Alles ganz normal VfB geht's ruhig an
14.05.2007, 14:44 UhrDurchatmen vor dem Schwabenstreich, Kräfte sammeln für den Titel-Coup: Die Woche vor dem möglichen Meisterschaftstriumph begann für den VfB Stuttgart eigentlich wie immer -mit einem trainingsfreien Montag. Das große Zittern überlässt der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga der Konkurrenz. Vor dem Finale am Samstag gegen Energie Cottbus ist Ruhe erste schwäbische Bürgerpflicht. "Das wird eine ganz normale Woche. Wir behalten alles so bei", sagte Trainer Armin Veh, der montags immer gerne in seiner Augsburger Heimat bei Spaziergängen mit Flat Coated Retriever George entspannt.
Durch das Abspulen des Normalprogramms soll die kaum vermeidbare Nervosität vor dem möglichen ersten Double in der Vereinsgeschichte in erträglichen Grenzen gehalten werden. "Natürlich ist der Druck jetzt bei uns, aber wir wollen locker bleiben. Wir haben das ganz große Ziel vor Augen und wollen uns nicht verrückt machen lassen", erklärte der scheidende Torwart Timo Hildebrand. Auch die jüngeren Spieler wiederholen gebetsmühlenartig das Erfolgsrezept. "Wir werden hart arbeiten diese Woche und müssen noch einmal voll konzentriert sein", meinte Mario Gomez. "Meine Jungs sind einfach so. Von denen hebt keiner ab", registrierte Veh zufrieden, dass seine Schützlinge auf große Sprüche verzichten.
Karten fürs Endspiel
Zum Training am Dienstagnachmittag erwartet der Verein zwar mehr Kiebitze als gewöhnlich, doch Massen werden den Wasen nicht stürmen. Die Begeisterung der VfB-Fans lässt sich jedoch am Schwarzmarkt messen: Für das seit Wochen mit 56.000 Zuschauern ausverkaufte Heimspiel im Daimlerstadion werden Karten in einem Internet-Auktionshaus für steigende dreistellige Summen gehandelt.
Die Fans ohne Ticket haben vor der Entscheidung nur noch bis Donnerstag die Möglichkeit, beim Vormittagstraining ihren Idolen nahe zu sein. Die abschließende Übungseinheit am Freitag findet wie immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Danach bezieht das Team mitsamt Betreuern das Mannschaftshotel in der Stuttgarter Innenstadt. Beim üblichen Schlummer-Bier muss der Tross diesmal ohne Freitagsspiel der Bundesliga auskommen.
Ein Punkt reicht
Die kribbelnde Konzentration am entscheidenden Samstag setzt bereits lange vor der Abfahrt um 14.00 Uhr ins Daimlerstadion ein. Ein Punkt gegen Cottbus würde dem VfB zum fünften Meistertitel reichen, wenn Schalke nicht mit mehr als drei Toren gegen Bielefeld gewinnt. Im Erfolgsfall wird Guido Buchwald, der Stuttgart 1992 mit seinem Kopfball zum 2:1 in Leverkusen letztmals zum Meister machte, die Meisterschale an Kapitän Fernando Meira überreichen.
Ein Autokorso bringt die Spieler dann zum Schlossplatz, wo zehntausende Fans in einer Neuauflage der WM-Party die Mannschaft bejubeln werden. Doch anders als beim "Sommermärchen 2006" wird es nach jetzigem Stand kein gemeinschaftliches Mitfiebern vor der Großbildleinwand auf Stuttgarts Vorzeige-Viereck geben. Stadt und Verein wollen den Wirten das Geschäft nicht kaputt machen. Überlegt wird noch, ob es an anderer Stelle ein zentrales Public Viewing geben wird.
Nach der Fan-Fete wird die Mannschaft im kleinen Kreis das Bundesliga-Finale feiern. Offen ist noch, in welchem Rahmen. "Wir werden ganz sicher nicht etwas planen. Wir waren die ganze Saison auf dem Boden und werden es weiter bleiben", sagte Ludovic Magnin fast schon entrüstet. Ausufernd soll die Sause nicht werden: Schließlich will der VfB eine Woche später im DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Nürnberg in Berlin seine unglaubliche Saison krönen.
Quelle: ntv.de