Sport

Harte Linie im Dopingkampf Tour ohne verdächtige Fahrer

Christian Prudhomme, Direktor der Tour de France, hat den Anti-Doping-Kämpfern im Radsport den Rücken gestärkt. "Wir behalten uns das Recht vor, jeden Fahrer auszuladen - Namen spielen dabei keine Rolle", sagte der Franzose als Gast der T-Mobile-Team-Präsentation in Cala d'Or auf Mallorca. Das Bonner Team sei Vorreiter im Kampf gegen Doping, deshalb wollte Prudhomme "ein Zeichen setzen" und wäre in jedem Fall zur Präsentation gekommen, "egal, ob sie in Hongkong, Paris oder Berlin" stattgefunden hätte.

Bis zum Tourstart am 7. Juli in London sei es noch weit hin, deshalb könne der Tourchef speziell zum Fall der des Dopings verdächtigten Profis Jan Ullrich und Ivan Basso nicht direkt Stellung nehmen. Aber er ließ an seiner Haltung keinen Zweifel: "Wir sind gewappnet, wenn sich ausgeladene Fahrer ins Rennen klagen wollen."

Prudhomme hoffe, dass der "Atem von Straßburg bis London reicht". Damit nahm er Bezug auf den Ausschluss der beiden Top-Profis vor dem Tourstart im vergangenen Jahr wegen deren Verwicklung in die Affäre Fuentes. Giro-Sieger Basso will als Kapitän des amerikanischen Discovery Channel-Teams an den Tour-Start gehen. Ullrich hat zur Zeit weder eine Lizenz noch ein Team.

Lob für deutsche Teams

Angesichts des jüngsten Votums der Vereinigung der ProTour-Teams für ein Startrecht der amerikanischen Discovery-Mannschaft und ihres in der spanischen Doping-Affäre belasteten Neuzugangs Basso unterstrich Prudhomme die Eigenständigkeit der Tour. "Wir gehören nicht mehr der ProTour an. Trotzdem wollen wir dieses Team natürlich bei unserem Rennen haben. Aber die letzte Entscheidung, wer fährt und wer nicht, treffen wir. "

Die ProTour-Teams hatten sich am Donnerstag mit 8:7 Stimmen gegen einen Ausschluss von Discovery ausgesprochen. Die deutschen Rennställe T-Mobile und Gerolsteiner hatten für den Ausschluss gestimmt. Prudhomme bezeichnete die "deutsche Haltung" als vorbildlich: "Diese Haltung ist die einzige Zukunft für den Radsport", sagte der Tourchef.

T-Mobile hatte aufgrund des Doping-Verdachts gegen Ullrich im Zusammenhang mit der "Operation Puerto" seinen Kapitän sowie den Spanier Oscar Sevilla einen Tag vor dem Start der Tour 2006 suspendiert.

T-Mobile mit neuem Spirit

Bei der Präsentation des neuen 29-köpfigen Teams präsentierte sich der T-Mobile-Rennstall in Mallorca derweil mit neuer Philosophie: Ohne große Stars wird das Team am 26. Januar bei der Katar-Rundfahrt in die neue Saison starten. Fünf Monate nach der Trennung von dem unter Dopingverdacht stehenden Jan Ullrich, der über ein Jahrzehnt das schillernde Aushängeschild des Bonner Teams war, will die Mannschaft neue Wege bestreiten – und mit einem engagierten Anti-Doping-Programm und einem neuen Team-Spirit.

Für Erfolge sollen nach dem Rauswurf von Ullrich und dem Abschied von Andreas Klöden in erster Linie der australische Zeitfahrmeister Michael Rogers, die Routiniers Servais Knaven (Niederlande) und Sergej Gontschar (Ukraine) sowie Patrik Sinkewitz aus Fulda und das vielleicht begabteste deutsche Rundfahr-Talent Linus Gerdemann (Münster) sorgen.

U23-Weltmeister Gerald Ciolek (Pulheim) soll hingegen vorsichtig aufgebaut werden. Für eine Tour-Nominierung 2007 kommt der 20-Jährige noch nicht in Frage. "Der Radsport braucht neue Gesichter, die auch Verantwortung übernehmen. Wir stehen für den Neuanfang", sagte Gerdemann.

Quelle: ntv.de

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