Finale auf den Champs-Elysees Tour-Triumph für Sastre
27.07.2008, 17:52 UhrToursieger Carlos Sastre hat dem phänomenalen Sport- Sommer der Spanier die nächste Fiesta beschert. Der 33-jährige Madrilene sicherte sich als siebter Spanier das Gelbe Trikot bei der Tour de France und ließ die iberischen Fans nach dem EM-Triumph der Fußballer und Rafael Nadals Wimbledon-Erfolg ein weiteres Mal jubeln. Der kleine Kletter-Spezialist, der in der Endabrechnung nach 3559,5 Kilometern den Australier Cadel Evans (+1:05 Minuten) und den sensationell fahrenden Österreicher Bernhard Kohl (+1:20) auf die Plätze verwies, trat die Nachfolge seiner Landsleute Oscar Pereiro (2006) und Alberto Contador (2007) an.
"Einst hieß es, die Spanier fürchteten die Tour. Nun fürchtet die Tour die Spanier", jubilierte "El Mundo" nach dem dritten spanischen Tour-Erfolg in Serie, der zuvor von neuerlichen Doping-Fällen überschattet worden war. "Ich habe mir meinen Lebenstraum erfüllt", freute sich Sastre, der von seinem Sportdirektor Bjarne Riis nach dem entscheidenden Zeitfahren am Samstag im Freudentaumel am Teambus der überragenden CSC-Saxo-Mannschaft fast erdrückt wurde.
Deutsche Profis räumen ab
Die 95. Frankreich-Rundfahrt, die auf den Champs lyses nach 143 Kilometern der 21. und letzten Etappe mit einem Tagessieg des Belgiers Gert Steegmans zu Ende ging, wurde von den 16 deutschen Startern fast zu schwarz-rot-goldenen Festspielen umfunktioniert. Drei Etappensiege, zwei Tage im Gelben Trikot und mit dem zweiten Platz zum Abschluss für Gerald Ciolek sieben weitere Podiumsplätze: Seit den Hoch-Zeiten des Magenta-Booms um Jan Ullrich waren die deutschen Radprofis bei der Tour nicht mehr so erfolgreich wie in diesem Jahr.
Geprägt wurde die prächtige Bilanz vor allem vom Gerolsteiner- Team, dessen Kapitäne Bernhard Kohl und Stefan Schumacher herausragten. Der WM-Dritte fuhr zwei Tage in Gelb und gewann zum ersten Mal seit Lance Armstrong 2004 beide Zeitfahren. "Wir sind alle über uns hinausgewachsen. Zwei Etappensiege bei der Tour ist schon irre", sagte Schumacher, der am Samstag in Saint-Amand-Montrond über 53 Kilometer die versammelte Weltelite erneut bezwang. Sein österreichischer Zimmergenosse Kohl (Spitzname: "Kanzler"), der zum Ehrenbürger von Wien ernannt werden soll, durfte sich als neuer Berg- König und Gesamtdritter feiern lassen.
Zabel vor Abschied?
"Das war eine sehr spannende und für die deutschen Fahrer und Teams ungewöhnlich erfolgreiche Tour. Das macht auch gewissen Mut für Olympia", bilanzierte Verbands-Präsident Rudolf Scharping. Weiter positiv aus deutscher Sicht war der zweite Platz des Oldtimers Erik Zabel (38) hinter dem Spanier Oscar Freire im Kampf um das Grüne Trikot zu bewerten. Wahrscheinlich feierte der Berliner bei seiner 14. Tour seinen Abschied. So recht weiß er allerdings selbst nicht, ob er es 2009 nicht doch noch einmal versuchen soll.
Das dänische Team von Bjarne Riis, der im Vorjahr nach seinem Doping-Geständnis noch zur unerwünschten Tour-Person erklärt worden war, beherrschte die drei Wochen fast nach Belieben: Neben dem Träger des Gelben Trikots stellte die CSC-Saxo-Equipe, in der auch Jens Voigt seinen Teil zum Erfolg beitrug, mit dem Luxemburger Andy Schleck den besten Nachwuchsfahrer und gewann die Teamwertung. Strahlender Held war aber Sastre, der seine Karriere als Edelhelfer startete und jetzt am Ziel aller Wünsche ist. "Ich habe mein ganzes Leben für das Gelbe Trikot gearbeitet. Es ist schwer zu realisieren, dass ich es jetzt habe", sagte der Spanier vor dem Schaulaufen nach Paris, bei dem er in voller Fahrt ein Champagner-Glas leerte und sich von den Kollegen beglückwünschen ließ.
Dopingfall vier
Kurz nach dem Finale in Paris vermeldete die 95. Tour de France ihren vierten Dopingfall. Der Kasache Dimitri Fofonow ist positiv auf ein Stimulans getestet worden. Das gab Fofonows Rennstall Credit Agricole bekannt, der seinen Fahrer mit sofortiger Wirkung suspendierte. Die Kontrolle wurde nach der 18. Etappe in St. Etienne vorgenommen. Die B-Probe steht noch aus.
Quelle: ntv.de