiert.

"Mich ärgert sein Start. Ich glaube ihm nicht, dass er nur eine Woche gedopt hat", sagte Lang unmissverständlich und lag damit auf einer Linie mit seinem Zeitfahr-Partner. "Ich sehe die Sache genauso. Ich verstehe nicht, warum Erik hier dabei ist", erklärte Grabsch.

Für beide ist sowohl die Berücksichtigung des Milram-Sprinters durch den BDR als auch Zabels eigenes Verhalten nicht nachvollziehbar. Zabel hatte im Mai gestanden, während der Tour de France 1996 mit EPO gedopt zu haben – angeblich aber nur eine Woche lang.

Fehlende Konsequenz

"Ich bin enttäuscht von Erik. Er hätte von sich aus zu Gunsten von jüngeren Fahrern auf die WM-Teilnahme verzichten sollen", meinte Lang.

Auch generell hätte sich der Gerolsteiner-Fahrer nach der Welle von Doping-Geständnissen ehemaliger Telekom-Profis im Mai "mehr Konsequenz" gewünscht: "Udo Bölts hat damals sofort seinen Rücktritt aus dem Radsport erklärt, das hat mich beeindruckt." Dagegen sind die ebenfalls geständigen Rolf Aldag (T-Mobile) und Christian Henn (Gerolsteiner) weiter als sportliche Leiter tätig.

Auch Grabsch gehen die Konsequenzen aus den zahlreichen Doping-Skandalen im Radsport noch nicht weit genug gehen. "Es ist längst noch nicht alles gut, auch wenn vieles spürbar besser geworden. Früher habe ich mich manchmal sehr gewundert, wenn Bergspezialisten mich auf flacher Strecke oder beim Zeitfahren stehengelassen haben. Das hat sich in diesem Jahr schon etwas geändert."

Angewidert vom eigenen Sport

So konnte der 32-jährige Wittenberger erst vor zwei Wochen seinen bislang größten Erfolg feiern, als er das lange Zeitfahren der Spanien-Rundfahrt für sich entschied. "Dieser Sieg hat mich selbst überrascht. Jetzt hoffe ich natürlich, dass ich meine Form seither konservieren konnte, dann traue ich mir auch eine Top-Platzierung auf dem Stuttgarter Kurs zu", sagt Grabsch.

Lang fällt eine Prognose schwerer, da er in dieser Saison wegen eines Fersenbeinbruches lange Zeit keine Rennen bestreiten konnte. Unabhängig vom Ausgang der WM erwägt Lang allerdings grundsätzlich ein baldiges Ende seiner Karriere. "Wenn ich sehe, dass um mich herum vollkommen unnatürliche Leistungen gebracht werden, kotzt mich das an. Ebenso wie all die Ausreden der überführten Dopingsünder."

Der Profiradsport sei ihm in diesem Jahr zunehmend wie ein "Zirkus" vorgekommen: "Ich habe mich gefragt, wie lange ich das noch mitmachen will. Ich kann mir durchaus ein Leben ohne Radsport vorstellen und werde mich im kommenden Jahr entscheiden."

Quelle: ntv.de

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