Sport

Europa-Sehnsucht mit Folgen Ultimatum für Matthäus

Lothar Matthäus droht nach seinem überstürzten Abschied aus Brasilien ein gerichtliches Nachspiel mit seinem Kurzzeit-Arbeitgeber Atltico Paranaense. Vereinspräsident Mario Petraglia kündigte am Wochenende an, dass man den deutschen Fußball-Rekordnationalspieler wegen Vertragsverletzung anzeigen werde, sollte er nicht bis zum Montag nach Curitiba zurückkehren, um seinen erst vor eineinhalb Monaten abgeschlossenen Vertrag bei dem dortigen Erstligisten zu erfüllen.

Matthäus hat derweil eine Entscheidung für sein künftiges Trainer-Leben getroffen und will Angebote aus Übersee nur noch annehmen, wenn seine Frau und Kinder ihn begleiten. "Eins habe ich in Brasilien gelernt: Auf einem anderen Kontinent arbeite ich künftig nur, wenn meine Familie mit mir umzieht", sagte Matthäus der "Bild am Sonntag".

Auf seiner Internetseite ging Matthäus detaillierter auf die Probleme in der Fremde ein. "Ich habe die Distanz zur Familie unterschätzt. Es ist nicht möglich, Job und Familie zu verbinden. Meine Frau Marijana in Budapest und die Kinder haben mir gefehlt", sagte er am Sonntag, zwei Tage vor seinem 45. Geburtstag.

Zudem will Matthäus nach seinen bisherigen Trainerstationen Rapid Wien, Partizan Belgrad und als ungarischer Nationalcoach nun bis zum Sommer kein weiteres Angebot annehmen. "Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, mache ich bis zur WM, bei der ich für Premiere als Co-Kommentator arbeite, Fußball-Pause", sagte er.

Nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt beim brasilianischen Erstligisten kehrte Matthäus wieder nach Europa zurück. "Ich habe vor meiner Abreise nach Brasilien wohl etwas unterschätzt, wie schwierig es sein würde, Dinge aus der Distanz zu regeln", sagte er. Sportlich lief es für Matthäus nicht schlecht. In acht Spielen blieb er bei sechs Siegen ohne Niederlage.

Die Clubführung von Paranaense ließ derweil wissen, dass sie noch keine Kündigung von Matthäus erhalten habe und weiter von der Rückkehr des beim Amtsantritt als großen Star präsentierten - aber öffentlich auch mit Skepsis empfangenen - Deutschen ausgehe. Vom angeblich endgültigen Abschied des Weltmeisters von 1990 wisse man nur aus den Medien. Matthäus habe lediglich um einige freie Tage gebeten, um "schwere Familienprobleme" zu lösen.

Die größten Zeitungen des Landes berichteten, wenn überhaupt, nur in wenigen Zeilen von Matthäus' Entscheidung. Petraglia bestritt Medienberichte, wonach sein Verein sich bereits auf die Suche nach einem Nachfolger gemacht habe. Man habe dem Deutschen ein Ultimatum bis Montag gestellt. Ohne seinen Ex-Trainer schied der Verein gegen Außenseiter ADAP in der Meisterschaft des Bundeslandes Paran aus. Die Leistung der Spieler von Paranaense habe ohne Matthäus deutlich nachgelassen, berichteten Medien nach der zweiten 1:2-Schlappe des Landesmeisters von 2001. Die Spieler hätten sehr nervös gewirkt.

Matthäus galt in Brasilien seit dem 7. März als "verschwunden". In Medien wurde spekuliert, er habe Probleme in seiner Heimat zu lösen oder wolle den Trainerposten der deutschen Nationalelf übernehmen. Am 9. März war er in Abwesenheit wegen Beleidigung eines Unparteiischen für 30 Tage gesperrt worden. Er war nach mehreren Jahrzehnten der erste europäische Trainer in Brasilien.

Quelle: ntv.de

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