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Von Düsseldorf zu großen Titeln Wie das UFD Gym seine MMA-Diamanten schleift

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Nur ein kleiner Teil der rund 40 Kämpfer im UFD Gym.

(Foto: Michael Bauer)

Die University of Fighting Düsseldorf zählt zu den führenden Standorten der deutschen MMA-Szene. Das Gym hat einige der besten Käfigkämpfer in seinen Reihen und verfolgt bewusst einen sehr internationalen Ansatz. Den findet man gleich in mehreren Bereichen.

Die Rechnung ist einfach: MMA + NRW = UFD. Wer sich mit Mixed Martial Arts in Nordrhein-Westfalen auseinandersetzt, der kommt an der University of Fighting Düsseldorf (UFD) nicht vorbei. Das Gym zählt seit Jahren zu den führenden Standorten der deutschen MMA-Szene. Aber warum zieht es viele der besten Kämpfer in die Location an der Kölner Straße? "Das ist so, wie wenn du einen Fußballer fragst, warum er bei Real Madrid spielt. Wir sind das beste Gym in Europa. Die Konstellation hier ist einzigartig", erklärt der 31-jährige Mittelgewichtskämpfer Kerim Engizek selbstbewusst.

Das Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr. Ähnlich wie Real Madrid mischen die Düsseldorfer Fighter auf nationaler und internationaler Ebene regelmäßig oben mit. Kein anderes Gym in Deutschland kann so viele ehemalige und amtierende Champions in großen Organisationen vorweisen wie das UFD. Das lässt sich gleich am Eingang des Gyms begutachten - die Vitrine mit den Championship-Gürteln ist prall gefüllt.

Das Gym trägt die Handschrift der beiden Brüder Ivan und Tomi Dijakovic, die das UFD 2013 gegründet haben. Drei Jahre später zog man dann an den jetzigen Standort um. Auf 1200 Quadratmetern trainieren rund 40 Profikämpfer, dazu toben sich Hunderte Mitglieder in Kampfsportkursen wie Boxen, Kickboxen, Ringen, Luta Livre und Brazilian-Jiu-Jitsu aus. Boxring, Crossfit-Bereich, MMA-Käfig und eine groß angelegte Sparringsfläche, dazu eine Sauna und ein Kältepool. Training und Regeneration sind in Düsseldorf voll abgedeckt.

Zwei Brüder als Strippenzieher

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Auslage und Equipment sind im UFD Gym erstklassig.

(Foto: Michael Bauer)

Die Aufgaben im Management des Gyms und der Fighter teilen sich Ivan und Tomi brüderlich unter einander auf. Beide sind in allen Bereichen eingebunden, können so ihre Stärken besser einbringen. Tomi kümmert sich um das Organisatorische und Administrative, Ivan kümmert sich um das Matchmaking und die Vertragsverhandlungen der Athleten. "Die Profis sollen sich ausschließlich aufs Kämpfen fokussieren. Das ist das Wichtigste in einer Karriere. Die Planung wer, wann und wie - das übernehmen wir", erklärt Tomi Dijakovic im Gespräch mit ntv.de.

Wie vielfältig das Ganze sein kann, zeigt sich während unseres zweitägigen Besuchs im Gym fast stündlich. Immer wieder greifen die beiden Brüder zum Telefon. Alles muss im Hintergrund geregelt werden. Dabei ereilt Tomi Dijakovic ein Anruf von seinem Kämpfer Antun Račić (ehemaliger Bantamgewichts-Champion bei KSW), der in Polen kämpfen soll und am Flughafen in Warschau abgeholt werden muss. Die beiden sind Landsmänner, sprechen auf Kroatisch. Nach einem kurzen Austausch klingelt der UFD-Manager direkt beim Fahrer des Veranstalters durch und regelt die Abholung auf Englisch.

Der Ansatz des Gyms, vorwiegend auf internationaler Ebene zu agieren, war eine ganz bewusste Entscheidung, wie Bruder Ivan Dijakovic erläutert: "Wir haben über 40 MMA-Kämpfer, aber für mich ist Profi nicht gleich Profi. So kannst du dich erst nennen, wenn du mit dem Sport deinen Lebensunterhalt verdienen kannst. Und das geht vor allem in den großen internationalen Organisationen."

Dort sollen die UFD-Fighter nicht nur dabei sein, sondern auch um Titel kämpfen können. "Wir haben in dem Bereich die stärksten Kämpfer bei uns. Roberto Soldic war zweifacher KSW-Champion, der stärksten Organisation in Europa. Jetzt kämpft er bei ONE Championship. Abus Magomedov ist in der UFC, dort wird er in der Zukunft um den Titel im Mittelgewicht kämpfen. David Zawada war in der UFC und wird bald wieder in einer US-Organisation zu sehen sein. Simon Biyong ist bei Bellator, Lom-Ali Eskijew bei KSW - wir haben also bereits viele Kämpfer in den Top-Ligen."

Hoffen auf den "Boris-Becker-Moment"

Die nationalen Organisationen lassen die Dijakovic-Brüder aber nicht außen vor, schließlich veranstalten beide mit ihrer eigenen Promotion "Elite MMA Championship" (EMC) Kämpfe für Profis und den Amateurbereich. In Sachen Events gebe es in Deutschland aber noch sehr viel zu tun, "damit wir die großen Hallen füllen", erzählt Ivan Dijakovic. "Wir sind auf dem richtigen Weg, aber wenn ich zum Beispiel nach Polen schaue, dann brauchen wir noch fünf Jahre, bis wir dahin kommen. MMA Deutschland hat noch kein Gesicht in den größten Organisationen - in der UFC oder in ONE Championship." Dijakovic wünscht sich einen "Boris-Becker-Moment" im deutschen MMA. "Boris hat damals Wimbledon gewonnen und plötzlich wollten alle Tennis spielen." Das würde für mehr mediale Aufmerksamkeit sorgen und den Sport in ein anderes Licht rücken. "Aufklärungsarbeit" sei das Wichtigste, schließlich würden viele noch glauben, dass es bei MMA keine Regeln gebe.

Die Charaktere, die das deutsche MMA auch international erfolgreich repräsentieren, will das UFD formen. Und da gibt es neben den von Dijakovic genannten Top-Leuten gleich mehrere Kandidaten, die zu Höherem berufen sind. Kerim Engizek würde gerne in der UFC sein Können beweisen, mit elf Siegen in Folge stehen seine Karten sogar gut, bald in der "Champions League" des MMA ins Oktagon zu steigen. Einen ähnlichen Plan verfolgt der 24-jährige Islam Dulatov, der "noch vier bis fünf Kämpfe" in kleineren Organisationen wie der deutschen Liga NFC abliefern will, wo sein nächster Fight im Dezember ansteht, ehe es in die UFC geht.

Dabei hat Dulatov ein sehr ungewöhnliches zweites Standbein, das man eher nicht mit dem Sport in Verbindung bringt. Er modelt für Marken wie Gucci oder Hugo Boss. "Nach meinem nächsten Kampf muss ich einige Aufträge nachholen, die ich wegen meiner sportlichen Entwicklung ausgesetzt hatte", so Dulatov. Ein anderer Weg hat Halbschwergewichtler Marc Doussis ins UFD geführt. Eigentlich ist der 32-Jährige von Beruf Polizist, pausiert aber gerade, um sich voll auf seine sportliche Karriere zu konzentrieren. "Auch wenn MMA immer salonfähiger wird, fehlt in manchen Bereichen noch die Anerkennung", so Doussis, der mittlerweile bei der polnischen Organisation KSW antritt. Die Geschichten hinter den Fightern sind also da. Eine gute Basis, um ein breites Publikum anzusprechen. Nun müssen diese MMA-Diamanten nur noch geschliffen werden.

Spezialisten auf allen MMA-Ebenen

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Trainer Ivan Hippolyte (m.) legt Wert auf Technik und Kondition, weil viele der Kämpfer regelmäßig vor Fights stehen.

(Foto: Michael Bauer)

Und deshalb setzt das UFD-Team bei den Trainern auf echte Spezialisten. Der Brasilianer Leozada Nogueira leitet die Jiu-Jitsu-Einheiten der Profis, sein Landsmann Gleison Tibau ist für das MMA-Grappling zuständig. Beim MMA-Striking dirigiert Ivan Hippolyte. Der Niederländer reist zweimal die Woche aus Amsterdam an, ist dazu bei allen Kämpfen seiner Schützlinge am Käfig mit dabei. Laut und mit Überzeugung gibt er den Fightern vom Aufwärmen bis hin zu einzelnen Übungen Kommandos. Der Ton ist militärisch, wer trödelt, bekommt schon mal einen strengen Blick. Auch wenn es sich um Profikämpfer handelt, spielt Autorität eine große Rolle. "Ohne diese Strenge lässt sich das Training auf diesem Niveau sonst nicht effizient ausführen", so Tomi Dijakovic.

Die Einheit unter Hippolyte gilt als härteste im UFD Gym. Nach intensiven Punch- und Kick-Kombinationen am Sandsack folgen noch fünf Runden à fünf Minuten Sparring - das entspricht einem Titelkampf im MMA. Überhaupt ist die Intensität bei den Einheiten der Profis auffallend hoch. "Hartes Sparring heißt nicht, jemanden K.o. zu schlagen. Natürlich passieren Körpertreffer", sagt David Zawada nach der Einheit. Der 32-Jährige ist seit neun Jahren im UFD und einer der arriviertesten Kämpfer. Das Niveau sei einfach immer sehr hoch, das Verletzungsrisiko aber gering. "Hier passen alle auf", so Zawada. Bei Schlägen und Tritten gehe es im Sparring vor allem um Präzision. 100 Prozent geben die Kämpfer nur, wenn sich das Sparring ins Ringen verlagert. "Da musst du Gas geben, denn da braucht ein MMA-Kämpfer die größte Kondition", betont Zawada.

Und auch da hat das UFD einen echten Spezialisten an der Hand. Max Schwindt trainiert die Profis seit zwei Jahren, zuvor war er jahrelang Trainer einer Ringer-Bundesligamannschaft. Er sieht Ringen als beste Grundlage für den Einstieg ins MMA, auch wenn viele Techniken nicht übertragbar sind. "Für schöne Würfe gibt es bei MMA keine Wertung", so Schwindt. Die Grundlagen seien aber essenziell. "Wenn ich Ringen kann, bestimme ich, wo der Kampf stattfindet." Das gelte für offensive, wie defensive Aktionen. "Bin ich ein starker Boxer, kann aber Takedowns verteidigen, bleibe ich natürlich im Stand. Ein starker Ringer wird immer versuchen, den Kampf auf den Boden zu bringen."

"Wir sehen den Zuspruch aus der Gesellschaft"

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Spezialisten auf allen Ebenen des MMA, internationale Beziehungen und erfolgreiche Kämpfer in den Top-Organisationen des Sports - das UFD-Paket klingt gut, "einfach so weitermachen" ist aber für Tomi Dijakovic auch keine Option. "Stillstand ist ja kein Fortschritt. Wir wollen immer, dass sich die Profis weiterzuentwickeln. Es kommen junge Kämpfer nach, aber die Profis, die wir haben, sind aktuell im besten Alter. Die Basis ist also geschaffen, dass sie noch mehrere Jahre weiterkämpfen können."

Mittlerweile stößt das Gym aber an Kapazitätsgrenzen. "Wir sehen den Zuspruch aus der Gesellschaft. Mehr und mehr Leute werden bei uns Mitglieder. Das UFD Gym größer machen - das ist ein Gedanke, mit dem beide Brüder spielen, bei dem die Vorstellungen aber ausnahmsweise einmal auseinander gehen. "Ivan würde gerne einen zweiten Standort aufmachen, ich habe eine größere Halle im Sinn", erklärt Tomi Dijakovic. Sein Traum sei eine Halle mit einer Fläche von 3000 bis 4000 Quadratmetern. "American Style", ergänzt er noch. Klingt wieder richtig international. Zum Bild des UFD würde das in jedem Fall gut passen.

Quelle: ntv.de

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