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Krieg der Sterne WM-Duell gewinnt an Schärfe

In der Formel 1 tobt der Krieg der Sterne immer heftiger. Weltmeister Fernando Alonso und der WM-Führende Lewis Hamilton kämpfen mit allen Mitteln um die Fahrer-Krone und setzen sich dabei nun sogar über alle Regeln hinweg. Nach dem Boxenstopp-Zwischenfall von Budapest mussten auf Anweisung von McLaren-Boss Ron Dennis sogar zwei Leibwächter die beiden Hitzköpfe vor einer handgreiflichen Auseinandersetzung zu bewahren.

Die beiden Teamkollegen schaden mit ihrem Privatkrieg auch dem Arbeitgeber immer mehr. Denn mit seinem ungewöhnlichen Park-Manöver im Qualifying in Budapest ist Weltmeister Alonso weit über das Ziel hinausgeschossen. Strafversetzung für den Spanier, keine Punkte für seinen Rennstall - mit diesem Urteil schockten die Sportkommissare des Automobil-Weltverbandes FIA die Silberpfeile zur Geisterstunde.

Sauerei und Kündigungsgrund

"Das war eine Sauerei von Fernando. Das war unsportlich, weil es alles geplant war. Alonso sollte lieber versuchen, Hamilton auf der Strecke zu schlagen", sagte der dreimalige Formel-1-Weltmeister Niki Lauda am RTL-Mikrofon. Spyker-Teamchef Colin Kolles meinte sogar, dass "bei uns ein Fahrer nach so einer Aktion rausfliegt".

Alonso hatte den Briten Hamilton beim letzten Boxenstopp im Qualifying ausgebremst. Der Titelverteidiger zögerte seinen Halt so lange hinaus, dass der hinter im wartende Teamkollege keine Chance mehr auf eine schnelle Runde hatte. Bis zum diesem Zeitpunkt führte Hamilton. Dann aber raste Alonso zur Bestzeit und entriss dem Wunderkind die Pole Position.

Der Spanier durfte sich bis wenige Minuten vor Mitternacht freuen, dann riss ihn das Urteil der Sportkommissare vermutlich aus allen Träumen. Statt von der Pole Position musste der Weltmeister seine Aufholjagd im Titelrennen nur von Startplatz sechs beginnen. Den Platz an der Sonne bekam so Hamilton zugesprochen. Auch auf der Rennstrecke liefern sich beide ein Kopf-an-Kopf-Rennen, vor dem Ungarn-Grand-Prix führte Neuling Hamilton mit nur zwei Punkten Vorsprung vor Alonso.

Milde für Alonso, Härte für McLaren

Dem FIA-Urteil waren mehrstündige Beratungen vorausgegangen. "Die Stewards befinden, dass Alonso unnötig einen anderen Fahrer behindert hat", hieß es in der Begründung. Härter als der Spanier wurde dessen Arbeitgeber bestraft. McLaren-Mercedes wurde mit dem Abzug aller Konstrukteurs-Punkte beim Großen Preis von Ungarn belegt. Laut FIA werden "die Aktionen des Teams in den finalen Minuten der Qualifikation als schädlich für das Interesse des Wettbewerbs und des Motorsports angesehen".

McLaren-Mercedes legte Einspruch ein. Die Verhandlung vor dem Berufungsgericht wird nach Angaben einer FIA-Sprecherin erst in den nächsten Wochen stattfinden. Ein Protest gegen den Rennausgang von Budapest sei nicht möglich, der Einspruch richte sich deshalb nur gegen den Punktabzug in der Marken-WM.

Dabei ist die Schuldfrage längst nicht eindeutig geklärt. Denn Alonso sagte, dass er "auf Anweisung meines Teams über Funk" so spät losgefahren sei. TV-Kameras hatten allerdings Bilder eingefangen, dass der Spanier offenbar erst nach mehrmaligem Blickkontakt mit seinem Physiotherapeuten verspätet Gas gab. Am Sonntag meinte der Spanier: "Die Kommissare können schreiben, was sie wollen. Es gibt keinen Artikel, gegen den ich verstoßen habe. Vielleicht kennen die Kommissare ihre Regeln nicht."

"Fuck you"

McLaren-Teamboss Ron Dennis verteidigte Alonso und gab seinem Ziehsohn Hamilton die Schuld an dem Skandal. Der Newcomer habe Runden zuvor den Befehl des Teams, Alonso überholen zu lassen, missachtet.

Hamilton vermutete neben Alonsos Foul auch eine Strafaktion von Dennis. "Versuch mich nicht so zu hintergehen", soll der Brite über den Boxenfunk geschimpft haben. "Sprich nicht so mit mir", meinte Dennis zurück. Als letzte Replik von Hamilton ist ein "Fuck you" übermittelt.

Duellanten unter Kontrolle?

"Innerhalb des Teams herrscht definitiv Druck. Beide Fahrer sind sehr konkurrenzfähig und wollen gewinnen. Wir versuchen alles, um diesen Druck auszubalancieren, aber nach dieser Sache ist der Druck noch größer geworden", meinte Dennis. Alonso hatte sich mehrfach über eine Benachteiligung im deutsch-britischen Team öffentlich beklagt, nun kam es zur Retourkutsche.

Mercedes-Sportchef Norbert Haug glaubt als einer der wenigen, dass das Team die beiden Duellanten im Kampf um die WM-Krone noch unter Kontrolle hat: "Es knallt nicht. Wenn man zwei kämpferische Fahrer hat, dann ist einfach was los." Den Vorwurf, "wir würden uns selbst blockieren", bezeichnete Haug als "hanebüchen".

Quelle: ntv.de

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