Sport

"Überheblichkeit" in Aachen Totales Chaos beim Distanzreiten

Kabelpanne, Kommunikationsprobleme und Kritik: Die Pferdesport-Weltmeisterschaften in Aachen haben einen eher holprigen Start erlebt. "Es hat sicher Bilder gegeben, die wir nicht schön finden", sagte Breido Graf zu Rantzau (Breitenburg), der Präsident des deutschen Verbandes (FN), über das Distanzreiten am ersten Wettkampftag. Auf der Internetseite des österreichischen Verbandes hieß es: "Mit diesem Auftakt hat sich das Reitsport-Mekka Aachen nicht von seiner besten Seite gezeigt."

Der Montagabend in Aachen verlief turbulent, die Verwirrung über die teilweise chaotischen Zustände mit fehlenden Ergebnissen reichte bis in den folgenden Morgen. So erfuhr Sabrina Arnold (Kirchheim/Teck) erst am Dienstag, dass sie als beste deutsche Distanzreiterin über Nacht auf 11 gerutscht ist. "Sabrina war zunächst auf einer offiziellen Liste auf Rang 12. Dann fiel sie zurück auf Platz 13. Heute erfahre ich, dass sie Elfte ist", wunderte sich Bernhard Dornsiepen, Bundestrainer der Distanzreiter. Ein solches Chaos hatte der erfahrene Coach noch nicht erlebt.

Frank Kemperman, einer der drei Geschäftsführer im WM-Organisationskomitee, sprach von "kleineren Problemen". Ein Lastwagen habe ein Kabel zerrissen: "Dadurch ist die Zeitmessung teilweise ausgefallen." Auch wurden einige Laufzettel mit Zeitnotierungen, die die Reiter mit sich tragen müssen, vom Dauerregen aufgeweicht und waren nicht mehr zu lesen. "Im Großen und Ganzen" sei er aber zufrieden, sagte Kemperman.

"Ein wenig Überheblichkeit ablegen"

Völlig ohne Reibungen könne eine Veranstaltung dieser Größenordnung kaum organisiert werden, sagte Kemperman. Beim österreichischen Verband hieß es: "Das Organisationskomitee wird ein wenig Überheblichkeit ablegen und in ehrliches Bemühen investieren müssen, damit diese Weltreiterspiele den gestellten Erwartungen gerecht werden."

Freuen durfte sich beim Auftakt vor allem der spanische Distanzreiter Miguel Vila Ubach, der mit seinem Pferd "Hungares" erster Weltmeister von Aachen wurde. Team-Gold gewann Frankreich vor der Schweiz, Portugal und Deutschland. Allerdings kamen 94 von 179 Startern nicht ins Ziel, die meisten wurden bei den Veterinär-Kontrollen aussortiert. Die Tierärzte schienen besonders streng, weil es vor vier Jahren in Jerez de la Frontera zwei tote Pferde beim Distanzreiten gegeben hatte.

Ungewöhnliches Reiterverhalten

Dennoch kamen Pferde so erschöpft ins Ziel, dass mancher Tierfreund sich die Augen rieb. Ungewöhnlich wirkte es zudem, dass einige Reiter sich nach zehn oder elf Stunden im Sattel nicht zuerst um ihre Pferde kümmerten, sondern um sich selber. "Wir, die wir diesen Sport nicht so kennen, müssen uns erst daran gewöhnen", sagte FN-Chef Rantzau. Offensichtlich gab es auch Teilnehmer, die nicht WM-Niveau besaßen.

Für Aufsehen sorgten beim Auftakt in Aachen vor allem die vielen Scheichs aus arabischen Ländern, wo Distanzreiten sehr populär ist. Zahlreiche Luxuslimousinen, zwei eigene Zelte von beachtlicher Größe an der Strecke und viele Bedienstete sorgten für ungewohnte Anblicke. Gleich vier Söhne des Herrschers von Dubai waren am Start, führten zwischenzeitlich - ins Ziel kam allerdings keiner.

Quelle: ntv.de

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