Sport

Eklat in Stuttgart Vierer-Start abgesagt

Die deutschen Verfolger haben für einen Skandal bei den Weltmeisterschaften in Stuttgart gesorgt. Nach einer Meuterei des für Thüringen fahrenden Quartetts Jens Lehmann, Sebastian Siedler, Christian Bach und Daniel Becke sagte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) am Donnerstagabend den für Freitag geplanten Start des Vierers ab.

Das Quartett hatte sich geweigert, gemeinsam mit den Berlinern Guido Fulst, Robert Bartko und Robert Bengsch anzutreten. Es kam damit einer Aufforderung ihres Heimtrainers Jens Lang nach, der die vier Fahrer via E-Mail zum Boykott aufgefordert und die Fortsetzung der Zusammenarbeit davon abhängig gemacht hatte.

"Lassen uns nicht erpressen"

"Der BDR lässt sich nicht erpressen. Deswegen ist es nicht möglich, einen Vierer auf die Bahn zu bringen", erklärte BDR-Präsidentin Sylvia Schenk. Der Leipziger Lehmann, der wie Siedler (Gera) und Bach (Erfurt) für das Thüringer Team Köstritzer fährt, sowie Becke (Erfurt) wurden noch am Abend nach Hause geschickt.

Schenk erklärte zudem die Nationalmannschafts-Karrieren der vier Fahrer für beendet und ein Olympia-Start in Athen für ausgeschlossen. "Es wird einen Neuaufbau für 2004 gegen mit Fulst und Bartko und Talenten", sagte sie. Damit ist der olympische Gold-Vierer, der bei den Spielen 2000 mit Weltrekord gewonnen hatte, Geschichte.

Weiter Bereitschaft zum Start

Lehmann, Becke, Siedler und Bach boten am späten Abend auf einer improvisierten Pressekonferenz ihre Bereitschaft zum Start an. "Wir sind in Stuttgart bis zum Vierer-Start, wir sind auch in der Halle und weiter bereit zu fahren. Es geht darum, dass wir nicht mit Robert Bartko und Guido Fulst fahren. Dass das eine Scheiß-Situation ist, braucht mir keiner zu sagen", erklärte Lehmann.

Nach dem Viertelfinal-Aus von Becke und Bartko war der seit der Nichtnominierung von Lehmann schwelende Streit erneut eskaliert. Becke unterlag in 4:27,379 Minuten dem Briten Paul Manning und Bartko in 4:26,522 dem Spanier Sergi Escobar. Daraufhin wiederholte Lehmann seine Betrugsvorwürfe gegen die Teamleitung, die Bartko statt ihn für den Wettbewerb aufgestellt hatte.

"Um Riesenchance betrogen"

"Ich bin um eine Riesenchance betrogen worden", wetterte der 35-jährige WM-Dritte des Vorjahres und nannte Bartko einen Touristen. "Er hat sich charakterlos verhalten. Ich kann vergeben, aber nicht vergessen. Ich gehe nicht noch einmal auf ihn zu. Ich bin doch kein Kasper", konterte Bartko, Doppel-Olympiasieger von Sydney.

Kurzerhand zitierte Schenk die beiden Streithähne, Sportdirektor Burckhard Bremer und Bundestrainer Bernd Dittert zu einem Krisengipfel in die Katakomben der Schleyerhalle. Danach wähnte die BDR-Präsidentin den Eklat abgewendet. Umso überraschter war sie von der Rebellion am Abend. "Das kam für mich aus heiterem Himmel", sagte sie.

Das Fass zum Überlaufen brachte offensichtlich die E-Mail von Jens Lang, Stützpunkttrainer in Erfurt und Coach des Köstritzer-Teams, an seine Fahrer mit dem Boykott-Aufruf. "Deshalb fordere ich Euch auf, gemeinsam ein Signal für sportliche Fairness, Kameradschaft, Ehrlichkeit und Vertrauen zu setzen", schrieb Lang dem Quartett. Genau mit diesen Worten begründeten die vier Fahrer in einer Presseerklärung ihren Boykott.

Deutsche erfolglos

Nach dem Eklat um den deutschen Vierer blieben am Donnerstag auch die sportlichen Erfolge aus. Bei den drei Entscheidungen des zweiten WM-Tages konnte sich kein BDR-Akteur einen Podiumsplatz sichern.

Die 4000-Meter-Einerverfolgung dominierte der Brite Bradley Wiggins. Der 23-Jährige setzte sich in 4:18,576 Minuten im Finale gegen den Australier Luke Roberts durch.

Im Keirin-Wettbewerb fügte der Franzose Laurent Gane seiner reichhaltigen Titelsammlung einen weiteren bei. Der 30-Jährige verwies nach einem überlegenen Schlusssprint den australischen Titelverteidiger Jobie Dajka und Barry Forde aus Barbados auf die Plätze zwei und drei.

In der ersten Entscheidung des Tages verteidigte die Weißrussin Natalia Tsilinskaja ihren Titel im 500-m-Zeitfahren erfolgreich. Die 27-Jährige benötigte nur 34,078 Sekunden und verwies die Mexikanerin Nancy Contreras Reyes (34,516) sowie die Chinesin Cuihua Jiang (34,746) auf die Plätze zwei und drei.

Quelle: ntv.de

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