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Tragischer Held Boll holt EM-Bronze Tischtennis-Gold für deutsches Doppel

Timo Boll gewinnt bei der EM die Bronzemedaille.

Timo Boll gewinnt bei der EM die Bronzemedaille.

(Foto: dpa)

Die Medaillenhoffnungen der deutschen Tischtennis-Herren liegen bei der EM einmal mehr auf Timo Boll. Doch der Altmeister muss im Halbfinale aufgeben. Besser läuft es im Doppel-Wettbewerb der Damen. Dennoch fällt die DTTB-Bilanz durchwachsen aus.

Das jähe Ende der Titeljagd von Timo Boll hat den Schlusstag der Tischtennis-EM in Budapest überschattet. Der Rekordchampion gab im Halbfinale gegen den Franzosen Simon Gauzy beim Stand von 1:2-Sätzen wegen einer Nacken-Verletzung auf. Nach dem frühen Aus von Titelverteidiger Dimitrij Ovtcharov musste der Deutsche Tischtennis Bund (DTTB) die Regentschaft in der Königsdisziplin erstmals nach sechs Jahren an Frankreich abtreten.

Kristin Silbereisen und Sabine Winter holten Gold im Damen-Doppel.

Kristin Silbereisen und Sabine Winter holten Gold im Damen-Doppel.

(Foto: imago/Aleksandar Djorovic)

Bronze für Boll sowie zweimal Gold und einmal Silber in den Doppel-Konkurrenzen überdeckten zwei Monate nach Olympia und fast acht Monate vor der Heim-WM in Düsseldorf einige Schwächen. Patrick Franziska und sein dänischer Partner Jonathan Groth gewannen durch ein 4:2 gegen die Polen Jakub Dyjas/Daniel Gorak den Titel im Herren-Doppel. In dieser Disziplin standen zuletzt Timo Boll und Christian Süß 2010 ganz oben auf dem EM-Podest.

Im deutsch-deutschen Endspiel des Damen-Doppels hatten Kristin Silbereisen/Sabine Winter knapp mit 4:3 gegen das Berliner Olympia-Duo Shan Xiaona/Petrissa Solja das bessere Ende für sich. Danach flossen Tränen. Die Schiedsrichterin zählte bei 8:8 im letzten Satz einen Fehlaufschlag. "Alle haben weiter gespielt. Nur sie hat einen Fehler gesehen", haderte Solja.

"Die alte Nacken-Geschichte von Olympia"

Boll führte gute Gründe für seinen Rückzug an. "Im zweiten Satz ist die alte Nacken-Geschichte von Olympia wieder aufgebrochen. Es ist bitter, aber ich wollte kein Risiko eingehen", erklärte der 35 Jährige. Er hatte sich kurz mit Bundestrainer Jörg Roßkopf an der Box beraten. "Ich hoffe, dass es die richtige Entscheidung war. Die WM im Mai 2017 in Düsseldorf spielt da auch eine Rolle", begründete der sechsmalige Einzel-Europameister seinen Schritt.

Bei den Olympischen Spielen in Rio hatte sich der deutsche Fahnenträger die schmerzhafte Verletzung mit rausgesprungenen Wirbel zugezogen. Er pausierte sechs Wochen, absolvierte danach ein dosiertes Training, startete aber dennoch bei der EM. Am Samstag kämpfte sich Boll mit Moral, Erfahrung und Spielübersicht in zwei Zitterpartien zum neunten Mal in ein Halbfinale, wo ihn das unerwartete Aus ereilte.

Auch Roßkopf wollte keine erneute Zwangspause seines Top-Stars riskieren. Er hat Boll fest für die WM eingeplant. "Timo war nicht gut vorbereitet, hat aber dennoch entspannt eine gute EM gespielt. Andere denken in seinem Alter an die Zeit nach dem Sport. Er macht sich Gedanken, wie er sich noch verbessern kann", urteilte der Bundestrainer.

"Es fehlte die Frische"

Roßkopfs zweiter Top-Star Ovtcharov litt ähnlich wie die DTTB-Damen im Einzel unter den Olympia-Nachwirkungen. "Dima hat viele Baustellen, eine Pause wäre für ihn gut. Wichtig ist, dass er sich vom 1. Januar an voll auf die WM konzentriert", sagte Roßkopf. Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp zeigte sich nicht sonderlich überrascht vom enttäuschenden Abschneiden ihrer Spielerinnen. Die Weltranglisten-Siebte Han Ying führte die Setzliste im Einzel vor Solja und Shan Xiaona an - doch bei der Medaillenvergabe ging der DTTB leer aus. "Es fehlte die Frische. Wäre die EM drei bis vier Wochen später gewesen, hätten wir erfolgreicher gespielt", versicherte Schöpp.

"Das war eine anständige EM, auch wenn wir uns wünschen, in allen Wettbewerben Medaillen zu gewinnen", bilanzierte Sportdirektor Richard Prause. Wie Schöpp kritisierte er die zeitliche Nähe zwischen Olympia und EM. "Wir müssen den Wettkampf-Kalender überprüfen und entzerren", forderte Prause nicht zum ersten Mal.

Quelle: ntv.de, tno/cri/dpa

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