Radsport Ullrich erwägt rechtliche Schritte
18.06.2001, 18:08 UhrOlympiasieger Jan Ullrich erwägt gerichtliche Schritte gegen den ehemaligen Festina-Betreuer Willy Voet. "Das ist für uns alle und besonders für mich eine große Rufschädigung. Ich überlege, ob ich gerichtlich gegen diese Anschuldigungen vorgehen werde", sagte der Tour-Sieger von 1997 im SWR. Voet hatte zuvor im ZDF-Sportstudio erklärt, dass ihm aus seiner 30-jährigen Dienstzeit kein ungedopter Tour-Sieger bekannt sei.
Unterdessen stellte der Doping-Experte Klaus Müller die Vielzahl der unter Asthma leidenden Sportler, darunter auch Ullrich, in Frage. "In Zukunft muss ein unabhängiger Arzt die Asthma-Diagnose stellen. Das darf nicht mehr nur der behandelnde Arzt machen. So wird es weniger wahrscheinlich, dass Gefälligkeitsatteste ausgestellt werden", sagte der Mediziner dem Berliner Tagesspiegel.
In den vergangenen Tagen wurde bekannt, dass rund 80 Prozent aller Spitzensportler unter einer asthmatischen Erkrankung leiden und deshalb kortisonhaltige Medikamente einnehmen dürfen, die auf der Doping-Liste stehen. Die Diskussion kam in Gang, nachdem die Doping-Fahnder im Zuge einer großräumigen Razzia während des Giro d'Italia verbotene Substanzen in Form eines Asthma-Sprays bei Ullrich gefunden hatten.
Unterstützung erhält Ullrich vom Doping-Experten Wilhelm Schänzer: "Es gibt eine ganz klare Anweisung, dass etwa Kortekoide lokal eingesetzt werden dürfen. Nicht erlaubt aber ist die Anwendung in Tablettenform oder intramuskulär oder intravenös. Dass man dies bei Telekom nicht gewusst haben könnte, halte ich für unvorstellbar. Lassen Sie uns die Ergebnisse abwarten. Dass ermittelt wird, bedeutet nicht, dass auch alle Fahrer gedopt haben."
Unterdessen hat Lance Armstrong, Toursieger 1999 und 2000, seinen Plan zur Vorbereitung auf die Tour geändert. Er gab der Tour de Suisse gegenüber der Rundfahrt Dauphine Libere den Vorzug, wobei für den Amerikaner vom Team US-Postal wohl vor allem die 8. Etappe von Interesse ist, die per Zeitfahren entschieden wird.
Quelle: ntv.de