DSV-Medaillenhoffnung Uhrmann in WM-Form
11.02.2007, 17:45 UhrErst versetzte Michael Uhrmann die Fans mit seinem dritten Podestplatz in dieser Saison in Party-Laune, dann führte er das DSV-Quartett im Teamspringen fast im Alleingang auf das Treppchen. Nach seiner Gala-Vorstellung bei der WM-Generalprobe in Willingen fährt der Bayer als große Medaillen-Hoffnung der deutschen Skispringer zur Weltmeisterschaft, die Georg Späth nur als Zuschauer am Fernseher erlebt. "Mein Wettkampf war fast perfekt. So kann es weitergehen. Bei der WM kann ich auf das Podium springen", sagte der Bayer nach seinem zweiten Platz hinter Weltcup-Spitzenreiter Anders Jacobsen und Rang drei im Mannschafts-Wettbewerb.
Uhrmann behielt am Samstag trotz dichten Nebels den Durchblick und sorgte bei den 28.500 Fans für Jubelstimmung. "Ich habe den Trainer auf dem Turm nicht gesehen, aber seinen Schrei gehört. Die Sicht auf den ersten Flugmetern war sehr schlecht", berichtete Uhrmann. Mit Sprüngen von 144 und 140 Metern musste er Jacobsen nur um 6,9 Punkte den Vortritt lassen. "Mein Sprung im Finale war sagenhaft. Platz zwei vor diesem tollen Publikum ist sensationell. Ich denke, meine Form ist so gut, dass ich in jedem Wettkampf um die ersten drei Plätze mit springen kann", erklärte der 28-Jährige.
24 Stunden später glänzte er unter den Augen der viel umjubelten Handball-Weltmeister mit Sprüngen von 142 und 139 Metern, die Deutschland den dritten Platz hinter Österreich und Norwegen sicherten. "Der Wettbewerb war aber ein Muster ohne Wert, weil einige starke Mannschaften gefehlt haben und die anderen, auch wir, nicht in Bestbesetzung vertreten waren", schätzte Uhrmann ein.
Ohnehin werden dem Familienvater in Sapporo größere Medaillenchancen eingeräumt als der Mannschaft. "Es war ein riesen Wettkampf von ihm. Er hat zwei super Sprünge gezeigt. Das Ergebnis macht mich zuversichtlich für die WM weil ich gesehen habe, dass er voll attackiert und es für ihn ganz nach vorne gehen kann", erklärte Bundestrainer Peter Rohwein.
Dagegen hat Späth seine Hoffnungen auf eine WM-Teilnahme nach Platz 35 im letzten Einzel-Weltcup vor dem Saison-Höhepunkt endgültig begraben müssen. In einem persönlichen Gespräch informierte Rohwein den Oberstdorfer am Samstagabend über das WM-Aus. "Die Entscheidung ist nachvollziehbar, die Enttäuschung darüber aber sehr groß, weil ich im Vorfeld alles für die letzte Chance gegeben habe. Die ganze Saison war verkorkst, ich konnte nie an die Leistungen von früher anknüpfen", räumte Späth ein.
Neben Uhrmann haben nur Martin Schmitt, der am Montag wieder ins Training einsteigen wird, und Jörg Ritzerfeld ihre WM-Fahrkarte in der Tasche. "Mir geht es wieder gut, ich habe keine Kopfschmerzen mehr", teilte Schmitt aus der Heimat mit. Die anderen drei Tickets will Rohwein an Nachwuchsspringer vergeben. Als sicher gilt die Nominierung des 17-jährigen Kevin Horlacher und des ein Jahr jüngeren Pascal Bodmer.
Zudem dürfen Tobias Bogner, der am Sonntag 127 und 126 Meter sprang, und Stephan Hocke auf eine Reise nach Japan hoffen. "Ich bin erst 16 und habe noch viel Zeit. Aber ich würde natürlich gerne mitfahren", sagte der Berchtesgadener. "Ich bin optimistisch", erklärte Hocke. Der seit Wochen schwache Christian Ulmer dürfte trotz erfüllter WM-Norm keine Berücksichtigung finden. Die endgültige Entscheidung soll nach einem Gespräch zwischen Rohwein und DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller fallen.
Eric Dobias, dpa
Quelle: ntv.de