Rivale im eigenen Rennstall Vettel muss Webber fürchten
13.07.2009, 17:56 Uhr
Der junge Unbekümmerte und der Routinier im zweiten Frühling: Sebastian Vettel (links) und Mark Webber.
(Foto: dpa)
Für Sebastian Vettel gab es bei seiner Rückkehr zum Red-Bull-Motorhome nur freundlichen Applaus. Ausgelassen war der Jubel erst, als Teamkollege Mark Webber nach seinem Sieg beim Großen Preis von Deutschland und dem anschließenden Interview-Marathon in der Fahrerlager-Residenz des Brauseherstellers auftauchte. Mit La-Ola-Wellen und Champagnerdusche wurde der Australier nach seinem Premieren-Erfolg in der Formel 1 gefeiert. Und spätestens da war auch dem Nürburgring-Zweiten Vettel klar: Sein größter Titelrivale neben WM-Spitzenreiter Jenson Button sitzt im eigenen Rennstall. "Es ist ein guter Kampf zwischen uns", stellte der junge Deutsche betont sachlich fest.
Vettel oder Webber - Teamchef Christian Horner wollte sich nach dem zweiten Doppelerfolg der "Roten Bullen" hintereinander nicht festlegen, wer in der zweiten Saisonhälfte erster Jäger von Brawn- Pilot Button ist. "Sie liegen ja beide ganz nahe beieinander, was die Punkte angeht", meinte der Brite am Nürburgring und erklärte: "Teamorders sind nicht erlaubt, sie fahren gegeneinander."
Die Mischung macht's
Bei Red Bull macht es derzeit der Mix. Die Zutaten: das stärkste Auto, das größte Formel-1-Talent und ein Routinier im zweiten Frühling. Der 22-jährige Vettel eroberte mit seiner Unbekümmertheit die Formel 1 im Sturm. Er ist der stärkste Teamkollege, den der zehn Jahre ältere Webber je hatte, und dessen beste Motivation.

Nach einem schwierigen Winter ist Vettel Webbers beste Motovation.
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Mit seinem ersten Sieg im 130. Grand Prix wurde für den 32-Jährigen ein Märchen wahr. Noch im November drohte ihm nach einem schweren Rad-Unfall auf Tasmanien das Karriereende. Eine komplizierte Beinfraktur und ein Schulterbruch machten Webber zu schaffen. Doch er kämpfte sich heran, machte sich fit, während Vettel in den Tests ihren Dienstwagen in Form brachte. "Es war ein schwieriger Winter", erinnerte sich Webber, der noch immer gehandicapt ist und nicht richtig laufen kann. "Sebastian hat in den Wintertests gezeigt, wozu das Auto in der Lage ist. Das hat mir viel Motivation gegeben."
Luxusproblem mit Nachteil?
Noch ist in der WM-Wertung der Brite Button vorn, doch sein Überraschungs-Team schwächelt plötzlich. In der Eifel erreichte erstmals weder der Brite noch sein Teamkollege Rubens Barrichello einen Platz auf dem Podium. Button liegt derzeit mit 68 Zählern 21 Punkte vor Vettel (47), Webber hat nur 1,5 Punkte weniger als sein Teamkollege. Barrichello (44) rutschte auf Rang vier ab.
Das Luxusproblem, zwei Titelkandidaten zu haben, könnte für Red Bull noch zum Nachteil werden. Button kann hoffen, dass sich die beiden Rivalen gegenseitig die Punkte wegnehmen. Er darf hingegen bei Brawn GP auf den Nummer-1-Status bauen. Barrichello muss sich wie schon in den Ferrari-Jahren an der Seite von Rekordweltmeister Michael Schumacher mit der Rolle des Helfers begnügen - sehr zu seinem Ärger.
Wütender Barrichello
Nach dem Grand Prix auf dem Nürburgring schimpfte der 37-Jährige über seine Benachteiligung. "Ich bin unheimlich verärgert. Wenn es so weitergeht, verlieren wir die Weltmeisterschaft noch", wetterte der Brasilianer. Erst eine Tankpanne, wegen der er einmal mehr als geplant an die Box musste, dann musste er auch noch seinen fünften Platz an Button abgeben - das war zuviel: "Ich wünschte, ich könnte in ein Flugzeug steigen und nach Hause fliegen. Ich will eigentlich mit niemandem in meinem Team reden, weil es doch nur Blabla wäre."
Webber hat indes in der Red-Bull-Schmiede in Milton Keynes ganz andere Sorgen ausgemacht: "Das große Problem in unserer Firma ist im Moment, eine Vitrine für unsere Trophäen zu bauen."
Quelle: ntv.de, Claas Hennig und Christan Hollmann, dpa