Babbel wackelt VfB-Krise verschärft sich
06.12.2009, 11:46 Uhr
Für Babbel könnte es eng werden.
(Foto: AP)
Randalierende Fans vor dem Stadion und Teamchef Markus Babbel mehr denn je auf der Kippe: Die Krise des VfB Stuttgart hat nach dem 1:1 (0:0) im Kellerduell der Fußball-Bundesliga gegen den VfL Bochum eine neue Dimension erreicht. Noch am Abend des 05. Dezembers setzte sich der Vorstand zusammen, um über mögliche Konsequenzen zu beraten. Ergebnisse wurden vorerst nicht bekannt, dafür wurde das obligatorische Auslaufen der Mannschaft am Morgen erst einmal verschoben. Selbst ein Rücktritt Babbels ist nicht mehr ausgeschlossen. Er müsse dieses Spiel erst einmal verarbeiten, um keine Entscheidungen aus einer Emotion heraus zu fällen, sagte er in Interviews mit mehreren Fernsehsendern.
Die Fans des VfB hatten sich nicht derart unter Kontrolle. Bis zu 3000 von ihnen belagerten nach dem Spiel das Verwaltungsgebäude des Vereins am Stadioneingang. Nach Angaben der Polizei versuchten sogar mehrere hundert, das Vereinsheim zu stürmen. Sie schrien immer wieder "wir haben die Schnauze voll", einige zündeten Knallkörper. Insgesamt wurden dabei zwei Beamte verletzt und drei Fans festgenommen, die Polizei setzte Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Bereits vor dem Anpfiff hatten etwa 100 Anhänger versucht, den Mannschaftsbus an der Einfahrt ins Stadion zu hindern. Auch hier griff die Polizei ein. Während der 90 Minuten wurden die Spieler immer wieder ausgepfiffen.
Führungsetage gespalten
Der späte Bochumer Ausgleich machte das Dilemma der Stuttgarter deutlich. Die Führungsetage ist gespalten in Befürworter und Gegner eines Babbel-Rauswurfs, Aufsichtsrats-Chef Dieter Hundt hatte das der "Stuttgarter Zeitung" gerade erst in einem Interview bestätigt. Dazu offenbarte das achte sieglose Spiel in Folge, wie verfahren die Zusammenarbeit zwischen Teamchef und Mannschaft ist.
Babbel zeigte sich in den vergangenen Wochen stets entschlossen und selbstbewusst. Er hat davon nur kaum etwas auf seine Spieler übertragen können. Abgesehen vom Beginn der zweiten Halbzeit, als durch Serdar Tasci die Führung gelang (63.), bot der VfB in dieser so wichtigen Partie eine mut- und leidenschaftslose Vorstellung. Ein Auflehnen gegen die Krise war nicht zu sehen. Babbels Einschätzung, dass "jetzt auch der Letzte weiß, worum es geht", erwies sich als Phrase. Seine Maßnahmen, Thomas Hitzlsperger als Kapitän abzusetzen und das Training zu verschärfen, blieben ohne Wirkung.
Stimmung und Aussichten mies
Der Teamchef stellte sich selbst am Samstag vor sein Team. Die Stimmung im Stadion habe zur Verunsicherung beigetragen, meinte er. Gleichzeitig fallen aber immer wieder Beispiele auf, in denen VfB-Profis ihre eigenen Interessen über die des Vereins stellen. Tasci machte nach dem Bochum-Spiel seiner Verärgerung Luft, dass nicht er, sondern Matthieu Delpierre zum neuen Kapitän ernannt wurde. Roberto Hilbert hatte nach einer Auswechselung schon einmal seine Schienbeinschoner vor die Trainerbank gepfeffert.
Babbel schritt dagegen nie ein. Dass er außerdem keine Stammelf fand und ständig das taktische System wechselte, schwächte seine Autorität zusätzlich. Auch am 05. Dezember machte der VfB den Eindruck, als wisse er nicht, wie er sich gegen defensiv eingestellte Bochumer zu verhalten habe. Die Gäste kamen nach einer Roten Karte für Diego Klimowicz (81.) selbst in Unterzahl zum 1:1 durch Christian Fuchs (89.). Und als wäre das alles nicht schon bitter genug, verletzten sich beim VfB auch noch Zdravko Kuzmanovic und Hitzlsperger (Verdacht auf Muskelfaserriss). Stimmung und Aussichten sind nicht gut vor dem "Endspiel" in der Champions League am Mittwoch gegen Urziceni.
Quelle: ntv.de, Sebastian Stiekel, dpa