Wiedersehen bei Freundinnen WM 2011 in Deutschland
30.10.2007, 11:06 UhrDie deutschen Fußball-Fans können sich auf ein neues Sommermärchen freuen. Der Weltverband FIFA hat sich von der eindrucksvollen Bewerbung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) überzeugen lassen und Deutschland genau einen Monat nach dem Gewinn des Titels erstmals mit der Ausrichtung einer Frauen-Weltmeisterschaft betraut.
Im Jahr 2011 wird die Fußballwelt fünf Jahre nach der berauschenden WM-Party der Männer getreu dem DFB-Bewerbungsmotto "ein Wiedersehen bei Freunden" feiern. "Der Ausrichter der Frauen-Weltmeisterschaft ist der Fußball-Verband von Deutschland", verkündete FIFA-Präsident Joseph Blatter um 15.10 Uhr nach dem wohl deutlichen Votum des Exekutivkomitees in Zürich feierlich.
Die deutsche Delegation um Theo Zwanziger brach sofort in großen Jubel aus. Der glückliche DFB-Präsident fiel Rekordnationalspielerin Birgit Prinz in die Arme. "Das ist eine ganz große Ehre für uns. Wir sind sehr stolz und dankbar für diese Auszeichnung", so Zwanziger strahlend. "Das ganze Land, die Menschen und der DFB freuen sich auf diese Aufgabe. Für den Frauenfußball in aller Welt ist das eine gute Entscheidung."
Auch Brasilien feiert
Die Männer-WM 2014 wurde von der FIFA an Brasilien vergeben. Damit findet zum zweiten Mal nach 1950 eine Endrunde im Land des fünfmaligen Weltmeisters statt. Brasilien war der einzige Bewerber um die Ausrichtung des Turniers.
"Alle in Brasilien lieben Fußball. Deshalb ist es toll für unser Land, dass die WM dort stattfindet", kommentierte Nationalspieler Lucio vom deutschen Rekordmeister Bayern München den Zuschlag für sein Heimatland.
WM wohl mit 16 Teams
Als Spielorte der Frauen-WM, deren genauer Termin noch nicht feststeht, hat der DFB zunächst zwölf Städte ausgewählt. Dabei ist für das Eröffnungsspiel an Berlin, für das Finale an Frankfurt/Main gedacht. Außerdem soll in Augsburg, Bielefeld, Bochum, Dresden, Essen, Leverkusen, Magdeburg, Mönchengladbach, Sinsheim und Wolfsburg gespielt werden, falls die FIFA die Teilnehmerzahl auf 24 Teams erhöht.
Sollte es bei 16 Endrunden-Teilnehmern bleiben, werden wohl einige Orte gestrichen. "Der Trend geht im Augenblick dazu, bei 16 Mannschaften zu bleiben", verriet DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach.
Der deutschen Nationalmannschaft von Silvia Neid eröffnet sich nun die große Chance, den Titel-Hattrick vor heimischen Fans zu schaffen. "Eine WM im eigenen Land bestreiten zu dürfen, ist eine einmalige Angelegenheit. Ich hatte immer ein gutes Bauchgefühl", freute sich die 43-jährige Cheftrainerin. Ihr Kollege Joachim Löw gratulierte: "Ich bin überzeugt, dass die WM wie schon im Sommer 2006 ein großes Fest für alle wird und die tolle Stimmung im ganzen Land der Frauen- Nationalmannschaft helfen wird, den angestrebten Titel-Hattrick tatsächlich zu schaffen."
Emotionale Präsentation
Mit einer stimmungsvollen und bewegenden Präsentation hatte der DFB zuvor die letzten Zweifel am Sieg über den einzigen und recht bieder aufgetretenen Mitbewerber Kanada beseitigt. Ungeachtet einer technischen Panne führte ARD-Moderatorin Monica Lierhaus im langen schwarzen Abendkleid charmant durch den 15-minütigen Auftritt, mit dem der DFB wohl die letzten Unentschlossenen unter den 21 stimmberechtigten Mitgliedern der "FIFA-Regierung" überzeugte.
Bundeskanzlerin Angela Merkel Merkel, die bei der Präsentation zuvor eine Videobotschaft übersandt hatte, gratulierte zum großen Erfolg. "Dies wird eine weitere hervorragende Gelegenheit sein, mit Freunden aus aller Welt ein herrliches Fußball-Fest in Deutschland zu feiern. Ganz besonders freue ich mich auch für unsere frisch gekürten Weltmeisterinnen." Ihre sportlich außergewöhnlichen Leistungen würden nun "eine glanzvolle Bühne vor heimischem Publikum erhalten".
Euphorisierte Ministerin
Geradezu euphorisch war auch Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. Die Präsentation fand sie großartig. "Sie war begeisternd, kraftvoll und hoch professionell", schwärmte von der Leyen, die als Regierungsvertreterin in die Schweiz gereist war. "Das ist eine großartige Chance und ein hoher Vertrauensbeweis für ein fußballbegeistertes Land", sagte sie nach der Entscheidung. Die Ministerin ist überzeugt, dass die Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland eine weitere "Dynamik" bekommt. "Ich kann versichern, dass die Regierung geschlossen hinter ihnen steht und ein ganzes Land mit der Mannschaft mitfiebert", sagte sie in Richtung Zwanziger.
Selbst die Mikrofonpanne am Anfang änderte nichts am überzeugenden Auftritt bei der Präsentation. "Das hat nichts ausgemacht. Es hat gezeigt, dass die Deutschen nicht perfekt sein müssen", meinte Franz Beckenbauer. Der "Kaiser", der als Organisationschef bereits die Männer-WM 2006 nach Deutschland geholt hatte, rührte wieder als "Lokomotive" die Werbetrommel. "Die Begeisterung von 2006 kann man sicher nicht überbieten, aber sie wird ähnlich groß sein. Und das ist ja auch schon genügend", warnte Beckenbauer davor, die beiden Weltmeisterschaften miteinander zu vergleichen. Auch DFB-Ehrenpräsident Gerhard Mayer-Vorfelder - Beckenbauers Vorgänger im FIFA-Exekutivkomitee - hatte seinen großen Einfluss in der internationalen Fußball-Familie geltend gemacht. "Alle UEFA- Vertreter hatten uns zugesagt, dass sie für Deuschland sind", meinte "MV". Das genaue Abstimmungsergebnis indes blieb ein Geheimnis.
Erst Gänsehaut, dann Erleichterung
Vor allem die filmischen Porträts über die dreimalige Weltfußballerin Birgit Prinz und Jung-Nationalspielerin Fatmire Bajramaj sowie Bilder von der WM 2006 und dem Gewinn der Frauen-WM durch die DFB-Elf vor rund vier Wochen in China weckten große Emotionen. "Ich hatte eine Gänsehaut", gestand die 30-jährige Prinz, die nach der Bekanntgabe erleichtert war. "Wenn man es dann hört ist es schon was anderes. Ich hoffe, es wird ein tolles Ereignis, der unserem Sport einen weiteren Schub verleiht."
Der Beitrag über die aus dem Kosovo stammende Bajramaj, die in einem Videofilm u.a. mit Stöckelschuhen und Kleid einen Ball balancierte, sollte zeigen, wie Mädchen mit Migrationshintergrund in Deutschland durch den Sport den sozialen Aufstieg schaffen können. "Fußball war und ist mein Leben. Ohne ihn könnte ich nicht existieren", betonte die 19-Jährige, die in dem Film ihre Geschichte von der Flucht als Vierjährige bis zur Fußball-Weltmeisterin 2007 schilderte. "Ich war vorher furchtbar nervös, habe total gezittert", gestand sie. "Jetzt ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Dass wir die WM bekommen haben, ist ein Traum."
von Ulli Brünger und Arne Richter, dpa
Quelle: ntv.de