Erneute Arbeitsniederlegung WM-Arena in Südafrika bestreikt
21.11.2007, 15:54 UhrDurban putzt sich eifrig für Südafrikas ersten großen WM-Auftritt heraus, doch ein erneuter Bauarbeiter-Streik wirft Schatten auf die glamouröse Auslosungsshow in der Hafenmetropole. Nur einen Tag nach dem Ende des Ausstands auf der Baustelle des Fußball-Stadions in Durban legten die Beschäftigten in Nelspruit die Arbeit nieder, um für höhere Löhne und bessere Bedingungen bei der Errichtung der dortigen Mbombela-Arena zu protestieren. Kurz vor der Los-Zeremonie zur Einteilung der weltweiten Qualifikationsgruppen für das Turnier 2010 im Internationalen Congress Centrum von Durban nutzen die Arbeiter offenbar das steigende internationale Interesse, um eine Aufstockung der aus ihrer Sicht unzureichenden Entlohnung zu erzwingen.
"Zu streiken, ist das Recht aller Arbeiter auf der ganzen Welt. Unsere Aufgabe ist es, die Beteiligten schnell zu einer Einigung zu bewegen", sagte der Geschäftsführer des WM-Organisationskomitees Danny Jordaan - und verwies nahezu entschuldigend auf die Bahnstreiks in Deutschland und Frankreich. Offensichtlich versuchen die WM-Macher, die Wogen zu glätten, denn die Nachricht des erneuten Ausstandes trifft sie zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Südafrika will sich im Fokus der Weltöffentlichkeit als potenter Gastgeber für 2010 präsentieren und endlich alle Krisenstorys über bedrohliche Kriminalitätsraten und gravierende Organisationsprobleme widerlegen. "Die Auslosung wird helfen, das falsche Bild zu korrigieren. Es wird ein Weltklasse-Ereignis", sagte Jordaan.
Die Arbeiter in Durban hatten mit ihrem Streik Zusatzzahlungen von etwa 600 Euro pro Person erreicht. Angestellte der auf den Baustellen arbeitenden Subunternehmen bekommen aber weiterhin nicht den nationalen Mindestlohn. Der lokale WM-Chef Jordaan verheimlichte nicht die Bedeutung der Stadionbauten: "Es ist eine der großen Herausforderungen." Den eng angelegten Zeitrahmen bis zur geplanten Fertigstellung in Gefahr bringen können die Streiks derzeit aber nicht, versicherte Horst R. Schmidt. Der vom Weltverband FIFA entsandte deutsche WM-Berater sieht die Arbeiten auf Kurs: "Kurze Streiks von ein paar Tagen machen nichts aus", sagte Schmidt.
Die insgesamt vier Stadion-Neubauten und sechs Umbauten sind ohnehin nicht Südafrikas größtes Problem. Die Sicherheit der WM-Besucher und das praktisch nicht existierende öffentliche Transportsystem stellen die Organisatoren vor größere Aufgaben. "Die Sicherheit bewegt uns alle. Jeden Tag bekommen wir Nachricht, dass kriminelle Dinge passiert sind. Ich kann nur sagen, dass alle Organe sehr konsequent an einem Sicherheitsplan arbeiten", betonte Schmidt.
Südafrika hat eine der weltweit höchsten Mord-, Raub- und Vergewaltigungsraten. Überfälle sind in den Metropolen an der Tagesordnung. Bei der WM sollen 176.000 Polizisten und 40.000 Reservisten einsatzbereit sein. Zudem sollen auch private Sicherheitsdienste eine Rolle spielen. Alle entscheidenden Plätze sollen laut Schmidt 2010 mit einer "Sicherheitsgarantie" versehen sein. Jordaan verweist auf Südafrikas Erfahrung - wie bei der Rugby-WM 1995, dem bislang größten Sportevent auf afrikanischem Boden: "Es kam bei Sportereignissen bislang zu keinem einzigen Zwischenfall."
Von Arne Richter und Ralf E. Krüger, dpa
Quelle: ntv.de