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Spiele in Sotschi Ukraine droht mit Paralympics-Boykott

Ein russischer Marine-Offizier trägt das Paralympische Feuer.

Ein russischer Marine-Offizier trägt das Paralympische Feuer.

(Foto: imago/ITAR-TASS)

In Sotschi beginnen ab Freitag die Paralympischen Winterspiele. 500 Kilometer brennt die Krim. Während die Ukrainer die Spiele boykottieren wollen, verfährt das Internationale Paralympische Komitee nach der Devise: Augen zu und durch.

Hilflose Funktionäre, Boykottdrohungen und Angst vor einem drohenden Krieg: Die Krim-Krise und der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine überschatten die am Freitag beginnenden Paralympics in Sotschi (7. bis 16. März). Während Wladimir Putin weiter die Muskeln spielen lässt, hat die Mannschaft der Ukraine dem Gastgeberland mittlerweile ein Ultimatum gesetzt. Die deutsche Delegation spielt auf Zeit.

"Wir wollen eine friedliche Lösung. Das Gastgeberland soll seine Truppen von der Krim abziehen, bevor die Spiele beginnen", sagte Natalia Garach, Sprecherin des ukrainischen Paralympischen Komitees, der Nachrichtenagentur AFP: "Ansonsten werden wir die Spiele boykottieren." Die Teamleitung werde mit seiner Entscheidung bis Donnerstagabend oder Freitagmorgen warten.

Augen zu und durch

Es ist ein schier aussichtsloser Versuch, den internationalen Druck auf Putin vor den Paralympics zu erhöhen. Dass der russische Präsident in dem seit Tagen schwelenden Konflikt wirklich einlenkt, scheint unwahrscheinlich. Der internationale Sport verschließt angesichts der wachsenden militärischen Bedrohung in der Krim-Region sogar die Augen.

Während Politiker wie US-Präsident Barack Obama oder Bundeskanzlerin Merkel fassungslos und wütend auf Putins Vorgehen reagieren, verliert der Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) ungeachtet der drohenden Eskalation nicht ein kritisches Wort über seinen umstrittenen Gastgeber und erwartet "großartige" Winterspiele in Sotschi. "Wir sind uns voll und ganz bewusst, was andernorts passiert und werden die globale Politik den Politikern überlassen", sagte IPC-Präsident Sir Philip Craven nach seiner Ankunft in Sotschi: "Wir beobachten die Situation genau, und die Sicherheit und das Wohlbefinden der Athleten und Offiziellen genießen unsere oberste Priorität."

"Es besteht keine Gefahr"

Rund 600 Athleten aus 45 Nationen hatten sich auf unbeschwerte Wettbewerbe in Sotschi gefreut. Für viele sollten die Paralympics das Highlight ihrer Karriere werden. Doch nur knapp 500 Kilometer nordwestlich demonstriert Russland seine Macht. Präsident Putin lässt auf der Halbinsel Krim seine Soldaten aufmarschieren, Kriegsschiffe kreuzen im Schwarzen Meer. Merkel moniert einen Verstoß gegen das Völkerrecht, andere Politiker sprechen von der schlimmsten Krise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Regierungen der USA und Großbritanniens haben bereits angekündigt, die Paralympics zu boykottieren.

So weit wollte man in der deutschen Mannschaft noch nicht gehen. Die 13 Athleten des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) sind bereits nach Sotschi gereist. "Aktuell besteht für die Räume Moskau und Sotschi keine Gefahr", sagte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher vor der Abreise und appellierte an Putin, die Lage nicht eskalieren zu lassen: "Ein Militärschlag während der friedlichen Paralympics würde weltweit ernsthafte Reaktionen hervorrufen."

Noch will Beucher seine Athleten um die Medaillen kämpfen lassen. Sollte sich die Situation in den nächsten Tagen jedoch zuspitzen und zu gefährlich werden, behält sich der Politiker alle Reaktionen vor. "Sicherheit steht über allem", sagte Beucher, der in ständigem Kontakt mit dem Auswärtigen Amt und dem Bundesinnenministerium steht.

Ein unbeschwertes Fest ist in Sotschi kaum noch zu erwarten. Trotzdem freut sich IPC-Präsident Craven auf die Wettkämpfe. "Die letzten Vorbereitungen vor der Eröffnungsfeier am Freitag laufen, und wir sind zuversichtlich, großartige Spiele hier in Sotschi zu erleben", sagte der Brite.

Quelle: ntv.de, Kristof Stühm, sid

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