Rehm zu Winter-Paralympics? Weitsprung-Dominator siegt auch im Schnee
23.12.2022, 19:08 Uhr
Rehm ist der Überflieger im Weitsprung. Nun probiert er was Neues aus - und siegt prompt wieder.
(Foto: IMAGO/Mika Volkmann)
Vom Sand in den Schnee: Temperaturen von minus 24 Grad Celsius sind für Markus Rehm gewöhnungsbedürftig, doch im Sport ist er sofort in seinem Element. Dabei probiert sich der Dominator des Weitsprungs nur mal auf dem Snowboard aus. Doch sein Sieg macht dem Prothesenathleten Mut für mehr.
Markus Rehm schlängelte sich elegant durch die engen Steilwandkurven, gekonnt meisterte er die vereisten Bodenwellen - selbst die Bibber-Temperaturen konnten ihm nichts anhaben. "Es ist zwar saukalt mit minus 24 Grad", sagte der Sommerexperte, aber es "macht richtig Bock". Beim Wechsel von der Tartanbahn in den Schnee fühlte sich der dreimalige Paralympics-Sieger im Weitsprung gleich pudelwohl.
Denn schließlich stand er im kanadischen Big White Ski Resort sofort dort, wo es auch im Sommer quasi immer endet - auf dem obersten Treppchen. Gleich bei seiner Wettkampf-Premiere auf dem Snowboard fuhr der Prothesenathlet im paralympischen Banked Slalom auf Rang eins. "Was für ein Abenteuer", schwärmte er. Und es dürfte kein einmaliger Ausflug bleiben, Rehm hat Lust auf mehr.
"Was haltet ihr von der Idee, dem Weitsprung ein bisschen Snowboard-Action hinzuzufügen?", fragte der gebürtige Göppinger seine Instagram-Follower und versah den Post mit einem nachdenklichen Smiley. Das überraschend erfolgreiche Debüt im zweitklassigen Nations Cup bringt den Weitsprung-Weltrekordler offenbar ernsthaft ins Grübeln. Folgt dem Gold-Angriff von Paris die Medaillen-Attacke in Mailand und Cortina? Offen. Doch verwundern würde es kaum.
Beim Wakeboarden unter Schiffsschraube geraten
Der Athlet des TSV Bayer Leverkusen war schon immer ein sportliches Multitalent. Als Kind entwickelte Rehm eine Leidenschaft fürs Wakeboarden, was in den Bewegungsabläufen dem Snowboarden ähnelt. Dabei kam er im Alter von 14 Jahren nach einem Sturz in die Schraube eines vorbeifahrenden Schiffes, sein schwer verletztes rechtes Bein musste unterhalb des Knies amputiert werden. Doch Rehm kämpfte sich mit Prothese zurück in den Sport - und wie.
Seit 2011 ist er im Para-Weitsprung bei Großereignissen ungeschlagen, hat sich längst zum Gesicht des deutschen Behindertensports entwickelt. Im Kampf für Inklusion und auf der Suche nach Konkurrenz bemühte sich Rehm gleich mehrfach vergebens um eine Olympia-Teilnahme. Er liebt die Herausforderung - die Versuche mit dem Snowboard kommen deshalb keineswegs überraschend. Und wer weiß, vielleicht bringt es der Ehrgeizling tatsächlich auch auf Schnee und Eis 2026 zu paralympischen Ehren.
Quelle: ntv.de, ara/sid