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Heinz-Harald Frentzen im Interview "Vettel ist der kommende Star"

Er war Vizeweltmeister und zehn Jahre lang Formel-1-Pilot. Heinz-Harald Frentzen kennt sich bestens aus im PS-Geschäft. Im Gespräch mit n-tv.de spricht er über den Aufstieg des Sebastian Vettel, die Schwierigkeiten von Rosberg und Heidfeld und seine eigene Sucht zum Motorsport.

n-tv.de: Herr Frentzen, wie haben Sie den Triumph von Sebastian Vettel in Monza erlebt?

Heinz-Harald Frentzen: Ich konnte mir das Rennen live anschauen und war hellauf begeistert. Da steht ein neuer deutscher Star am Horizont. So wie Vettel in Monza gefahren ist, ist er definitiv ein potentieller Weltmeister.

Was macht ihn so stark?

Er ist ein Riesentalent, das war schon vor dieser Saison klar. Aber er lernt in hohem Tempo immer noch sehr viel dazu – macht große Fortschritte. Es gehört schon viel dazu, ein Rennen von vorne weg zu fahren und den Sieg zu holen - dazu noch im Regen. Das war extrem gut.

Vettel ist mit 21 schon in der Weltspitze angekommen. Ist es generell eine neue Entwicklung, dass die Jungs schon so früh so stark sind?

Fahrer wie Alonso, Hamilton oder Vettel kommen sehr jung in die Formel 1 und machen früh Erfahrungen. Das ist eben der Vorteil dieser jungen Generation. Sie sind schon viel professioneller und abgeklärter als wir damals vor 10 bis 15 Jahren. Ich finde diese Verjüngung verdammt toll mit anzusehen.

Ist Sebastian Vettel genauso talentiert wie ein Michael Schumacher?

Wie gesagt, er ist ein großes Talent. Ob er die Formel 1 eines Tages so anführt wie Schumi es getan hat, hängt auch davon ab, wie schnell seine Entwicklung weitergeht. Und natürlich braucht er ein gutes Auto.

Nach der Saison wechselt Vettel von Toro Rosso zu Red Bull. Ist dieser Schritt aus ihrer Sicht ratsam, obwohl Red Bull eher hinterherfährt?

Red Bull hat das größere Budget, da muss er wechseln. Red Bull muss es nun schaffen, sein Auto näher an die Topteams heranzubringen. Dann ist das für Vettel eine ideale Konstellation.

Obwohl Ferrari, Mercedes oder BMW auf ihn aufmerksam geworden sind?

Er hat einen Vertrag bei Red Bull, deshalb stellt sich die Frage eigentlich nicht. Klar ist aber auch: Vettel hat seine Visitenkarte abgegeben. Und die Topteams werden tief ins Portemonnaie schauen, wenn er diese Leistungen weiter bestätigt. Es ist nicht auszuschließen, dass ihn jemand aus diesem Vertrag herauskauft.

Werfen wir einen Blick auf die anderen Deutschen in der Formel 1: In einem Interview im April sagten Sie, Nico Rosberg sei ein zukünftiger Formel-1-Star. Bleiben Sie bei dieser Meinung oder müssen Sie sie revidieren?

An meiner Meinung hat sich nichts geändert. Nico hat großes Potential. Das Grausame in der Formel 1 ist, dass man als Fahrer auch immer vom Team abhängig ist. Williams kann das Entwicklungstempo der anderen Teams derzeit nicht mitgehen. Sie stecken in einem kleinen Loch.

Dabei schien es am Anfang eine gute Partnerschaft zu sein zwischen Rosberg und Williams?

Nicos Einstieg in die Formel 1 war ideal. Er war schon auf dem Podium. Und da muss er auch wieder hin. Nico steckt in einer stagnierenden Phase und es ist entscheidend, dass er da bald wieder rauskommt.

Eine schwächere Phase hatte auch Nick Heidfeld. Wie kommen solche Leistungsschwankungen zustande?

Ich habe mich auch gewundert über Nick. Die Gründe sind schwierig. Es kommt manchmal vor, dass Fahrzeug und Fahrstil nicht so richtig zusammen passen. Das scheint mir bei Nick eine naheliegende Erklärung zu sein.

Könnte die aktuelle Formschwäche auch Kopfsache sein?

Natürlich. Nick ist derzeit nicht in der Lage, dass zu zeigen, was er drauf hat. Letztes Jahr hatte er eine Top-Performance. Solche Umstellungsphasen hat man schon mal.

Adrian Sutil fährt seit 1 ½ Jahren fast immer nur hinterher. Schafft er noch den Durchbruch in der Formel 1?

Ich denke, Adrian hat in dieser Saison seinen größten Sprung nach vorne gemacht. Er hat jetzt mit Giancarlo Fisichella einen erfahrenen Teamkollegen, an dem er sich messen kann. Das ist wichtig zum Einstieg. Adrian kann sich viel abschauen den Fahrstil oder wo man seine Abstimmung des Autos verbessern kann.

Fünf Deutsche fahren zurzeit in der Formel 1. Ist das ein Hindernis für deutsche Nachwuchskräfte?

Wahrscheinlich schon. Es ist durchaus Potential da, aber es ist eben nicht einfach in die Formel 1 zu rutschen. Zu meiner Zeit waren wir mit Michael und Ralf Schumacher sowie Nick Heidfeld auch vier Fahrer. Dann steht der Nachwuchs an der Tür, wird aber nicht mehr hereingelassen.

Sie selbst haben vor zwei Jahren die DTM verlassen aber noch nicht ausdrücklich ihren Rücktritt vom Rennsport erklärt. Sehen wir Heinz-Harald-Frentzen noch mal in einer Rennserie?

Das ist auf jeden Fall nicht auszuschließen. Es macht mir immer noch Spaß, Rennen zu fahren. Wenn sich eine interessante Aufgabe ergibt, wäre ich noch bereit.

In diesem Jahr waren Sie beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring mit einem Hybrid-Wagen am Start. Am Ende standen 95 Runden Rückstand auf den Sieger. Eine Enttäuschung?

Nein, keineswegs. Unsere Idee ist es, die Hybrid-Technik im Motorsport salonfähig zu machen. Wir hatten aber nur ein halbes Jahr Vorlaufzeit und das ganze Projekt ist aus privaten Mitteln finanziert. Da startet man nicht eben mal so durch. Vom Speed her waren wir sogar bei der Spitze dabei. Die Hybrid-Technik hat auch funktioniert, aber der konventionelle Antrieb nicht, worauf wir keinen Einfluss hatten.

Die Hybrid-Technik im Rennboliden funktioniert über einen zusätzlichen Elektromotor, der Bremsenergie in elektrische Energie umwandelt. Ist das die Zukunft im Motorsport?

Ich würde es mir wünschen. Leider ist diese neue Technik noch nicht in allzu vielen Rennserien zugelassen. Wir dürfen damit bisher nur beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring und bei einigen Einladungsrennen antreten. Deshalb sind die Sponsoren auch etwas zurückhaltend, unser Projekt zu unterstützen.

Wollen Sie also ein weiteres Jahr Entwicklerarbeit leisten, mit Hilfe von Sponsoren?

Ja, es gibt dazu auch schon einige Gespräche und Kontakte. Noch ist das alles für die Firmen neu, aber wir nehmen damit eine Vorreiterrolle ein. Und wenn wir es schaffen, das Hybrid-Konzept nocht leichter zu machen, wird die Technik zwangsläufig auch für den ganzen Motorsport interessant.

Bei den 24 Stunden von Le Mans waren Sie zudem in einem Aston Martin unterwegs. Ihr Team kam in der GT-Klasse auf Rang 4 ins Ziel. Ist das ein Erfolg?

Ich hätte das Rennen gerne gewonnen. Wir sind lange mit um den Sieg gefahren. Dann hatten wir Probleme mit der Lichtmaschine und verloren 20 Minuten.

Sie sind jetzt 41 und anscheinend kein bisschen müde. Sind Sie ein wenig motorsportsüchtig?

Ja. Wenn man seit dem Kindesalter nichts anderes macht, ist es eben sehr schwer davon loszukommen.

Quelle: ntv.de, Mit Heinz-Harald Frentzen sprach Niko Hinz

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