Als Konsequenz aus Olympia-Drama Vetter legt sich mit dem Weltverband an
12.08.2021, 19:23 Uhr
In Tokio rutschte Vetter beim Anlauf, tat sich weh, verpasste das Finale der besten Acht.
(Foto: picture alliance / Laci Perenyi)
Wegen des zu weichen Bodenbelags in Tokio fühlt sich Speerwerfer Johannes Vetter um den Olympiasieg gebracht. Um dieses Problem in Zukunft zu verhindern, legt er sich mit dem Leichtathletik-Weltverband an. Sein Ziel: Gleiche Bedingungen überall und zu jeder Zeit.
Bevor Johannes Vetter demnächst im Italien-Urlaub die Seele baumeln und den "Strand genießen" kann, hat das Speerwurf-Ass noch viel vor. Nach den noch anstehenden sechs Wettkämpfen in dieser Saison sollen wieder "alle wissen, wer das Maß aller Dinge ist im Speerwerfen", sagte Vetter, der am Sonntag erstmals nach seinem Olympia-Drama in Offenburg wieder die Bühne betritt. Und nebenbei kämpft Vetter auch für mehr Gerechtigkeit in seiner Disziplin.
Sein Ziel: Genormte Kriterien für die Beschaffenheit des Anlaufs, damit jeder Werfer bei Olympia, WM oder EM auch weiß, was auf ihn zukommt. Der Belag solle "standardisiert" werden, fordert der Ex-Weltmeister. Vetter geht es dabei nicht um die Laufbahn im ganzen Stadion, "es reichen die letzten vier bis acht Meter", beim Anlauf der Speerwerfer: "Da lasse ich mir die Butter nicht vom Brot nehmen. Ich will eine Lösung finden, die für alle passt."
Der Aufwand, um einen solchen Standard-Belag zu verlegen, sei "total gering. Das könnte ich am Tag vor dem Wettkampf fast selber machen", sagte Vetter, der bereits entsprechende Gespräche führt und beim Weltverband World Athletics sein Anliegen einreichen will.
Sollte der 28-Jährige kein Gehör finden, will er darüber nachdenken, seine "Arztrechnungen zu sammeln und World Athletics zu schicken. Da kommt einiges zusammen". Der Pole Marcin Krukowski, hinter Sportsoldat Vetter die Nummer zwei der Welt und in Tokio wie London-Olympiasieger Keshorn Walcott bereits in der Qualifikation gescheitert, prüft sogar schon rechtliche Schritte.
"Ich bin in kein Loch gefallen"
Vetter, nach seinen 90-Meter-Würfen in Serie als Topfavorit nach Tokio gereist, war bei Olympia nicht über 82,52 Meter und Platz neun hinausgekommen. Auf dem neu verlegten Belag konnte der Sportsoldat seine Technik nicht umsetzen, war immer wieder weggerutscht, wie beim "Aquaplaning". Werfer mit einer anderen Technik kamen mit dem Belag besser zurecht. "Diese Machtlosigkeit, diesen Ärger, dass ich nicht abrufen konnte, was ich drauf habe", treiben Vetter weiter um.
Am Sonntag wirft er in Offenburg erstmals wieder nach seiner Rückkehr aus Japan, zudem stehen für ihn noch Wettkämpfe in Lausanne, Paris, Chorzow, Zürich und Berlin an. Tokio sollte der Höhepunkt seiner Karriere werden, fünf Jahre hat er nur für diesen einen Tag trainiert, "aber ich bin in kein Loch gefallen", sagte Vetter, auch wenn er sich über die Verhältnisse dort weiter "tierisch aufregt".
Doch es geht weiter, immer weiter. Vetter will auch in Zukunft antreten, um "Weltrekord oder vielleicht 100 Meter zu werfen". Doch dafür braucht er den richtigen Belag beim Abwurf.
Quelle: ntv.de, tsi/sid