VW dementiert Einmischung WOB-Training ohne Dejagah
10.10.2007, 12:00 UhrDer VfL Wolfsburg hat auf die anhaltende kontroverse Diskussion um Ashkan Dejagah reagiert und seinen Mittelfeldspieler vorerst vor der Öffentlichkeit abgeschirmt. Der iranisch-stämmige deutsche U21-Nationalspieler, der nach seiner Absage des U21-Länderspiels am kommenden Freitag in Israel in die öffentliche Kritik geraten war, fehlte am Vormittag beim ersten Training der Niedersachsen in dieser Woche.
Coach Felix Magath erklärte nach der Übungseinheit, er habe dem 21-Jährigen lediglich einen Tag frei gegeben. "Ashkan ist nicht suspendiert worden. Er wird weiterhin mit der Mannschaft trainieren", betonte der 54-Jährige.
Kein Druck vom Sponsor
Gerüchte, dass Dejagahs Befreiung vom Training auf Drängen des VfL-Hauptgesellschafters und Hauptsponsors Volkswagen erfolgt sei, wies der Automobilkonzern zurück. "Das war eine Entscheidung von Trainer Felix Magath, der einen geordneten Trainingsbetrieb gewährleisten wollte", sagte Andreas Meurer, Leiter der VW-Unternehmenskommunikation.
Die Länderspiel-Absage des Deutsch-Iraners aus "persönlichen Gründen" hat zu einer kontroversen Debatte in Deutschland geführt. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, forderte den Ausschluss des U21-Profis aus dem deutschen Nationalteam. Auch Politiker von SPD und CDU übten deutliche Kritik an Dejagah. Peter Danckert (SPD), Vorsitzender des Sportausschusses im Bundestag, bezeichnete die Entscheidung des 21-Jährigen als "klare politische Aussage, die nicht akzeptabel" sei.
"Sehr persönliche" Gründe
Auch Bundestrainer Joachim Löw hatte mit Unverständnis reagiert. "Ich kenne die politischen Probleme. Grundsätzlich hätte ich vom Spieler aber erhofft und erwartet, dass er aus sportlichen Gründen und als deutscher U 21-Nationalspieler eine andere Entscheidung trifft. Das muss ich schon ganz klar sagen", meinte Löw in der "Welt".
Dejagah selbst hatte die Absage des Länderspiels in einer Pressemitteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit persönlichen Motiven begründet: "Ich bitte um Verständnis, dass diese Gründe sehr persönlicher Natur sind und in meinem engsten familiären Umfeld begründet liegen."
Seit der Islamischen Revolution von 1979 lehnt es der Iran ab, Israel anzuerkennen und verbietet seinen Staatsbürgern die Einreise sowie den sportlichen Wettkampf. Das Verbot wurde von den jeweiligen Verbänden in den vergangenen 28 Jahren strikt und ohne Ausnahme umgesetzt.
Zwanziger will "nachbohren"
DFB-Präsident Theo Zwanziger inzwischen räumte Fehler im Umgang mit dem Thema ein. Man habe Dejagahs Entschuldigung zu schnell akzeptiert und hätte mehr nachfragen und nachbohren müssen. Dies werde der DFB nun nachholen. Zwanziger kündigte an, zeitnah das Gespräch mit dem Spieler suchen zu wollen: "Mal sehen, ob wir es nach dem EM-Qualifikationsspiel der Nationalmannschaft am kommenden Mittwoch in München hinbekommen."
Die Bundesregierung will sich in den Fall nicht einmischen. Das sei in erster Linie eine Angelegenheit des Deutschen Fußball- Bundes (DFB), sagte ein Sprecher von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) in Berlin. Das von Zwanziger angestrebte Gespräch sei "sicherlich der richtige Ansatz".
Zweifelhaftes Lob
Die iranischen Medien deuteten Dejagahs Absage durchgehend als bewusste politische Aussage. Die Sportzeitung "Goal" lobte die Entscheidung als "heroisch und meisterlich". Das staatliche Fernsehen sprach von einem "sehr ehrenvollen Verhalten von einem jungen Mann, der nicht mal im Iran aufgewachsen ist".
Die Offiziellen des iranischen Fußballverbandes hielten sich hingegen mit Reaktionen bislang zurück. In den israelischen Medien spielte das Thema keine Rolle.
Quelle: ntv.de