Sport

"Uefa sehr, sehr nervös" Ukraine zittert vor Platini

Wenn Michel Platini am 7. April die Ukraine besucht, droht dem Gastgeberland der Fußball-EM 2012 jede Menge Ärger. Das Land hinkt bei den Vorbereitungen enorm hinterher.

Uefa-Präsident Platini kündigt "ernsthafte und offene" Gespräche mit der ukrainischen Regierung an.

Uefa-Präsident Platini kündigt "ernsthafte und offene" Gespräche mit der ukrainischen Regierung an.

(Foto: picture-alliance/ EPA)

"Da ist man keinen Millimeter weiter", schimpfte Michel Platini im Vorfeld seines Besuchs in der Ukraine. Der Chef der Europäischen Fußball-Union war im Dezember 2009 letztmals in der Ukraine. Teilweise lagen die Bauarbeiten an Stadien, Flughäfen und Straßen monatelang brach. Schuld daran war der auch für ukrainische Verhältnisse ungewöhnlich harte Winter, aber auch politisches Gerangel um Geld und Einfluss. Deutschland stehe als zweiter Ausrichter neben Polen bereit, wird Platini in ukrainischen Medien zitiert.

"Die Lage ist schlimmer als erwartet", räumt auch der ukrainische Vize-Regierungschef Boris Kolesnikow ein. Er soll im Auftrag des neuen Präsidenten Viktor Janukowitsch die Vorbereitungen überwachen. Emsig bereist Kolesnikow die Spielstätten Donezk, Charkow und Lwiw (Lemberg). Immer im Hinterkopf: Platinis Drohung, dass die Spielorte in der Ukraine auf zwei halbiert werden könnten. Im Co-Gastgeberland Polen soll in Warschau, Danzig, Posen und Breslau der Ball rollen, von dort meldet die UEFA keine Probleme.

Sorgenkind Lwiw

Das Logo der Euro 2012 in Kiew.

Das Logo der Euro 2012 in Kiew.

(Foto: picture alliance / dpa)

Am verheerendsten ist die Lage im westukrainischen Lwiw. Hier ruhten die Arbeiten am Stadion fast das gesamte Jahr 2009 über. Bei Platinis Besuch könnte der Stadt der Austragungsstaus aberkannt werden. Hektisch wurde die Oberaufsicht über den Stadionbau dem milliardenschweren Unternehmer Rinat Achmetow übergeben, der bereits die hypermoderne Arena in Donezk aus dem Boden stampfen ließ. Der Sponsor von Janukowitschs Partei der Regionen und Besitzer von Uefa-Pokal-Sieger Schachtjor Donezk soll die Order ausgegeben haben, die EM 2012 "um jeden Preis" auch in der Ukraine auszutragen.

Obwohl das Land seit Monaten kurz vor dem Staatsbankrott steht, stellt die Regierung in diesem Jahr rund 100 Millionen Euro für die Vorbereitungen der EM 2012 zur Verfügung. Um die UEFA milde zu stimmen, präsentierte Vize-Premier Kolesnikow in Lwiw einen Kaufvertrag über 1500 Busse und 500 Trolleybussse, die Fans und Touristen durch die Stadt transportieren sollen.

Kiew gefährdet die gesamte Euro

Olympiastadion in Kiew: In der Arena soll das Endspiel der Fußball-EM 2012 ausgetragen werden. (Aufnahme vom 02.11.2009)

Olympiastadion in Kiew: In der Arena soll das Endspiel der Fußball-EM 2012 ausgetragen werden. (Aufnahme vom 02.11.2009)

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Neben dem Sorgenkind Lwiw stehen die Zeichen auch in Donezk und Charkow nicht viel besser. Die beiden Städte können zwar auf Uefa-taugliche Stadien verweisen, aber es hapert an der Infrastruktur. Das Prestigeprojekt - der 333 Millionen Euro teure Superflughafen von Donezk - kam in den vergangenen Monaten keinen Schritt voran. Derzeit gibt es weder ein Verkehrskonzept noch ausreichend Unterkünfte. "Das macht die Uefa sehr, sehr nervös", sagt ein westlicher Diplomat.

Charkow könnte beim Platini-Besuch mit einem blauen Auge davon kommen. Dafür sind die Sorgen in der Hauptstadt Kiew umso größer. Das Olympiastadion in Kiew - eine Großbaustelle, die nicht recht vorankommt - gefährdet die gesamte Euro. Dort soll am 1. Juli 2012 das Finale steigen. Doch der Bau der Mega-Arena ist bereits fünf Monate in Verzug. "Ohne Stadion keine EM", sagt Platini.

Innenraum des in Renovierung befindlichen Olympiastadions in Kiew. (Aufnahme vom 02.11.2009)

Innenraum des in Renovierung befindlichen Olympiastadions in Kiew. (Aufnahme vom 02.11.2009)

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Es steht viel auf dem Spiel: Für die Uefa wäre ein Ausfall eines Austragungsortes ein Millionenverlust. Noch nie musste ein Turnier zurückgegeben werden. Die Vergabe an die Ukraine hatte nicht nur beim unterlegenen Bewerber Italien scharfe Kritik hervorgerufen. "Die EM 2012 ist das wichtigste Projekt der Ukraine seit ihrer Unabhängigkeit vor 19 Jahren", warnt Alexander Jaroslawski, Besitzer des Fußball-Vereins Metallist Charkow. "Wenn wir das nicht hinbekommen, blamieren wir uns in aller Öffentlichkeit.

Quelle: ntv.de, Nina Jeglinski, dpa

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