Bundesligisten gelassen "Wir warten ab"
05.04.2002, 11:54 UhrSehr viel stärker als die erfolgreichen Spitzenvereine sind die so genannten kleineren Klubs der beiden Bundesligen von den Kirch-Millionen abhängig. Viele bestreiten mehr als die Hälfte ihres Saison-Etats mit den Einnahmen aus den Fernseh-Rechten, die von der Deutschen Fußball Liga (DFL) an die Klubs weiter geleitet werden.
Bei einer Umfrage von n-tv.de unter Vereinen der 1. und 2. Liga kam jedoch heraus: Für Horrorszenarien und Bankrott-Sorgen wird derzeit von der Mehrheit kein Anlass gesehen, die meisten gehen davon aus, dass der bis 2004 geschlossene Vertrag über 1,53 Mrd. Euro erfüllt wird.
Oliver Büser, Sprecher des SC Freiburg, sieht seinen Arbeitgeber nicht in finanzieller Gefahr: „Unser Verein ist kerngesund, wir haben stets nur das Geld ausgegeben, das wir hatten.“ Zum Anteil der Kirch-Millionen an der Gesamtfinanzierung des Vereins will er deshalb auch keine Auskunft geben.
Beim SV Waldhof Mannheim (2. Liga) ist nach Worten von Roland Bode „noch keine Panik ausgebrochen“. Die Sportlichen Ziele hätten derzeit Vorrang vor dem Schmieden von Notfallplänen. „Wir haben unser Budget gerade heruntergeschraubt.“ Der SV Waldhof will in der nächsten Saison sieben Mio. Euro umsetzen, wovon vier Mio. aus DFL-Mitteln eingeplant sind.
„Ich gehe davon aus, dass die Verträge eingehalten werden“, sagt Markus Sieger von der SpVgg Unterhaching (2. Liga). Über den konkreten Anteil der TV-Gelder am Gesamtetat für die aktuelle Saison will er sich nicht äußern. Von den veranschlagten 8.9 Mio. Euro kommen zwischen 35 und 45 Prozent von Kirch.
Über ein Leben ohne Kirch-Gelder mag auch Miriam Herzog vom VfL Wolfburg nicht spekulieren: „Es ist noch viel zu früh, um sich zu den Risiken zu äußern. Wir warten ab, was passiert.“
Anders im Osten: Die stolze Summe von 22 Mio. Euro hat der FC Energie Cottbus für die nächste Saison veranschlagt, wovon 14,5 Mio. aus dem TV-Topf kommen sollen. "Ohne dieses Fernsehgeld gäbe es in der Lausitz keinen Profifußball", stellt Vereinssprecher Ronny Gersch klar. Wir haben natürlich Ängste."
Auch Martin Kind, Präsident des Bundesliga-Aufsteigers Hannover 96, äußerste sich skeptisch. Im Falle einer Insolvenz von Kirchs Kerngesellschaft sei sein Verein ernsthaft in Gefahr. "Zu hohe Spielergehälter bei gleichzeitig zu geringer Ertragssituation in den Klubs - das ist eine klare Fehlentwicklung", sagte Kind. Auch für seine Kollegen gelte, "von Vereinsseite gegenzusteuern".
Quelle: ntv.de