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Box-Promoter vor Millionen-Kampf Usyk wird Fury "brechen - mental, dann körperlich"

Oleksandr Usyk nach seinem Sieg gegen den Briten Daniel Dubois im August 2023.

Oleksandr Usyk nach seinem Sieg gegen den Briten Daniel Dubois im August 2023.

(Foto: IMAGO/NurPhoto)

Am 18. Mai stehen die Weltmeisterschaftsgürtel aller großen Box-Verbände auf dem Spiel, gesucht wird der erste unumstrittene Schwergewichts-Champion seit Lennox Lewis. In Saudi-Arabien treffen Tyson Fury und Oleksandr Usyk aufeinander, es geht um viel Geld. Und darum, wer erstmals verliert.

Eineinhalb Wochen vor dem lang erwarteten Showdown der ungeschlagenen Schwergewichts-Champions Tyson Fury und Oleksandr Usyk herrscht im Lager des Ukrainers unerschütterlicher Siegesmut. Usyk-Promoter Alexander Krassyuk prophezeit Fury am 18. Mai in Riad ein böses Erwachen - und vergleicht seinen Schützling mit einem der Klitschkos.

"Oleksandr Usyk wird Tyson Fury brechen. Erst mental, dann körperlich - und dann wird er ihn fertig machen", sagte Krassyuk im exklusiven Interview mit sport.de. Sorgen über ein möglicherweise dubioses Punkturteil zu Ungunsten Usyks hat der Promoter nicht, rechnet vielmehr mit einem vorzeitigen Sieg seines Protegés.

Die Art wie Usyk kämpfe, "lässt seine Gegner ohne Selbstvertrauen zurück. Zuerst isst er ihr Herz, dann ihre Seele und dann hat der Gegner nichts mehr, womit er kämpfen soll, weil die Kondition schwach ist. Fury hat nie mit solch einem Speed umgehen müssen. Er wird also eher aufgeben, als die Distanz zu gehen."

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Dass Rechtsausleger Usyk (1,90 Meter/circa 100 Kilogramm) am 18. Mai in der Kindom Arena von Riad mit erheblichen physischen Nachteilen gegen den in Normalauslage boxenden Fury (2,06 Meter/120 Kilogramm) in den Ring klettert, lässt Krassyuk kalt. "Tyson hat Vorteile in Größe, Reichweite und Gewicht. Punkt. Usyk hat Vorteile in Geschwindigkeit, Box-IQ und Technik."

Fury ist in 34 Kämpfen unbesiegt, Usyk in 21 Kämpfen

Das dickste Pfund des 37-jährigen WBA/WBO/IBF-Champions sei "das Herz - ein unbezwingbares Herz. Er erinnert mich an Vitali Klitschko. Sie sind die gleichen Charaktere: 'Wenn ich gesund bin, gibt es keinen Menschen auf der Welt, der mich schlagen kann.' Das ist sein Mindset. Das trainiert er nicht, daran arbeitet er nicht. Das ist seine Lebenseinstellung."

Ein großer Unterschied zu WBC-Weltmeister Fury sei zudem Usyks Disziplin. "Es gibt einen alten Spruch im Sport: Disziplin schlägt Klasse. Usyk ist ein Meister der Disziplin. Tyson - ich weiß nicht, aber wir können aus der Vergangenheit einige Schlüsse ziehen", spielte Krassyuk auf Furys notorische Form- und Gewichtsschwankungen an. Das letzte Mal, dass der Engländer "richtig fit aussah, war im ersten Kampf gegen Deontay Wilder (2018, Anm. d. Red.). Das wird viel ausmachen - besonders in den letzten Runden."

Der Promoter der von den Klitschko-Brüdern einst gegründeten Agentur "K2" äußerte sich auch zu den Börsen der Kämpfer. "Etwas in die Richtung", antwortete Krassyuk schmunzelnd auf die Frage, ob Fury und Usyk in Saudi-Arabien mehr als 100 Millionen Dollar pro Kopf kassieren. "Wir reden über ein historisches Ereignis. Die Protagonisten dieses Events müssen entsprechend behandelt werden. Die Börsen, die sie bekommen, sollten die Strahlkraft des Kampfes widerspiegeln. Das passiert."

Beim Duell zwischen dem in 34 Kämpfen ungeschlagenen Fury und Usyk - unbesiegt in 21 Profi-Gefechten - stehen die WM-Gürtel aller bedeutenden Weltverbände auf dem Spiel. Der Sieger krönt sich zum ersten unumstrittenen Meister aller Box-Klassen seit Lennox Lewis vor einem Vierteljahrhundert.

"Usyk ist schon jetzt die Ikone der Ukraine geworden"

Für ihn stehe der Kampf in Riad in einer Linie mit den großen Kämpfen von Box-Ikone Muhammad Ali, so Krassyuk. Auch dessen "Rumble in the Jungle" 1974 (in Zaire, heute Demokratische Republik Kongo) gegen George Foreman und der "Thrilla in Manila" 1975 mit Joe Frazier (auf den Philippinen) hätten nicht in den USA, sondern an "anderen, für das Boxen etwas ungewöhnlicheren Orten" stattgefunden. Wie die saudischen Veranstalter um Strippenzieher Turki Al-Sheik "das Boxen behandeln - dafür findet man kaum eine Parallele in der Vergangenheit".

Das absolutistisch regierte Königreich am Persischen Golf ist schon seit längerer Zeit im Begriff, Las Vegas als Epizentrum des Schwergewichts-Boxens abzulösen, stellt dank seines schier unerschöpflichen "Entertainment"-Staatsfonds dutzende Groß-Events auf die Beine. Die Superstars Fury und Anthony Joshua kämpften zuletzt in Riad, Usyks Revanche gegen Joshua 2022 ging in Dschidda über die Bühne.

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Krassyuk hob zudem hervor, wie bedeutend Usyk für die von Russlands Terror-Krieg erschütterte Ukraine sei. "Usyk ist schon jetzt die Ikone der Ukraine geworden. Er ist das Symbol der Ukraine, ein absoluter Nationalheld", sagte er: "Ich erinnere mich, als er gegen Anthony Joshua und Daniel Dubois (2023. d.Red.) geboxt hat: Ich weiß, wie viele Soldaten an der Front, eingegraben in den Boden und unter Beschuss, das live auf ihren Smartphones geschaut haben. Das kann nicht mit Worten beschrieben werden. Diese Gefühle, die Inspiration, die Motivation, die Usyk der Ukraine als Nation gibt. Seine Teilnahme am größten Ereignis des Jahrhunderts inspiriert Menschen, lässt sie sich stärker fühlen, größer."

Der Beitrag des auf der Krim geborenen Box-Champions "zum künftigen Sieg der Ukraine" sei eminent, betonte Krassyuk: "Ich rede nicht von dem Geld, den Millionen, die er spendet. Sein Beitrag als Persönlichkeit. Er nutzt jetzt die Weltbühne, um so viel Aufmerksamkeit auf sein Heimatland zu lenken wie möglich. Deswegen ist Usyk eine Ikone."

Quelle: ntv.de

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