Bei Protest winkt Spielverbot US-Hymnenstreit droht zu eskalieren
08.09.2016, 14:08 Uhr
Megan Rapinoe wollte mit ihrem "Kniefall" eigentlich nur auf die Rassimus-Debatte im Land aufmerksam machen.
(Foto: dpa)
Auf den "Stars-Spangeled Banner" lassen viele Amerikaner nichts kommen - wer nicht den gebührenden Respekt erweist, hat vielerorts ein Problem. Das bekommt Fußballerin Megan Rapinoe gerade deutlich zu spüren - doch es geht sogar noch drastischer.
Der Streit im US-Sport über Proteste während der Hymnenzeremonie hat neue Wendungen erlebt: In der Frauenfußball-Liga (NWSL) verlegte das Team Washington Spirit bei einem Heimspiel die Hymne in die Phase, in der die Spielerinnen in der Kabine waren.
Das NWSL-Team Washington Spirit begründete sein Hymnen-Manöver: "Jemandem wissentlich zu erlauben, diese Tradition, die Millionen Amerikanern und vielen unserer Fans und Freunde so viel bedeutet, zu hijacken, wäre so respektlos gewesen, wie es selber zu machen", teilte der Klub mit. Die US-Nationalspielerin Megan Rapinoe von der Gästemannschaft Seattle Reign FC war zuletzt wie der American-Football-Spieler Colin Kaepernick während der Hymne vor dem Spiel nicht aufgestanden und hatte sich nicht der Fahne zugewendet.
Rapinoe verteidigt die Aktion
US-Eishockey-Nationaltrainer John Tortorella drohte derweil, bei der kommenden Weltmeisterschaft Spieler auf die Bank zu setzen, sollten sie protestierten. Er glaube an das Recht, seine Meinung zu sagen, erklärte er. "Aber die Fahne und die Hymne dort reinzuziehen, das geht nicht", sagte Tortorella dem TV-Sender und Onlineportal ESPN.
"Es war unglaublich geschmacklos, vier Tage vor einer der schlimmsten Katastrophen dieses Landes zu sagen, dass ich das Event hijacken wollte", sagte Megan Rapinoe mit Bezug auf den Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 der "Washington Post". Zuvor hatte die 31 Jahre alte Mittelfeldspielerin für eine "rücksichtsvollere, zweiseitige Diskussion über Rassenprobleme in diesem Land" gefordert. Sie finde "die Art und Weise, wie Kaepernick behandelt wurde und wie viele Medien darüber berichtet haben, wirklich ziemlich widerlich".
Auch Football-Star Brandon Marshall von den New York Jets hat Kaepernicks Aktionen verteidigt: "Ob man es mag oder nicht, dies ist eine Bürgerrechtsbewegung." Dabei bezog er sich auf Martin Luther King. "Er hat immer gesagt, dass Amerika eine großartige Nation sei. Ob er das geglaubt hat oder nicht, ich weiß es nicht. Ich glaube aber, wenn man etwas erreichen will, muss man dafür sorgen, dass alle an einem Tisch sitzen."
Quelle: ntv.de, jgu/dpa