Stadion-Streik beendet WM 2010 teurer als gedacht
20.11.2007, 12:51 UhrDas Ende des Bauarbeiterstreiks am neuen Fußball-Stadion in Durban ist in Südafrika mit Erleichterung aufgenommen worden, doch die Weltmeisterschaft 2010 wird für das Land deutlich teurer, als bislang angenommen. Die Kosten für die landesweiten Bauarbeiten werden sich nach jüngsten Berechnungen auf 3,4 Milliarden Rand (etwa 347 Millionen Euro) belaufen und damit um 0,6 Milliarden Rand über dem bislang veranschlagten Budget liegen. Diese vorläufigen Zahlen verkündete der stellvertretende Finanzminister Jabu Moleketi in Pretoria.
Kurz vor der Auslosung der Qualifikationsgruppen am Sonntag in Durban steigt dennoch der WM-Optimismus. Bei einer repräsentativen Umfrage äußerten sich 63 Prozent der Südafrikaner positiv zum momentanen Stand der Vorbereitungen - deutlich mehr als bei der letzten Befragung vor zwei Jahren.
Alle Bauvorhaben im Zeitplan
Neben dem Neu- und Umbau der zehn WM-Stadien sind das Zug-Projekt "Gautrain" im Großraum Johannesburg sowie die Subventionen zur Modernisierung der in Südafrika üblichen Minibusse die größten Infrastrukturmaßnahmen. Bis Mitte Dezember will Moleketi Zahlenmaterial vorlegen und die Gründe für die Kostenexplosion nennen. Trotz des Anstiegs würden alle Bauvorhaben im Zeitplan fertig gestellt, versicherte der Politiker fünf Tage vor der Auslosungszeremonie, bei der sich Südafrika der Fußball-Welt erstmals als Gastgeber präsentiert.
Nach fast zweiwöchiger Pause waren am Morgen die Arbeiten am WM-Stadion in Durban fortgesetzt worden. Zur Frühschicht erschienen 1000 Arbeiter auf der Großbaustelle. Am Vortag hatten sich Gewerkschaftsvertreter mit den Bauherren auf zwei Sonderzahlungen in Höhe von insgesamt etwa 600 Euro für jeden Arbeiter geeinigt. Die Forderung nach Zahlung des nationalen Mindestlohns für Angestellte der an dem Bau beteiligten Subunternehmer wurde hingegen nicht erfüllt.
PR-Debakel vermieden
Durch die Einigung verhinderten die WM-Gastgeber ein PR-Desaster. In der Hafenstadt werden zum Wochenende etwa 3.000 Delegierte und Gäste erwartet. Das Ereignis wird in weit mehr als 100 Ländern live im Fernsehen übertragen. Eine drohende Ausweitung des Streiks auf alle zehn Stadienbaustellen des Landes hätte erneut massive Zweifel an der WM-Tauglichkeit Südafrikas heraufbeschworen.
Nach Angaben des Organisationskomitees sollen alle Bauten trotz des zwölftägigen Streiks rechtzeitig fertig gestellt werden, auch das Moses Mabidha-Stadion (70.000 Zuschauer, mit Potenzial zum Ausbau auf 85.000).
Insgesamt vier Neubauten
Für die erste Fußball-WM auf afrikanischem Boden vom 11. Juni bis 11. Juli 2010 werden vier Stadien in Kapstadt (Greenpoint-Stadion 68.000 Zuschauer), Port Elizabeth (Nelson-Mandela-Bay-Stadion 46.000), Durban und Nelspruit (Mombela-Stadion 48.000) neu gebaut.
Renoviert oder erweitert werden die beiden Arenen in Johannesburg (Soccer-City-Stadion 94.700 und Ellis-Park-Stadion (70.700) sowie die Stadien in Pretoria (Loftus-Versfeld-Stadion 55.000), Bloemfontain (Free-State-Stadion 46.000), Rustenburg (Royal-Bafokeng-Stadion 45.000 und Polokwane (Peter-Mokaba-Stadion 45.000).
Südafrikaner optimistisch
Laut einer repräsentativen Umfrage des TNS-Forschungsinstitutes äußerten sich 63 Prozent der Befragten positiv über den Vorbereitungsstand ihres Landes. "Es gab einen zunehmend positiven Trend über die vergangenen 21 Monate - im September 2005 hatten nur 40 Prozent das Gefühl, dass wir so weit seien", sagte TNS-Sprecher Neil Higgins. Die meisten WM-Optimisten gebe es im Großraum Johannesburg, am wenigsten dagegen seien sie in Kapstadt zu finden. Im Mai und Juni waren landesweit rund 2000 erwachsene Südafrikaner aller Rassen- und Klassen zur WM befragt worden.
Quelle: ntv.de