Sport

Brasilien Wie immer Favorit

Jeder Fußballfan der Welt würde wohl zu gerne einmal an der Stelle Luiz Felipe Scolaris stehen. Wie kaum ein anderer Coach konnte der Brasilianer bei der Zusammenstellung seines Kaders für die Weltmeisterschaft aus dem Vollen schöpfen.

In der spanischen, italienischen, deutschen, französischen und portugiesischen Liga zählen so viele Brasilianer zu den absoluten Topstars, dass Scolari locker zwei bis drei schlagkräftige Truppen für das anstehende Turnier hätte formen können.

Wer es sich leisten kann, bei einer Weltmeisterschaft auf Bundesligastürmer wie Amoroso (18 Bundesligatore), Elber (17), Marcelinho (13) und Ewerthon (10) zu verzichten und Weltklasse-Mittelfeldleute wie Z Roberto, Evanilson und Dede zu Hause lassen kann, ist wahrhaft zu beneiden. Lucio von Bayer Leverkusen ist der einzige der brasilianischen Weltklassespieler in der Bundesliga, den Scolari als WM-tauglich befand.

Der Trainer ließ den erfolgreichsten Torschützen Europas, Jardel vom FC Porto, sowie den Weltmeister von 1994, Romario unberücksichtigt. Nicht einmal die Tränen des Altstars konnten den Coach rühren, mit denen Romario seine Nominierung durchsetzen wollte.

Ein anderer Weltstar findet sich freilich im brasilianischen Kader wieder, der schon fast als abgeschrieben galt. Nach 29 Monaten verletzungsbedingter Abwesenheit zog Ronaldo von Inter Mailand am 27. März erstmals wieder das gelb-grüne Trikot des vierfachen Weltmeisters an und überzeugte den Trainer von seiner wiedererlangten Fitness.

1994 war er als 17-Jähriger mit der ihm zugedachten Reservistenrolle zufrieden gewesen. Bei der letzten WM 1998 in Frankreich hinterließ sein mysteriöser Schwächeanfall im Finale gegen Frankreich einen bleibenden Eindruck von seiner körperlichen Fragilität.

Sollte er erneut gesundheitliche Probleme bekommen, müssen andere für ihn in die Bresche springen. Dies dürfte bei dem Kader, der Scolari zur Verfügung steht, nicht sonderlich schwer werden. Der 22-Jährige Ronaldinho Gaucho, Star-Stürmer von Paris St. Germain ist derzeit in absoluter Topform. Auch Luizao, der noch in Brasilien bei Gremio Porto Alegre spielt, ist sicher mehr als ein Ergänzungsspieler. Der Stürmer ist für die nächste Saison bei Hertha BSC Berlin im Gespräch. Insgesamt nominierte Scolari 11 Europa-Legionäre und 12 in Brasilien tätige Profis in seinen Kader.

Bei der Qualifikation zur Weltmeisterschaft hatte Brasilien nicht überzeugen können. Der vierfache Weltmeister verlor sechs seiner 18 Spiele. Darunter waren demütigende Niederlagen wie das 1:2 im Juli 2000 gegen Paraguay, ein 0:3 gegen Chile im August 2000 und ein 1:3 gegen Bolivien im November 2001. Vier Trainer betreuten seit der letzten WM das Team, 59 Spieler wurden ausprobiert. Unter Scolari wurde die Krise schließlich überwunden und die 17. Teilnahme am Endrundenturnier garantiert.

Als Dritter der Südamerika-Gruppe qualifizierte sich der vierfache Weltmeister direkt – hinter Argentinien und Ecuador. Somit bleibt Brasilien das einzige Land, das noch an jeder Weltmeisterschaft teilgenommen hat. Wie hoch die Erwartungen im Heimatland sind, zeigen die Reaktionen auf einen Sieg gegen Malaysia unmittelbar vor WM-Beginn. Zwar gewann Brasilien mit 4:0 durch die Tore der Stürmer Ronaldo, Juninho Paulisto, Denilson und Edilson. Die Fans waren aber mit der Leistung des Teams keineswegs zufrieden, da alle Treffer in der zweiten Spielhälfte erzielt worden waren.

Das schwerste Formtief in der Geschichte des Nationalteams scheint allerdings überwunden. Nominell zählt Brasilien immer zu den Top-Favoriten einer Fußballweltmeisterschaft. Und so wird der Weg zum Titel auch in diesem Jahr nur über die Südamerikaner führen.

Das Aufgebot Brasiliens für die Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea:

Tor: Rogerio Ceni (FC Sao Paulo), Marcos (SC Palmeiras), Dida (Corinthians Sao Paulo)

Abwehr: Lucio (Bayer Leverkusen), Cafu (AS Rom), Belletti (FC Sao Paulo), Junior (AC Parma), Roberto Carlos (Real Madrid), Roque Junior (AC Mailand), Anderson Polga (Gremio Porto Alegre), Edmilson (Olympique Lyon)

Mittelfeld: Gilberto Silva (Atletico Mineiro), Emerson (AS Rom, verletzt), Ricardinho (Corinthians Sao Paolo, nachnominiert) Juninho Paulista (Flamengo Rio de Janeiro), Kaka (FC Sao Paulo), Kleberson (Atletico Paranaense), Vampeta (Corinthians Sao Paulo),

Angriff: Ronaldo (Inter Mailand), Luizao (Gremio Porto Alegre), Edilson (Cruzeiro Belo Horizonte), Denilson (Betis Sevilla), Rivaldo (FC Barcelona), Ronaldinho Gaucho(Paris St. Germain)

Quelle: ntv.de

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