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Formel-1-Vorschau Bahrein Wie stark ist Vettel wirklich?

Drei Rennen sind in der Formel 1 vorüber - und die einst so festgefahrene PS-Welt ist völlig aus den Fugen geraten. Da kommt ein weißes Phantom nahezu aus dem Nichts und fährt das Establishment der Königsklasse in Grund und Boden. Die silbernen und roten Branchenführer fahren nur noch hinterher und dürfen samstags nach dem zweiten Durchgang des Qualifyings die Koffer packen.

Und dann kommt in China noch ein junger, zweifellos begabter Pilot und dominiert im Regen wie einst Michael Schumacher in seinen besten Zeiten. Keine Frage, die Koordinaten der Formel 1 sind gründlich durcheinandergewirbelt worden. Den Zuschauer darf das freuen, den Bossen der millionenschweren Rennställe dürfte das schlaflose Nächte bereiten.

Red Bull bereits ohne Diffusor konkurrenzfähig

Nach dem Grand Prix von Schanghai stellt sich für die ambitionierten Teams die bange Frage: Wie stark ist Vettel wirklich? Schon ohne den umstrittenen Heckdiffusor war Red Bull das einzige Team, das mit den Brawn-GP-Autos halbwegs mithalten konnte. Jetzt ist das Bauteil offiziell abgesegnet, und alle, die den Diffusor bisher nicht hatten, forschen intensiv an dem Aerodynamik-Bauteil. Es scheint also auch ohne Diffusor einen Vorsprung bei Red Bull zu geben.

Sicher liegt die Strecke in Schanghai dem österreichisch-britischen Team. Bereits im letzten Jahr erreichte Vettel in China den respektablen vierten Platz. Allerdings noch im Red-Bull-Tochter-Team Torro Rosso. Wirklich erschrecken muss die Konkurrenz allerdings die Abgebrühtheit, mit der der 21-jährige Heppenheimer bei schwierigsten Bedingungen auf der Strecke diesen Grand Prix nach Hause fuhr.

In Europa wird es richtig spannend

Vettel war nahezu der einzige Fahrer, der genau null Fehler machte. Das zeugt nicht nur von Können, sondern auch von Kaltschnäuzigkeit. Dass er die grundsätzlich hat, konnte man bereits bei seinem ersten Sieg im vergangenen Jahr in Monza sehen. Aber der Deutsche kann sie wohl zum richtigen Zeitpunkt, nämlich wenn sich die Gelegenheit bietet, auch abrufen.

Sicher ist das, was wir in China gesehen haben, eine Momentaufnahme. Spätestens wenn der Rennzirkus nach Europa kommt, werden die Karten neu gemischt. Dann wird McLaren wieder stärker sein und wohl auch Ferrari zur Spitze aufschließen. Doch selbst Formel-1-Guru Niki Lauda traut dem Red-Bull-Team und Vettel eine entscheidende Rolle im Kampf um die WM zu. Und er muss es wissen. Schließlich war er selbst einst an der Spitze des damaligen Jaguar-Rennstalls und weiß, was das Team zu leisten im Stande ist.

Rot und Silber düpiert

Für die Zuschauer zeichnet sich in jedem Fall die spannendste Saison seit Jahren ab. Nach drei Rennen steht fest, dass nichts fest steht. Und genau das hatte die FIA mit ihren Regeländerungen im Sinn. Für den Sport sind die neuen Regeln ein Segen, für die Investoren jedoch ein überaus großes Problem. Denn gerade in der Autokrise lassen sich die Millionen-Budgets nur mit Erfolgen rechtfertigen.

Die einstigen Branchenführer, Ferrari und McLaren-Mercedes, leiden unter dieser bitteren Erkenntnis. Ron Dennis musste bei den Engländern schon den Hut nehmen. Allerdings wegen fortgesetzter Arroganz gepaart mit dreisten Lügen. Bei Ferrari hat diese Woche ebenfalls heftig die Hütte gewackelt. Die dienstägliche Ansprache von Luca di Montezemolo dürfte wohl noch nie so heftig ausgefallen sein. Die Roten aus Maranello fahren auf Bewährung. Bei einem weiteren Desaster in Bahrein dürften wohl Köpfe rollen.

Pech für Heidfeld und Rosberg

Nur eines scheint sich nicht geändert zu haben. BMW-Sauber bleibt ein Team mit hohen Ansprüchen, die am Ende nicht verwirklicht werden können. Irgendwas ist immer, zumindest bei Nick Heidfeld. So war es auch schon in der vergangenen Saison. Dabei schien BMW vor der Saison so gut im Rennen zu liegen.

Bitter war das Rennen für Williams. Schon wieder hat es Nico Rosberg eigentlich drin gehabt aufs Podest zu fahren. Und wieder, wie schon in Australien, hat es nicht gereicht. Schade für den Wiesbadener, denn man würde ihm den Erfolg durchaus gönnen. Es wäre an der Zeit.

Toyota mit Potenzial nach oben

Auch bei Toyota beschleicht den Betrachter das Gefühl, dass die Fahrer und das Auto eigentlich mehr können. Jarno Trulli schied wegen einer Kollision mit BMW-Pilot Kubica aus. Timo Glock brachte als Siebter immerhin noch Punkte mit nach Hause. Er hatte Pech, dass er schon aus der Boxengasse starten musste. Wäre er beim Start weiter vorne losgefahren, hätte er wohl mehr Zähler geholt. Obwohl Glock bei allen drei bisherigen Rennen in den Punkten lag, hat er sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft.

Man darf gespannt sein, wie stark Toyota ist, wenn einmal alles klappt. Gleiches Gilt für Nico Rosberg im Williams und Nick Heidfeld im BMW. Die entscheidende Frage vor dem Rennen im Wüstenstaat Bahrein ist und bleibt aber: Wie stark sind Red Bull und Sebastian Vettel wirklich?

Quelle: ntv.de

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