Auffällige Proben UCI überwacht Tour-Favoriten
22.06.2007, 14:36 UhrJe näher der Termin der 94. Tour de France rückt, desto schärfer wird das Tempo des Weltverbandes UCI im Anti-Doping-Kampf. Doping-Fahnder des Dachverbandes haben die vermeintlichen Favoriten der am 7. Juli in London startenden Frankreich-Rundfahrt im Visier. Sechs bis sieben Topfahrer hätten bei unangekündigten Kontrollen im Training anomale Werte aufgewiesen, sagte die bei der UCI für den Anti-Doping-Kampf zuständige Anne Gripper der belgischen Agentur belga.
Einige Ergebnisse weiterer Analysen -Fahrer-Namen wurden nicht genannt -sollen noch vor dem Tourstart vorliegen. Es handele sich ausdrücklich nicht um positive Doping-Proben, zum Beispiel könnten die Auffälligkeiten auch auf Medikamente zurückzuführen sein, die durch UCI-Atteste sanktioniert seien, präzisierte Gripper gegenüber der ARD.
Tarnhemdchen
Fahrer des neuen Astana-Teams seien auffällig geworden, weil sie an der Cote d'Azur in neutralem Trainingsdress offensichtlich nicht erkannt werden wollten. Dazu sagte Team-Sprecherin Corinne Druey: "Das kam höchstens ein, zwei Mal vor. Die Profis wollten anonym bleiben, um nicht ständig von Cyclo-Touristen und Amateurfahrern belästigt zu werden." Die Fahrer Andreas Klöden und Matthias Kessler seien in diesem Frühjahr in einer Woche fünf Mal unangemeldet kontrolliert worden -ohne Befund. Druey: "Wir haben kein Problem mit unangemeldeten Kontrollen und wir befürtworten sie, egal ob sie teamintern, von der UCI oder der WADA vorgenommen werden."
Klöden, 2005 Tour-Zweiter und im Vorjahr in Paris Dritter, und Astana-Kapitän Alexander Winokurow gehören mit den Spaniern Alejandro Valverde, dem Vorjahres-Zweiten Oscar Pereiro sowie Levi Leipheimer (USA) zu den Favoriten der diesjährigen Tour. Das dänische CSC-Team des Doping-Geständigen Managers Bjarne Riis, das mit Carlos Sastre und Frank Schleck auch Ansprüche auf das Gelbe Trikot anmeldet, hat intern vorgenommene und von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und von der UCI kontrollierte Blutwerte aller 28 Fahrer veröffentlicht. Nur ein Wert sei leicht erhöht gewesen, was aber natürliche Ursachen gehabt hätte, erklärte Rasmus Damsgaard, der dem neu installierten Anti-Doping-Programm bei CSC vorsteht.
Katz und Maus
"Wir haben sechs bis sieben Fahrer im Visier, die wir als hohes Risiko einstufen wegen ihres verdächtigen Verhaltens, und auch weil sie vermutlich gut fahren werden bei der Tour", erklärte Gripper. Einige hätten sich drei oder vier unangekündigten Trainingskontrollen unterziehen müssen. Man sei misstrauisch geworden, weil Fahrer an ungewöhnlichen Orten ihr Trainingslager aufgeschlagen hätten. Sie hätten womöglich versucht, den Dopingkontrolleuren der UCI zu entgehen.
Die Tour de France begrüßte das Vorgehen der UCI. "Man kann nur zufrieden sein, wenn der internationale Verband die Ehrlichkeit aller Tour-Teilnehmer sicherzustellen versucht. Die Tour hat letztes Jahr nicht gezögert, um die Suspendierung mehrerer Favoriten zu bitten. Dass die UCI versucht, bis zum letzten Moment das Peloton zu säubern, ist eine gute Sache", zitierte der Internetanbieter "Radsport-News" einen Sprecher der Tour-Organisatoren.
Sponsor steigt aus
Unterdessen reagierte ein weiterer Sponsor auf die Dopingverwicklungen vieler Radsportler. Crdit Agricole beendet zum Ende der Saison 2008 das Sponsoring. Die französische Bank hatte das Team seit zehn Jahren finanziert. Teamchef Roger Legeay will bis zum August 2008 einen neuen Sponsor präsentieren.
Die Finanziers der deutschen ProTour-Mannschaft Gerolsteiner wollen vor dem Hintergrund der Doping-Problematik die kommende Tour de France und die Deutschland-Tour abwarten, bevor ein mögliches, weiteres Engagement bis 2010 festgelegt wird. T-Mobile hat sich bis 2010 weiter verpflichtet.
Quelle: ntv.de