NFL-Exzess, Dallas mit Rekord Und plötzlich mutiert Dolly Parton zur Cheerleaderin
24.11.2023, 07:19 Uhr
Dolly Parton sang in der Halbzeitshow beim Spiel der Dallas Cowboys gegen die Washington Commanders.
(Foto: IMAGO/USA TODAY Network)
Dallas Cowboys gegen Washington Commanders, das ist pure Rivalität. Aber bei diesem NFL-Showdown passieren Dinge, die niemand vorhergesehen hat: DaRon Bland gelingt ein atemberaubender NFL-Rekord - und dann ist da noch der Auftritt von Country-Legende Dolly Parton.
Was stand auf dem Spiel?
Während an Thanksgiving viele in den USA mit ihren Liebsten zusammensitzen, hat dieses Spiel nicht viel mit Zuneigung zu tun: Kaum eine NFL-Rivalität lebt von so viel Verachtung untereinander wie die zwischen den Dallas Cowboys und den Washington Commanders. Die beiden Divisionsrivalen aus der NFC East bekämpfen sich schon seit 55 Jahren.
Allerdings verlief die Rivalität zuletzt sportlich sehr einseitig. Das Team aus der Hauptstadt konnte zwar 2020 das letzte Thanksgiving-Duell, aber insgesamt nur sechs der vergangenen 20 Aufeinandertreffen gewinnen. Auch dieses Jahr standen die Vorzeichen nicht besser: Die Commanders gingen mit einer Niederlagenserie von zwei Spielen in die Partie und haben vier ihrer letzten fünf Spiele verloren, während die Cowboys, auch bekannt als "America's Team" derzeit ihren besten Football spielen.
Und so dominieren die Texaner auch diesmal, gewinnen am Ende locker mit 45:10. Quarterback Dak Prescott und Co. bauen damit die längste aktive Heimsiegesserie in der NFL (13) und die zweitlängste in der Geschichte der Franchise aus.
Das Scheinwerferlicht gehört in diesem Thanksgiving-Duell jedoch Country-Legende Dolly Parton, die plötzlich zur Cheerleaderin mutiert, und Cowboys-Cornerback DaRon Bland, mit einem NFL-Rekord, der lange halten dürfte in den Geschichtsbüchern. Zu beidem später mehr.
Was ist passiert?
Experten erwarteten ein Punktespektakel, schließlich spielt hier die beste Heimoffensive (Dallas) gegen die beste Passoffensive (Washington). Aber das Spiel benötigt fast ein gesamtes Viertel Zeit, bis es Fahrt aufnimmt. Mit 46 Sekunden auf der Uhr vor dem Beginn des zweiten Abschnitts gehen die Cowboys nach einem starken Drive über lange 90 Yards in Führung. Am Ende nimmt Ersatz-Runningback einen Screen-Pass auf und läuft ihn für 15 Yards zum ersten Touchdown des Tages.
Hier und da kommt es zu Nickeligkeiten und Rudelbildungen, die Rivalität blitzt durch. Washington kann zunächst nur mit einem Field Goal aus 43 Yards antworten. Viel bringt der Angriff von Sam Howell noch nicht auf den Rasen. Prescott macht es besser, täuscht die Ballübergabe an seinen Runningback an, um dann doch die eine Rakete über 31 Yards zu Brandin Cooks abzufeuern. Touchdown Nummer zwei sieht so einfach aus, aber vor allem Cooks' schöner Richtungswechsel in der Mitte des Feldes ist erstklassig und macht seinen Catch am Ende möglich.
Dann kommen endlich auch mal die Commanders in Schwung. Howell findet in der Redzone zunächst Wide Receiver Curtis Samuel für 13 Yards, um sich dann im nächsten Spielzug aus kürzester Distanz mit einem sogenannten One-Yard-Keeper selbst zum Touchdown durchzutanken. 10:14 fühlt sich schmeichelhaft an für den Underdog, der bisher klar unterlegen ist.
Die direkte Antwort ist eine Machtdemonstration der Texaner: Dabei hat Dallas viel Glück, dass ein Wurf von Prescott zwar abgefälscht wird, aber sofort vom eigenen Mann heruntergefischt wird. Innerhalb von gut einer Minute führt der Quarterback seine Cowboys zum nächsten Touchdown. Es ist ein Statement: Wenn wir wollen, können wir immer einen Gang hochschalten. Beim Stand von 20:10 geht es in die Pause.
Sportlich gesehen überzeugen in der zweiten Hälfte zunächst wieder die Defensiven. Offensiv passiert so gut wie gar nichts, im dritten Viertel kann keines der Teams punkten. Der 20:10-Vorsprung der Cowboys bedeutet die knappste Führung, mit der sie in diesem Jahr in den letzten Abschnitt gehen. Diesen beginnen die Cowboys mit einem Field Goal. Rookie-Kicker Brandon Aubrey erzielt zum Start aus 52 Yards beim 22. Versuch sein 22. Field Goal in Folge - ein NFL-Rekord für einen Karrierestart.
Anschließend bringt Micah Parsons Quarterback Howell mit einem mächtigen Sprung an den Hals zu Fall. Der dritte Sack, den der Spielmacher in diesem Spiel erleidet. Nicht ohne Grund ist er der Quarterback mit den meisten Sacks in dieser Saison, zuvor wurde er in elf Spielen ganze 51-mal zu Boden gebracht. Kurz darauf folgt der nächste Sack bei einem vierten Versuch der Commanders tief in der eigenen Hälfte. Die Cowboys übernehmen 24 Yards vor der Endzone den Ballbesitz, Prescott findet CeeDee Lamb zum nächsten Touchdown. Nach einer 2-Point-Conversion steht es 31:10 und das Spiel ist entschieden. Prescott lässt sechs Minuten vor dem Ende noch einen weiteren Touchdown-Wurf auf KaVontae Turpin folgen.
Und dann schlägt die historische Stunde des DaRon Bland.
NFL-Rekord ist Szene des Spiels
Knapp fünf Minuten sind noch zu spielen, da versucht Howell mit einem Wurf an der gegnerischen 40-Yard-Linie einen Commanders-Kollegen zu finden. Aber Cornerback Bland flitzt instinktiv dazwischen und fängt das Ei ab. Und dann geht alles blitzschnell. Zu schnell für Washington.
Mit schnellen Schritten sprintet der Cowboy gen Endzone. Doch der Weg vor ihm über 63 Yards ist beileibe nicht frei. Drei Gegenspieler lässt Bland mit Finten aussteigen, grandios. Anschließend lässt er sich für den fünften Pick-Six in dieser Saison feiern, also einen abgefangenen Wurf, der zu einem Touchdown in die Endzone getragen wird. Das gab es noch nie. Denn schon ein Pick-Six ist unglaublich schwer. Eine Statistik, die zeigt, wie herausragend dieser Rekord ist: Nur 1993, 1972 und 1971 gelang einem Spieler viermal diese defensive Leistung der Extraklasse. "DaRon Bland is built different", also anders gebaut, schreibt die NFL mit einem Feuer-Emoji auf X.
Mit dem 45:10 hat Dallas seine fünf Heimspiele nun mit einer Gesamtpunktanzahl von 205:60, also mehr als 40 Punkten pro Partie, gewonnen. Ein weiterer kleiner NFL-Rekord: Die Cowboys sind nun das erste Team, das seine ersten fünf Heimspiele einer Saison allesamt mit 20 Punkten oder mehr gewinnt. Nicht eine einzige Sekunde lagen sie in den vergangenen 13 Heimspielen hinten.
Dolly Parton ist Spielerin des Spiels
Dak Prescott? Nein, diesmal überzeugt der Dallas-Quarterback nicht so wie zuletzt und ohnehin stiehlt ihm jemand ganz anderes die Show. In der Halbzeit überrascht Dolly Parton bei ihrem Auftritt im Cheerleader-Outfit der Dallas Cowboys. Den 80.000 Fans im AT&T-Stadium gefällt's. Die 77-jährige Ikone lässt die Menge toben, wirft Handküsse und singt einige ihrer Klassiker, darunter "Jolene" und "9 to 5". Weil es so schön passt, trällert sie auch noch "We are the Champions" und "We Will Rock You" ins Mikrofon. Entertainment-Exzess vom Feinsten, für den die NFL sich nie zu schade ist. Die Football-Liga kostet natürlich einen Auftritt von einer US-Legende bei "America's Team" voll aus. Verrücktes Sport-Amüsement.
In den Tagen vor dem Thanksgiving-Spiel hatte die Country-Sängerin erklärt, mehrere Anfragen für die Halbzeitshow beim Super Bowl abgelehnt zu haben. Parton, die ihr erstes Album 1967 veröffentlichte, im selben Jahr, in dem der erste Super Bowl einen Halbzeit-Sänger hatte, sagte dem "Hollywood Reporter": "Ich dachte einfach, ich sei nicht groß genug dafür - für eine so große Produktion." Parton hat bisher zehn Grammy-Auszeichnungen und 54 Nominierungen - die zweitmeisten für eine Künstlerin - erhalten.
Quelle: ntv.de